Nacht ohne Erbarmen
sind, um die Nonnen herauszuholen?« Er legte die Stirn in Falten. »Soll das ein Vorschlag sein?«
»Es ist die einzige Möglichkeit«, sagte ich. »Kannst du die Ausrüstung besorgen?«
Er nickte. »Kein Problem. Ich lasse sie morgen aus Kreta herüberfliegen. Aber bist du deiner Sache wirklich sicher?«
»Du erfährst es genauer, sobald wir zurück sind. Willst du jetzt nicht lieber ein wenig schlafen?«
Er lachte mißmutig. »Schlafen? Ich werde nie wieder schlafen.«
Er sank in seiner Ecke zusammen. Ich lenkte den Fiat um die erste Kurve und wirbelte eine gewaltige Staubwolke auf. Als ich in den Rückspiegel sah, mußte ich lächeln.
Am Spätnachmittag waren wir wieder in Palermo. Ich erinnerte Burke daran, daß noch etwas zu erledigen sei, bevor wir in die Villa zurückkehrten. Wir besuchten Hoffers Bank, präsen tierten seinen Scheck und wandelten ihn in einen Wechsel um, gezogen auf eine Schweizer Handelsbank, deren Anschrift ich angab. Dann deponierten wir den Wechsel im Banksafe mit der Maßgabe, daß er nur mit meiner Unterschrift und bei Vorlage eines Schlüssels, den wir bekamen, herausgegeben werden durfte.
Burke war ganz und gar nicht zufrieden. Das lag haupt sächlich daran, daß ich ihn dazu gedrängt hatte. Das mochte er nie. Der Bankangestellte gab mir für den Wechsel einen großen, braunen Umschlag. Ich schob ihn hinein und ließ Burke seinen Siegelring darauf drücken. Danach fühlte er sich offenbar etwas wohler. Ich sagte ihm, den Schlüssel könne er ebenfalls behalten. Er verstaute ihn sorgfältig in seiner Brieftasche.
Aus irgendeinem Grund machte er noch immer keinen zufriedenen Eindruck. Das war ganz nach meinem Geschmack.
9
Als wir in die Villa zurückkehrten, war Hoffer noch nicht wieder da. Rosa zog sich zurück, weil sie baden wollte. Genau das hatte ich auch vor, aber Burke schien wieder zum Leben zu erwachen.
»Du solltest lieber eine Tasse Kaffee trinken und duschen, bevor Hoffer zurückkommt«, sagte ich zu ihm. »Wenn er dich in diesem Zustand erblickt, kommen ihm vielleicht Bedenken, daß er auf das falsche Pferd gesetzt hat.«
Damit erzielte ich eine gewisse Wirkung. »Zum Teufel mit Hoffer! Er braucht mich, und er weiß das verdammt genau. Und jetzt will ich erfahren, was los ist. Was hast du heute herausgefunden?«
Ich tat ihm den Gefallen und begleitete ihn durch die Halle hinaus auf die Terrasse. Pete und Legrande saßen Karten spielend an einem Tisch. Zwischen sich hatten sie eine Flasche stehen.
Pete sprang auf, sobald er Burke erblickte.
»Gott sei Dank!« rief Legrande. »Hier ist es den ganzen Tag über so lebhaft wie auf einem Friedhof zugegangen. Wann geht's denn endlich los?«
»Früh genug.« Burke lächelte Pete flüchtig zu und drückte seinen Arm. »Sei ein guter Junge und bring uns Kaffee. Dann kommen wir gleich zur Sache.«
Pete machte sich sofort auf den Weg. Burke nahm seinen Platz ein, stellte das Tablett mit Flaschen und Gläsern auf den Boden und sah zu mir auf. »So, Stacey, raus damit.«
Ich faltete die Karte auseinander, die Gerda mir gegeben hatte, und breitete sie auf dem Tisch aus. Zuerst wiederholte ich meine Unterhaltung mit dem Bürgermeister, dann zeigte ich ihnen die Stelle, wo Serafino sich aufhalten sollte.
Pete kam mit einem der Hausdiener zurück, der auf einem Tablett den Kaffee brachte. Nach zwei Minuten hatte ich ihnen das Terrain beschrieben und erläutert, wie ich das Problem zu lösen gedachte.
Legrande machte ein finsteres Gesicht. Er hatte sowohl in Indochina als auch später in Algerien bei den Fallschirmjägern gedient und in diesen Dingen sicherlich noch mehr Erfahrung als Burke.
»Die Sache gefällt mir nicht«, sagte er. »Ein nächtlicher Absprung in einer solchen Gegend ist halsbrecherisch. Es braucht sich nur einer einen Knochen zu brechen, dann stecken wir in der Patsche.«
»Es ist aber die einzige Möglichkeit«, sagte ich. »Ansonsten können wir auch gleich einpacken und nach Hause fahren.«
»Stacey hat recht«, erklärte Burke energisch. »Es bleibt uns nichts anderes übrig. Und jetzt zu den Einzelheiten.«
Ich stand auf. »Macht das ohne mich«, sagte ich. »Ich gehe aus.«
Er sah mich stirnrunzelnd an. »Sei doch nicht albern. Eine solche Sache muß man richtig organisieren.«
»Das ist deine Aufgabe. Du führst doch angeblich das Kommando. Ich habe den ganzen langen, heißen Nachmittag über für
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