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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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die S-Bahn-Haltestelle fokussiert, weil sie Berger kannte. Vielleicht hat sie sogar seine Ermordung beobachtet. Sie erkennt den Täter durchs Tele, und als sie ihn zur Rede stellt, bringt er sie ebenfalls um.«
    Â»Wenn sie wirklich den Mord beobachtet hat, wieso ruft sie nicht die Polizei? Und warum wartet der Täter dann darauf, bis du bei der Gala erscheinst, um auch die Ateliers in Brand zu setzen?« Makowski schüttelt den Kopf. »Wenn deine Theorie stimmen würde, dann hätte er die doch direkt zusammen mit der Pizzeria abgefackelt. Außerdem gibt es ja wohl keinerlei Spuren, die deine Vermutung untermauern.«
    Judiths Kopf dröhnt. Falls Nada wirklich in der Kunstfabrik oder in deren Nähe getötet wurde, muss der Täter ein Auto benutzt haben, auf einmal fällt ihr das ein. Ein Auto, um Nada fortzuschaffen, warum hat sie das nicht längst überprüft? Es sind zu viele Fakten, sie ist zu kaputt, und jetzt hat sie sich auch noch vor den Kollegen blamiert.
    Â»Vielleicht hat Nada ja auch etwas anderes fotografiert, was zu gefährlich war.« Manni. Zum ersten Mal meldet er sich zu Wort.
    Â»Was denn?« Judith sucht seinen Blick, die alte Verbundenheit, aber er weicht ihr aus.
    Â»Swetlanas Kunden. Swetlanas Zuhälter.«
    Â»Von Nadas Atelier aus kann man die Pizzeria nicht sehen.«
    Ein Kollege steckt den Kopf zur Tür herein. »Das kam ebenvon der Brandtechnik.« Er übergibt Klaus Munzinger zwei Mappen, beeilt sich, den Raum wieder zu verlassen. Dicke Luft. Keiner sagt etwas, alle sehen zu, wie der KTU-Chef die Berichte überfliegt, die Stirn runzelt, den Kopf schüttelt, als könne er nicht glauben, was er liest.
    Â»Die Spuren in der Pizzeria und der dort verwendete Fernzünder entsprechen exakt drei weiteren Gaststättenbränden aus dem Rheinland, die der albanischen Schutzgeldmafia zugeordnet werden«, sagt er langsam.
    Â»Die Mafia, na also. Da liegt Prostitution ganz nah.« Makowski räkelt sich.
    Â»Der Brand in der Kunstfabrik entspricht aber nicht diesem Schema. Das Feuer in den Ateliers wurde sehr laienhaft mit Benzin gelegt. Super bleifrei, wenn ihr es genau wissen wollt. Die Schlösser der Ateliertüren sind definitiv nicht aufgebrochen worden, das hat Judith richtig gesehen. Dieses und nur dieses Detail stimmt mit dem Pizzeriabrand überein.«
    Nur dieses Detail? Kein Zusammenhang? Zwei Täter? Es kann nicht sein. Alle denken das. Niemand spricht es aus.
    Â»Gibt es Hinweise auf ein Verbrechen im Atelier? Blut?« Judith hört ihre eigene Stimme wie von weit her.
    Â»Nein.«
    Â»Kann man von den Kameradaten irgendwas rekonstruieren?«
    Klaus Munzinger schüttelt den Kopf. »Jemand hat vor dem Brand die Kamera-Speicherchips entfernt – und die Festplatte des Computers ebenfalls.«
    * * *
    Der Friedhof unter Ekaterinas Arbeitszimmer ist ein guter Ort. Der Fuchs wohnt dort mit seiner Fähe. Die Seelen der Toten sind längst irgendwo anders, trotzdem spürt man noch ihre einstige Präsenz. Nachts, wenn alle Lichter im Rechtsmedizinischen Institut erloschen sind, ist es dort dunkel. Man kanndann allein sein auf diesem Friedhof, so allein, wie es in einer Großstadt eben geht. Ekaterina presst die Stirn an die Fensterscheibe. Der Friedhof unter ihrem Arbeitszimmer ist ein guter Ort für einen Joik. Sie weiß nur nicht, ob sie das tatsächlich wagen wird. Das nicht und erst recht nicht das andere, Verbotene, was der Kommissar Korzilius von ihr verlangt.
    Ekaterina geht zu ihrem Schreibtisch, schenkt sich frischen Tee ein, rührt Zucker hinein. Die erste Sektion des Tages liegt hinter ihr. Das Wochenende auch. Zum ersten Mal, seitdem sie in Köln ist, war sie weder Samstag noch Sonntag im Institut. Gearbeitet hat sie trotzdem. Sie hat bei allen Tierheimen nachgefragt, ob jemand einen grau getigerten Kater mit weißem Stern auf der Brust vermisst. Sie hat die Kleinanzeigenteile der Kölner Tageszeitungen nach einer passenden Suchmeldung durchforstet. Sie ist stundenlang am Kanal auf und ab gelaufen, hoffend und zugleich fürchtend, dass sie Ines treffen wird. Sie hat Swetlana im Krankenhaus besucht, ihre Hand gehalten, zu ihr gesprochen. Aber das ist nicht genug, so berührt sie die Seele des Mädchens nicht. Und genauso wenig reicht es, einfach Tjuollda zu streicheln und zu hoffen, dass sich seine wahre Besitzerin und ihre Probleme in Luft auflösen, auch wenn

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