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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Boden aus. Sorgfältig verglich ich das Gelände mit den Eintragungen.
      »Ist es möglich?« fragte sie, als ich die Karte wieder zusammenfaltete und den Feldstecher ins Futteral schob.
      »Ich denke schon.«
      »Aber Sie wollen mir nicht sagen, wie?«
      »Ich dachte, Sie sind nur wegen der Fahrt mitgekommen?«
      Ihre harte Faust traf meine Schulter. »So wie Sie hat mich noch kein anderer Mann in Rage gebracht.«
      »Gut«, sagte ich. »Und jetzt denken wir nur noch daran, wie hübsch es hier ist. Wir werden den Nachmittag wie ein sorgloses Liebespaar verbringen und einander schmeichelhafte Lügen sagen.«
      Sie warf den Kopf zurück und lachte. Aber als ich dann nach ihrer Hand faßte, entzog sie sie mir nicht.

    Auf den Hängen fanden wir Blumen mit großen, gelben Köpfen, Kreuzkraut, wilde Orchideen und silbrig-blauen Enzian. Wir gingen etwa eine Stunde spazieren, dann legten wir uns in eine sonnenwarme Mulde, rauchten und unterhielten uns.
      Ich hatte recht. Ihr Leben hatte in einem Dorf in der Provinz Messina begonnen, das Bellona sehr ähnlich sah. Ein Onkel mütterlicherseits, ein Witwer, hatte ein kleines Cafe in Palermo. Seine einzige Tochter war gestorben. Er brauchte an ihrer Stelle jemanden, der ihm im Geschäft half, und kein Sizilianer würde daran denken, einen Fremden hineinzu nehmen, wenn es eine geeignete Person in der Familie gab.
      Mit achtzehn Jahren hatte sie den schon älteren Eigentümer eines ähnlichen Geschäfts geheiratet, der ihr den Gefallen tat, schon ein Jahr später zu sterben.
      Mein Eindruck war, daß Hoffer in diesem Cafe verkehrt und ein Auge auf sie geworfen hatte, aber mit Einzelheiten wollte sie nicht herausrücken. Wichtig war nur, daß es ihr gelungen war, das zu werden, was er sich wünschte: eine gebildete Dame von Welt. Und das war sicherlich trotz ihres Mutes und ihrer Intelligenz nicht sehr einfach.
      Danach bombardierte sie mich ihrerseits mit einigen Fragen, die ich zu meinem eigenen Erstaunen sogar beantwortete. Etwas Wichtiges erzählte ich ihr natürlich nicht. Dann unterlief ihr ein Fehler.
      »Es ist unglaublich«, sagte sie. »Sie wirken beinahe menschlich. Man kann sich kaum vorstellen, daß Sie jemanden so skrupellos umbringen können wie gestern abend.«
      »Sie wissen es also?« fragte ich. »Wer hat es Ihnen gesagt?«
      »Oberst Burke natürlich.« Die Antwort entschlüpfte ihr, ohne daß sie es wollte. »Ich war dabei, als er es Karl erzählte.«
      War denn die ganze Welt verrückt? dachte ich und mußte laut lachen. Sie fragte mich, was denn daran so komisch sei.
      »Das Leben«, antwortete ich. »Es ist ein einziger, großer Witz.«
      Ich drängte sie ins Gras zurück und küßte sie. Sie lag da und sah zu mir empor mit unbewegter Miene und ausdruckslosen Augen. Sie wehrte sich nicht im geringsten, als ich ihr die Bluse aufknöpfte. Ich spürte weich die Haut unter meinen Fingern, und ich bemerkte die winzigen Schweißtröpfchen auf ihrer Stirn.
      Ich küßte sie weg und lachte. »Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß der Hosenanzug seit der Abschaffung des Keuschheitsgürtels der beste Schutz für weibliche Tugend ist. Ein fast unüberwindliches Problem.«
      »Nicht ganz«, sagte sie.
      »Nein, nicht ganz.«
      Ich küßte sie wieder. Diesmal legte sie mir die Arme um den Hals und zog mich an sich. Sie war wirklich sehr begehrens wert, nur leider durch und durch falsch.
    Wir kehrten auf einem anderen Weg ins Dorf zurück. Von hier oben hatte ich einen Blick in den von einer Mauer eingefaßten Garten hinter der Weinhandlung. In der Scheune parkte ein roter Alfa Romeo, und davor standen zwei Männer und unterhielten sich. Ich holte den Feldstecher heraus und erkannte in ihnen Gerda und Marco Gagini.
      Rosa war schon ein Stück vorausgegangen und pflückte wilde Feldblumen. Ich sagte ihr nichts von meiner Beobachtung und schwieg auch gegenüber Gerda, als wir seinen Weinladen wieder erreichten.
      Burke war inzwischen auf den Beinen und tat furchtbar gekränkt. Für die Rückfahrt verstaute ich ihn im Fond, und Rosa setzte sich neben mich.
      Für die ersten hundert Meter beherrschte er sich, aber dann explodierte er. »Verdammt noch mal, erfahre ich denn gar nichts mehr? Was hast du entdeckt?«
      »Wo Serafino sich aufhält.«
      »Und können wir rankommen?«
      »Ich denke schon. Erinnerst du dich an den Einsatz in Lagona?«
      »Wo wir mit Fallschirmen abgesprungen

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