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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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stattgefunden hat. Und was Alexander Nolden angeht: Er hat Alibis, die seine Frau bestätigt. Er ist vollkommen unbescholten. Du kannst ja noch nicht mal mit Sicherheit sagen, dass er überhaupt ein intimes Verhältnis mit dieser Nada hat.«
    Â»Das Alibi einer Ehefrau ist nicht viel wert, vielleicht lügt sie für ihn.« Eine wilde Anschuldigung, vollkommen aus der Luft gegriffen, Judith weiß das selbst.
    Der KK-11-Leiter beginnt, in seinen Akten zu blättern. »Halt dich an die Fakten. Bring mir Beweise. Verrenn dich nicht.«
    Wie gescholtene Kinder schlurfen sie aus seinem Büro.
    Â»Bleib trotzdem dran«, bittet Judith den Anfänger. »Halt die Augen offen, ob irgendwo Noldens gestohlener Wagen auftaucht, schau, ob du sonst irgendetwas findest.«
    Sie geht zurück in ihr Büro, ruft wieder Google auf. Nicht einmal über Noldens Scheidung gibt es negative Schlagzeilen. Eine Trennung in beidseitigem Einvernehmen, leise und diskret, ohne Kinder und Nebenbuhler. Rebecca Nolden, geborene Sollner, einzige Tochter eines betuchten Kölner Sicherheitsunternehmers. Judith wählt Coras Nummer, hat Glück und erreicht sie direkt.
    Â»Bitte«, sagt sie, »ich weiß, dass das gegen eure Regeln verstößt, aber schaust du nach, ob bei euch schon mal eine dieser Frauen um Hilfe gebeten hat: Rebecca Nolden. Marlene Nolden. Nanette Dannen, genannt Nada.«
    Eine Pause entsteht, Judith greift nach ihrem Tabak, beherrscht sich, legt ihn wieder weg.
    Â»Also gut, Judith«, sagt Cora zögernd, und Judith hört das Klappern ihrer Computertastatur, denkt dabei an die letzte Nacht, wie sie getanzt haben, gelacht, glaubt wie ein fernes Echo Patti Smith zu hören, das wilde Verlangen in der Stimme dieser rockenden Intellektuellen, die sich niemals einlullen oder verbiegen ließ. Das Klappern der Tastatur am anderen Ende der Telefonleitung verebbt, Cora räuspert sich. »Tut mir leid, diese Frauen sind nicht bei uns in der Kartei. Aber ich hab vielleicht bald was anderes für dich, einen Kontakt wegen deiner Komapatientin.«
    Â»Swetlana?«
    Â»Ja. Ich melde mich.«
    Swetlana, das russische Mädchen. Hat Manni recht und im Kern dieses Falls geht es um sie? Können sich Swetlana und Nada begegnet sein, und hat diese Begegnung die Mordserie ausgelöst? Jetzt weißt du, wie es ist. Die Erinnerung an dieTraumstimme ist Hohn, das Gefühl einer sich nähernden Bedrohung wird stärker, treibt Judith hoch, weg von ihrem Computer, raus aus dem KK 11 .
    Rebecca Nolden hat nicht wieder geheiratet, ist immer noch kinderlos, arbeitet als Controllerin im Kölner Stammsitz der väterlichen Firma. Eine schöne Frau, dunkelhaarig, schlank, ihrer Nachfolgerin an der Seite des Bankvorstands durchaus ähnlich. Sie bestreitet energisch, dass es irgendetwas Erwähnenswertes zu ihrer Scheidung zu sagen gibt, als Judith eine halbe Stunde später vor ihr steht.
    Â»Wir hatten uns einfach auseinandergelebt, nachdem die erste Verliebtheit vorüber war. Alexander langweilte sich hier im Unternehmen. Er war nicht ausgelastet, und ich wiederum habe sein Interesse an Kunst nicht geteilt.«
    Â»Hat er Sie betrogen? Oder misshandelt?«
    Manchmal lockt eine Provokation die Befragten aus der Reserve, doch Noldens Exfrau weist Judith wortlos die Tür.
    * * *
    Licht, sie braucht Licht, viel mehr, als jemals durch die mickrigen 50 er-Jahre-Mietshausfenster ihrer Wohnung fallen könnte. Selbst im Sommer ist es hier zu dunkel, um zu arbeiten, wie hat sie bloß auf die Idee verfallen können, sie bräuchte kein Atelier? Thea Markus hinkt zur Toilette, ballt die Fäuste, presst sie auf ihren Unterleib. Das Blut strömt weiterhin aus ihrem Körper. Menstruationsblut, Wechseljahresblut, Altfrauenblut, unaufhaltsam, Tag um Tag. Raubt ihr die Lebenskraft, raubt ihr die Lust, genau wie ihr verfluchtes Knie.
    Machen Sie die Schmerzen weg, machen Sie, dass ich wieder laufen kann, hat sie die Ärzte nach dem Unfall angefleht. Wir tun, was wir können, Frau Markus, haben sie gesagt, und eine Operation folgte auf die nächste, endlose Tage, betäubt von den Schmerzmitteln, warten, hoffen, warten, aushalten. Am Ende musste sie aufgeben, klein beigeben, den Ärzten glauben,die ihr versicherten, dass mehr als dieses erbarmungswürdige, schmerzende Hinken von ihrem Bein nicht mehr zu erwarten war. Tibiakopftrümmerfraktur mit Gelenkbeteiligung,

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