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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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seinem gräßlichen Italienisch sagen: »Sie müssen auf Ihren Garten sehr stolz sein, Signor Barbaccia.«
      »Es ist der schönste in ganz Sizilien«, gab mein Großvater zur Antwort. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Garten.«
      Marco blieb bei seinem Glas sitzen. Ich folgte ihnen hinaus auf die Terrasse. Der Himmel war wieder klar, jeder Stern glitzerte wie ein Edelstein, und die üppige subtropische Vegetation umschloß das Haus.
      Ich konnte die Orangen- und Mandelbäume riechen, auch wenn ich sie nicht sah. Palmen bewegten sich sanft in der leichten Brise. Ihre Wedel hoben sich wie dunkle Federn vor den Sternen ab. Und überall gluckerte Wasser. Mein Großvater wies auf die Papyrusstauden am Teich hin, die auch noch von den Arabern stammten, und schlug vor dem Abschied einen kurzen Spaziergang vor.
      Er trat auf die Treppe zum Garten hinaus. Burke blieb stehen und zündete sich eine Zigarette an. Dann passierte alles auf einmal.
      Irgendein Instinkt, vielleicht das Ergebnis gefahrvoll ver brachter Jahre, jagte mir eine eisige Kälte durch den Leib. Ich hielt inne, sprungbereit wie ein Dschungeltier, das im Dunkel eine Gefahr wittert.
      Unterhalb der Treppe, fünf Meter jenseits des Kieswegs, zitterten die Zweige, und ein Gewehrlauf wurde hindurch geschoben. Mein Großvater stand schon auf den Stufen. Ich stieß ihm mit dem ausgestreckten linken Arm nieder, zog und drückte dreimal ab. Eine Maschinenpistole flog in die Luft, dann hörte ich eine Art ersticktes Husten, ein Mann fiel aus dem Gebüsch und drehte sich auf den Rücken.
      Ich kniete schon neben meinem Großvater. »Alles in Ordnung?«
      »Es muß noch ein zweiter in der Nähe sein«, sagte er gelassen.
      »Hast du das gehört, Sean?« rief ich.
      »Ich geb' dir Deckung«, kam die Antwort, die Stimme klirrte wie Eis. »Hol ihn raus.«
      Marco kam durch die Fenstertür herausgestürzt, die Walther schußbereit in der Hand. Aus den Büschen rechts von mir krachte eine Schrotflinte, aber die Entfernung war für einen ernsten Schaden zu groß. Mit diesen Dingern muß man schon näher herangehen. Marco ließ sich fallen, und ich jagte hinunter in den Garten.
      Ich landete unglücklich, überschlug mich zweimal und kam etwa drei Schritte von dem anderen entfernt wieder auf die Beine. Er hielt mit beiden Händen eine abgesägte Schrotflinte umklammert. Es war die ›Lupara‹, die traditionelle MafiaWaffe für Ritualmorde.
      Ich riskierte allerhand, ganz einfach weil ich es für besser hielt, ihn lebend schnappen zu können. Während ich aufsprang, schoß ich und traf ihn in den linken Arm. Er schrie auf und ließ die Lupara fallen.
      Aber es kam dann doch anders. Er wollte sich gerade abwenden, da jagte ihm Burke von der Terrasse her eine Kugel genau zwischen die Augen.
      Er konnte höchstens siebzehn sein. Ein Junge, der versuchte, sich einen Namen zu machen, sich Respekt zu verschaffen. Die Mafia setzt solche jungen Kerle oft für derartige Aufgaben ein. Der andere jedoch war allem Anschein nach ein richtiger Profi mit harten, verbitterten Augen, die totenstarr ins Leere blickten.
      Mein Großvater schob mit seinem Stock das Jackett beiseite und sagte zu Marco: »Du hast mir gesagt, er kann mit einem Schießeisen umgehen. Sieh dir das einmal an.«
      Ich hatte ihn dreimal ins Herz getroffen, und zwischen den Einschüssen lag kaum ein Abstand von Zweifingerbreite. Es war fast kein Blut zu sehen. Ich hörte die Bulldoggen bellen und die Wachen herbeistürzen, während ich nachlud und den Smith & Wesson wieder ins Halfter schob.
      »Wie sind sie denn hereingekommen?« Der alte Mann wandte sich stirnrunzelnd an Marco. »Wie steht's damit? Du hast doch gesagt, hier kommt niemand herein.«
      Marco gab den Wachen wortlos einen Wink. Sie rannten mitsamt den Hunden davon. Ich stieß den Mann am Boden mit dem Fuß an.
      »Sie versuchen es also immer noch?«
      »Aber nicht mehr lange«, erwiderte er grimmig, »das kann ich dir versichern. Alle offenen Rechnungen werden beglichen, das bin ich deiner Mutter schuldig.«
      Erschüttert drehte ich mich zu Burke um. »Da hast du die Mafia. Eine einzige große, glückliche Familie. Wird es mit diesen beiden Ärger geben?«
      Mein Großvater schüttelte den Kopf. »Ich lasse die Polizei kommen und die beiden wegschaffen.«
      »So einfach ist das?«
      »Aber natürlich. Es wäre allerdings klüger, wenn man euch hier nicht antreffen würde.«
      Er

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