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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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aussah.
      »Dann ist alles klar«, sagte Burke. »Und die Hälfte des Geldes haben wir sowieso als Vorschuß bekommen. Dann wollen wir mal sehen, ob wir den Schweinehund nicht zum Schwitzen bringen können.«
      Er blieb abrupt stehen und schluckte hart. Im ersten Augenblick dachte ich schon, daß es ein zweiter Anfall sein könnte, aber diese Annahme war grundfalsch.
      »Mein Gott«, sagte er. »Etwas haben wir alle miteinander völlig vergessen – eine geradezu großartige Gelegenheit. Hoffer erwartet uns ab Mittag mit seinem Fahrzeug auf der Straße nach Bellona.«
      »Du meinst, wir könnten ihm eine böse Überraschung bereiten?«
      Er lächelte ein wenig. Es war eigentlich kein richtiges Lächeln, aber er sah wieder genauso aus wie früher – ein durch und durch gefährlicher Mann.
      »Wir können es zumindest versuchen. Aber mit Reden vergeuden wir nur Zeit. Tun wir uns lieber so schnell wie möglich mit den anderen zusammen, damit wir etwas vorbereiten können.«
      In einer Reihe traten wir rasch ins Freie hinaus. Ich hatte die Spitze übernommen. Ich spürte die Energie in mir und fühlte mich stark genug für jede Strapaze. Ein schweres Gewicht war mir von den Schultern und von der Seele genommen.
      Was Burke betraf, so mochte sein Zustand zwar bedauerlich sein, aber ich fühlte mich doch erleichtert, weil es mir die ansonsten unerklärliche Veränderung seines Verhaltens, die ich festgestellt hatte, plausibel werden ließ.
      Am Rand der Lichtung blieb ich stehen, etwa dreißig Schritte von der Hütte entfernt. Man hatte uns offenbar schon gesehen; denn niemand ließ sich blicken. Ich wartete, bis die anderen aufgeschlossen hatten. Dann sagte ich Burke, daß ich allein vorausgehen würde, um alles vorzubereiten. Die Brüder Vivaldi und Joe Ricco hatten auf mich den Eindruck gemacht, daß sie zu allem fähig waren, und in diesem Stadium wollte ich nicht, daß ein unglückliches Mißverständnis noch alles ruinierte.
      Während ich mich durch das Unterholz hindurcharbeitete, rief ich laut Serafinos Namen. Ich hob die Hände über den Kopf. Als ich etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, öffnete sich die Tür, und er spähte vorsichtig heraus. Dabei hielt er mein Sturmgewehr schußbereit in der Hand.
      »Alles in Ordnung«, rief ich. »Es ist alles klar.«
      Hinter seiner Schulter tauchte Joanna Truscott auf. Sie sah mir unsicher entgegen. »Sie haben es fertiggebracht, die anderen zu überzeugen?«
      »Mehr noch: Hoffer kommt heute nachmittag selbst auf die Straße nach Bellona, um uns abzuholen. Es könnte sein, daß er dann eine verteufelte Überraschung erlebt.«
      Ich hatte das in italienisch gesagt. Serafinos Miene erhellte sich. »He, das gefällt mir aber. Dem Kerl könnte ich höchstpersönlich die Gurgel durchschneiden. Okay, Stacey Wyatt, ruf deine Freunde herunter.«
      Er stieß einen scharfen Pfiff aus. Die Brüder Vivaldi und Joe Ricco tauchten an verschiedenen Stellen am Rand der Lichtung auf. Serafino grinste entschuldigend. »Ich riskiere nie gern etwas.«
      Ich winkte Burke und die beiden anderen herbei. Das Mädchen trat an meine Seite. »Sie sind sicher, daß mein Stiefvater selbst kommen wird?«
      »Das hat er zumindest gesagt.« Burke hatte den halben Weg über die Lichtung zurückgelegt. Die anderen hielten sich dicht hinter ihm, und ich schob Joanna Truscott lächelnd ein Stück auf ihn zu. »Hier ist sie, Sean, das Corpus delicti des ganzen Manövers.«
      In einem einzigen schrecklichen Augenblick erkannte ich diesen Gesichtsausdruck wieder, den ich schon so oft gesehen hatte, aber da war es schon zu spät. Das Gewehr flog an seine Schulter, und er schoß ihr eine Kugel in den Kopf.

    13

    Ich verdanke Jules Legrande mein Leben. Er schoß mich nämlich in derselben Sekunde an, als Burke das Mädchen umbrachte.
      Wenn ein A.K.-Gewehr abgefeuert wird, dann entwickelt das Geschoß an der Mündung eine Energie von eineinhalb Tonnen. Die Waffe war von den Chinesen nicht nur dazu konstruiert worden, daß sie einen angreifenden Marineinfanteristen stoppte, sondern sie schleuderte ihn noch einen guten Schritt zurück. Ich lag also flach auf dem Rücken, als Pete Jaeger das Feuer mit der Maschinenpistole auf mich eröffnete.
      Serafino war der einzige, der noch einen Schuß abfeuern konnte, ehe er zu Boden ging. Soweit ich sehen konnte, war es ein Sonntagsschuß, der Legrande den halben Kopf wegriß. Aber da rollte ich mich

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