Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Revolverhand. Die Gesamtwirkung, die ich bei Burke damit erzielte, war be merkenswert. Die Haut spannte sich über seinen Backen knochen, in seinen Augen flackerte etwas auf, und für eine Sekunde sah mich blanker Haß an.
      Ich glaube, daß es genau dieser Augenblick war, in dem mir endgültig klar wurde, daß wir miteinander fertig waren. Daß alles, was jemals zwischen uns beiden gewesen war, zu Staub und Asche geworden war.
      Er ließ den Revolver sinken, drehte sich um und packte Pete beim Arm. »Laß mich mal lieber nach der Wunde sehen.«
      Sie gingen ohne ein weiteres Wort. Legrande zögerte und sagte langsam: »Hör mal, Stacey, vielleicht sollten wir doch mal ein Wort miteinander reden.«
      Ich hatte ihn noch nie so besorgt gesehen. »Los, hau schon ab«, sagte ich. »Ich finde euch alle zum Kotzen.«
      Ich schob ihn auf den Flur hinaus und schlug die Tür zu. Dabei hatte ich alle Mühe, nicht laut herauszulachen. Sollte jetzt tatsächlich der liebe Stacey den wilden Mann spielen? Sollten sie doch selbst sehen, wie sie damit zurechtkamen.
      Erst später, als ich allein in meinem stillen Zimmer stand, entdeckte ich, daß meine Hand tatsächlich zu zittern begann. Ich warf den Smith & Wesson aufs Bett und zog mich rasch an.

    Ich hatte die Schlüssel des Fiat behalten. Als ich auf den Hof hinausging, stand er immer noch da. Ich stieg ein. Da kam Legrande herbei und öffnete die andere Tür.
      »Ich muß mit dir reden, Stacey. Ich weiß nicht mehr recht, wohin ich gehöre.«
      Ich schüttelte den Kopf. »Da, wo ich hinfahre, bist du sicher nicht willkommen.«
      »Dann wenigstens bis zum Dorf, dort ist ein Cafe. Wir können einen Schluck miteinander trinken.«
      »Wie du willst, aber viel Zeit habe ich nicht.«
      Er stieg ein, dann fuhr ich los. Er zündete sich eine seiner
    unvermeidlichen Gauloises an und lehnte sich zurück. Sein hartes Bauerngesicht wirkte starr und düster. Jetzt sah er aus wie ein Baske, aber das war nicht überraschend, da er schließlich aus einem Dorf gleich an der Grenze nach Andorra kam.
      Er war ein verschlossener Mann und konnte töten wie kaum ein anderer – aber nicht aus Instinkt, wie ich glaubte. Er war von Natur aus nicht grausam, und ich hatte erlebt, wie er im Kongo ein kleines Kind zwanzig Meilen weit durch schwierigstes Gelände schleppte, weil er es nicht sterben lassen wollte. Die Zeit hatte wohl das aus ihm gemacht, was er war. Als Mitglied der Widerstandsbewegung hatte er im Krieg mit vierzehn Jahren den ersten Menschen getötet. Später folgten dann die Jahre blutiger Kämpfe in den Sümpfen Indochinas, die Niederlage von Dien Bien Phu und nachher ein Gefangenenlager des Vietcong.
      Ich fragte mich manchmal, wofür er lebte, und als wir uns in dem kleinen Cafe bei Kerzenlicht gegenübersaßen, wirkte er alt und verbraucht, ein Mann, für den im Leben nichts mehr zu tun blieb.
      Er trank seinen Brandy aus und bestellte sich einen neuen.
      »Was stimmt eigentlich nicht zwischen dir und dem Oberst, Stacey?«
      »Das wollte ich dich fragen.«
      Er schüttelte den Kopf. »Er ist anders geworden. Erst in diesen letzten sechs Monaten hat er sich geändert. Weiß der Himmel, warum, aber es steht fest, daß irgend etwas an ihm frißt.«
      »Ich kann dir nicht helfen«, sagte ich. »Ich tappe ebenso im dunkeln wie du. Vielleicht kann es dir Pete sagen. Die beiden scheinen ja dicke Freunde zu sein.«
      Er war überrascht. »Das geht doch schon seit Jahren so, seit Kasai. Ich habe gedacht, du weißt das.«
      Ich lächelte. »Ich glaube schon eine ganze Weile nicht mehr
    an Bilderbuchhelden. Seit wann trinkt er?«
      »Das ist mit der allgemeinen Veränderung gekommen, und insgeheim säuft er sogar. Mir gefällt das nicht. Glaubst du, er ist dieser Sache hier gewachsen?«
      »Das werden wir erst wissen, wenn es soweit ist.« Ich trank aus und stand auf. »Muß jetzt gehen, Jules. Findest du den Rückweg?«
      Er nickte und sah mich mit einem seltsamen Gesichts ausdruck an. »Vielleicht ist er wie ich, Stacey. Vielleicht ist er nur einfach zu lange am Leben geblieben. Manchmal habe ich das Gefühl, daß ich überhaupt kein Recht mehr habe, hier zu sein – verstehst du das? Wenn man lange genug solchen Gedanken nachhängt, verliert man jeden Sinn für die Wirklichkeit.«
      Seine Worte verfolgten mich, als ich zum Fiat hinausging und wegfuhr.

    Der Bechstein-Flügel klang besser denn je. Ich wartete auf das

Weitere Kostenlose Bücher