Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
»Vielleicht hat er sich gedacht, daß sie für Geld alles tun.«
      »Damit könnte er recht haben«, pflichtete ich ihr bei. Aber so lustig erschien mir die Sache auch wieder nicht, weil mir dabei ein anderer Gedanke kam, den ich eigentlich vermeiden wollte.
      Serafino aber ließ nicht locker. »Und diesen Freunden von dir, kannst du ihnen wirklich vertrauen? Die halten dich nicht zum Narren?«
      Ich dachte gründlich darüber nach und versuchte, meine Antwort zuversichtlich klingen zu lassen. »In diesem Leben ist alles möglich, aber ich glaube es nicht. Doch es gibt eine Möglichkeit, es festzustellen.«
      »Und welche wäre das?«
      »Ich gehe zu ihnen zurück.«
      Er nickte und kaute auf seiner Zigarre herum. Seine Miene verdüsterte sich.
      Joanna Truscott sagte: »Wenn Sie wollen, machen Sie ihnen in meinem Namen ein Angebot. Es wäre nett, zur Abwechslung einmal den Spieß umzudrehen – gegen meinen Stiefvater.« Sie griff nach einem Zweig und zerbrach ihn zwischen den Fingern. »Er hat meine Mutter nur wegen des Geldes geheiratet, wußten Sie das? Als sie ihm nichts mehr geben wollte, ließ er sie beseitigen.«
      »Sind Sie ganz sicher?«
      Sie nickte. »Ich kann's natürlich nicht beweisen. Er dachte, daß er alles bekommen würde, weil er wußte, daß sie ihn liebte – bis zum Wahnsinn –, aber das war sein Fehler. Sie hat alles mir hinterlassen, und jetzt steckt er in der Klemme. Bis an den Hals.«
      »Inwiefern?«
      »Er braucht Geld – sehr viel Geld. Und er hat auch Angst.«
      Steckte vielleicht doch die Mafia dahinter?
      »Schön, wartet hier auf mich.« Ich sah auf die Uhr und bemerkte, daß eine Stunde vergangen war, seit ich Burke und die anderen verlassen hatte. Das bedeutete, daß sie schon auf dem Weg hierher waren. »Ich bin in etwa einer halben Stunde wieder hier.«
      Ich dachte, sie würden mich vielleicht am Fortgehen hindern, aber keiner regte sich. Als ich vom Waldrand zurücksah, hatte Joanna Truscott ihr rotes Tuch abgenommen, und das blonde Haar schimmerte in den ersten Strahlen der frühen Morgen sonne, die durch die Wolken brach.
      Ich rannte den steilen Hang hinauf, schob mich durchs Unterholz und hatte viel Mühe, mich auf den Weg zu konzentrieren. Aber mir war nicht wohl dabei. Insgeheim hatte ich Hoffers Geschichte nicht für einen einzigen Augenblick geglaubt. Gewisse Aspekte davon waren offenkundig unmög lich, und wenn ich die Fehler bemerkt hatte – warum hatte Burke sie nicht gesehen?
      Aber an die zweite Möglichkeit mochte ich auch nicht glauben. Er hatte zwar manches getan, zuweilen mit meiner Unterstützung. Er hatte oft rücksichtslos und ohne Mitleid getötet, aber immer als Soldat. Es war mir unvorstellbar, daß er sich bereit finden würde, ein junges Mädchen für Geld zu töten. Jedenfalls war das unmöglich, wenn wir anderen auch dabei waren.
      Ich war wirklich tief in Gedanken. Mit einiger Überraschung stellte ich fest, daß ich die Stelle am Bach erreicht hatte, wo ich Joanna getroffen hatte. Ich hielt inne und schnappte nach Luft. Da knackte hinter mir ein Zweig.
      »Keine falsche Bewegung.« Pete Jaeger trat hinter einem Baum hervor, den Karabiner genau auf meinen Gürtel gerichtet.
      »Stacey, was war los? Wir haben uns Sorgen gemacht.« Burke trat zusammen mit Legrande unter den Bäumen hervor. Pete Jaeger ging hinüber zum Rand der kleinen Lichtung. Er
    war ein guter Soldat, das muß man ihm lassen.
      »Nun, was ist geschehen?« fragte Burke noch einmal. »Hast du Glück gehabt?« Plötzlich verdüsterte sich seine Miene. »Wo ist dein Gewehr?«
      »In guten Händen«, antwortete ich. »Einer von Serafinos Burschen hat es sich unter den Nagel gerissen.«
      Er wurde sehr still. »Das mußt du mir erklären.«
      Ich ging hinüber zu Burke, vom Rand des Baches fort, damit Jaeger und Legrande mich nicht mehr hören konnten. Dort setzte ich mich auf einen Stein. Burke zündete sich eine Zigarette an, hockte sich vor mich hin, das Gewehr über die Knie gelegt.
      »Okay, was war los? Du solltest dich doch nur umsehen und nicht mit den Leuten Verbindung aufnehmen.«
      »Ich habe das Mädchen hier allein angetroffen. Sie hatte gerade gebadet. Keine Wache, keinerlei Zwang. Als ich ihr sagte, von wem ich kam, erwartete sie, daß ich sie umbringen würde.«
      »Was hat sie?«
      Er sah mich erstaunt an.
      Ich fuhr fort: »Was Serafino und seine Leute betrifft, so haben sie

Weitere Kostenlose Bücher