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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Brandy ein. »Eine Routinesache«, sagte ich. »Es wird dich nicht interessieren.«
      Der Stock stampfte auf den Boden. »Ich habe dir eine Frage gestellt, mein Junge, du wirst mir gefälligst antworten.«
      »Nun gut, wenn dir dann wohler ist. Burke und ich sind von einem gewissen Hoffer in Auftrag genommen worden.«
      »Karl Hoffer?« Seine Miene wurde etwas düsterer.
      »Genau der. Ein Österreicher, aber er spricht Englisch mit amerikanischem Akzent. Er hat etwas mit dem Öl von Gela zu tun.«
      »Ich weiß, was er geschäftlich macht. Was will er denn von dir?«
      »Ich habe gedacht, die Mafia weiß alles«, sagte ich. »Seine Stieftochter wurde vor einigen Wochen von einem Banditen namens Serafino Lentini entführt. Er hält sie in der Cammarata fest, und er will sie nicht freilassen, obgleich Hoffer anstands los bezahlt hat.«
      »Und du willst sie nun zurückholen, wie? Du und dein Freund? Ihr glaubt, ihr könnt in die Cammarata marschieren und sie herausholen?« Er warf den Kopf zurück und ließ dieses typische rauhe Lachen hören. »Stacey, lieber Stacey! Und ich dachte, du wärest erwachsen geworden.«
      Ich nahm meinen Kognakschwenker, zielte und schleuderte ihn in den Kamin. Dann ging ich auf die Tür zu. Als er mich rief, klang seine Stimme hart wie Stahl. Ich drehte mich um und kam mir vor wie ein zwölfjähriger Schuljunge, den er beim Orangenstehlen ertappt hatte.
      »Das war ein Florentiner Glas aus dem siebzehnten Jahrhundert. Ist dir jetzt wohler?«
      Ich schüttelte den Kopf. »Verzeih.«
      Mehr konnte ich nicht sagen. Ganz überraschend lächelte er. »Dieser Serafino Lentini – du bist mit ihm übrigens mütter licherseits verwandt. Ihr seid Vettern dritten Grades.«
      »Du kennst ihn also?«
      »Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Ein wilder Kerl. Er hat mit achtzehn einen Polizisten erschossen und ist dann in die Berge geflohen. Sie haben ihn gefaßt und durch die Mangel gezogen. Schon einmal etwas von der ›Casetta‹
    gehört?«
      Dieses Gerät wurde in der guten alten Zeit unter Mussolini häufig von der Polizei angewendet, wenn es darum ging, einem schwierigen Gefangenen ein Geständnis abzupressen. Es ist eine Art Holzkasten, ein Rahmen, an den man einen Menschen fesseln und ihn dann in aller Ruhe bearbeiten kann. Jetzt war die Folter angeblich verboten, aber ob das stimmte, da war ich nicht sicher.
      »Was hat man ihm denn getan?«
      »Das übliche – sie haben ihn mit einem glühenden Eisen auf einem Auge geblendet und ihn dann entmannt.«
      Das sollte Burke hören!
      »Ändert sich denn gar nichts?« fragte ich.
      »Nichts.« Er schüttelte den Kopf. »Und nimm dich vor Hoffer in acht. Er ist ein harter Bursche.«
      »Das sind Millionäre fast immer, sonst hätten sie es ja nicht geschafft.« Ich knöpfte mein Jackett zu. »Ich muß jetzt gehen, ich habe morgen einen langen Tag vor mir.«
      »Du willst also in die Cammarata?«
      Ich nickte. »Zusammen mit Burke. Zunächst einmal sind wir nur Touristen, die sich ein wenig umsehen. Ich will die Gegend kennenlernen. Ich dachte mir, wir versuchen es zuerst in Bellona.«
      »Der Besitzer der Weinhandlung ist der Bürgermeister. Er heißt Gerda – Danielo Gerda.« Er nahm sein blaues, seidenes Tuch aus der Brusttasche und hielt es mir hin. »Zeig ihm das und sag ihm, daß du von mir kommst. Er wird dir dann helfen, wo er nur kann. Er ist einer von meinen Leuten.«
      Ich faltete das Tuch und steckte es ein. »Ich dachte, Serafino hat etwas gegen die Mafia?«
      »Stimmt«, sagte er ruhig, griff nach meinen Händen und zog sich daran hoch. »Und jetzt gehen wir hinaus zu den anderen. Ich muß mich mit diesem Oberst Burke unterhalten, der interessiert mich.«
    Burke und Marco saßen zusammen im Salon, einem herrlichen Raum, den mein Großvater ganz im ursprünglichen maurischen Stil gehalten hatte. Der Fußboden bestand aus schwarzen und weißen Keramikfliesen, und die blaue Decke hob sich lebhaft gegen die grellweißen Wände ab. Hinter einer herrlich geschnitzten Wandtäfelung, auch einem Überbleibsel aus den Sarazenentagen, lagen Terrasse und Garten.
      Ich hörte das Wasser in den alten Leitungen gurgeln und aus den zahlreichen Brunnen plätschern. Früher einmal sagte man, wer die knappe Wasserversorgung der Insel beherrsche, der beherrsche ganz Sizilien. Genau das hatte die Mafia getan.
      Hinter mir unterhielten sie sich. Ich hörte Burke in

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