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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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seinen Intensivstation-Maschinenpark auch nur zu atmen.
    Â»Diese Kunstfabrik, irgendwas stimmt da nicht«, sagt Judith Krieger.
    Â»Damit beschäftigst du dich?«
    Â»Und warum nicht?« Kampflustig funkelt sie ihn an. »Immerhin ist eine der Künstlerinnen, eine mögliche Augenzeugin, seit den Morden nicht erreichbar.«
    Sie haben dem Komamädchen tatsächlich Kopfhörer aufgesetzt, bedudeln sie mit russischen Liedern. Eine Gabe der Petrowa, hat die Ärztin erklärt. Ein Versuch, positiv auf das Unterbewusstsein der Patientin einzuwirken. Ungläubig hat Manni das Mädchen angestarrt. Nichts in ihrem fast durchsichtigen Gesicht wies darauf hin, dass das musikalische Aufmunterungsprogramm funktionierte.
    Manni stopft die Ausweise zurück in die Brieftasche, will sie eben wieder an Karin zurückgeben, als er die ausgefranste Seitennaht bemerkt. Vorsichtig schiebt er einen Finger hinein, fühlt etwas, pult es heraus. Es ist ein Schock, das Komamädchen so anders zu sehen. Lebendig. Geschminkt. Eine Schönheit mit fliegendem Haar. Es war also richtig, das Mädchen ins Zentrum der Ermittlungen zu stellen. Auf einmal wird Manni ganz ruhig.
    Â»Vergiss die Künstler.« Er hält Judith Krieger das Foto hin.
    Sie atmet scharf ein, streift erst Handschuhe über, bevor sie das Foto nimmt, eingehend betrachtet und schließlich die Rückseite studiert. »Für Wolfi,Swetlana«, liest sie vor.
    Swetlana. Auch mit Russland liegen sie also richtig. Und noch dazu haben sie endlich einen Beweis, dass es eine Verbindung zwischen Berger und der Pizzeria gab. Manni grinst. »Da hast du Bergers Braut, die sein Kollege nur vom Hörensagen kannte.«
    Die Krieger schüttelt den Kopf, langsam und stur, wie ein altersschwacher Esel, der sich nicht aufzäumen lassen will.
    Â»Das ist zu einfach.«
    Â»Wolfi«, sagt Manni, so sachlich, wie es ihm möglich ist. »Und ein handgemaltes Herzchen. Und das Ganze in einer Frauenhandschrift auf einem Foto unseres Komamädchens.«
    Â»Warum steckte das Foto nicht im Sichtfenster?« Die Krieger tippt auf die Brieftasche. »Und warum ist das Foto so knittrig, als hätte es schon im Müll gelegen?«
    Â»Vielleicht ist dafür nicht Berger verantwortlich, sondern Gregor Schmidt.«
    Â»Das lässt sich überprüfen«, schaltet sich Karin Munzinger ein.
    Â»Vielleicht hatten sie Streit und haben sich dann wieder versöhnt«, fügt Manni hinzu.
    Â»Warum war sie in diesen verdammten Keller gesperrt, Manni? Ohne Straßenkleidung. Ohne Papiere.« In der Stimme der Krieger schwingt ein gefährlicher Unterton. »Weil Berger sie liebte und heiraten wollte? Das ist doch nicht dein Ernst.«
    Â»Okay, das müssen wir noch klären. Aber was das Mädchen und Berger angeht: Sie haben sich kennengelernt. Sie haben sich verliebt. Vielleicht konnte sie nicht so schnell aussteigen aus dem Milieu, vielleicht ließ ihr Zuhälter das nicht zu, oder der Ausstieg war erst für später geplant, was auch immer. Vielleicht hat Luigi Baldi Berger geholfen und sie nur versteckt. Vielleicht ist Berger nicht schuld daran, dass sie in diesem Keller war. Jedenfalls ging etwas schief, und jetzt sind die beiden Männer tot, und sie liegt im Koma.«
    Â»Die verliebte Hure. Die gescheiterten Retter.« Die Krieger steht auf. »Mir kommen die Tränen.«
    Â»Sie hat das Herz gemalt, Judith. Das ist eine Tatsache.«
    Â»In jedem Puff gibt es Herzchen, was bedeutet das schon?«
    Manni stemmt sich hoch. »Du meinst, meine Theorie ist zu simpel, ja? Glaubst, dass Makowski und ich uns von nackten Titten blenden lassen?«
    Sie verschränkt die Arme vor der Brust, ohne den Blick von Manni zu wenden.
    Â»Aber du bist natürlich objektiv, wenn du von vornherein ausschließt, dass jemand, der Pornos guckt und in den Puff geht, zu echten Gefühlen fähig ist.«
    Â»Echte Gefühle. Zu einer mindestens fünfundzwanzig Jahre jüngeren Frau ohne Rechte und Pass, die wahrscheinlich nicht einmal rudimentär seine Sprache spricht.«
    Â»Vielleicht hat sie sich trotzdem in ihn verliebt. Weil Berger immer noch netter war als all die Arschlöcher, die es auf dem Strich ganz ohne Frage gibt.«
    Â»Kann es Liebe zwischen zwei Menschen geben, die alles andere als gleichberechtigt sind?«
    Â»Warum sprichst du ihr den freien Willen ab? Weil sie so jung ist? Nur eine

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