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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Hitze, die sich vom Bauch aus in Brust und Lenden ausbreitet. Aber ich bin innerlich trocken, so als ob meine Eingeweide zu Staub geworden sind, und die Wirkung stellt sich erst beim zweiten Schluck ein, einem langen, tiefen Zug, der nach Zucker und gestoßenem Eis, nach Minzblättern und Bourbon schmeckt und dann sämtliche Nerven erfasst, als ob jemand ein Streichholz an meiner Schädelbasis angerissen hätte.
    Doch diesmal handelt der Traum nicht von dem über Holzkohle gefilterten Erzeugnis aus Lynchburg, Tennessee. Sie kniet in der Laube, sodass ihr Gesäß auf den Fersen ruht, isst mit beiden Händen ein Sandwich und wirkt irgendwie verletzlich, wie ein verängstigtes und hungriges Kind auf einem Foto aus Kriegszeiten. Sie lächelt, als sie mich sieht, als begrüße sie einen alten Freund, ergreift mit beiden Händen den Saum ihres Kleids und zieht es über den Kopf. Ihr braun gebrannter Leib glänzt im Mondlicht wie glasiert, die Brüste sind prall und fest, sie wirkt unschuldig und ohne Arg, wenn da der Druck ihrer Schenkel nicht wäre, mit dem sie mich empfängt. Selbst im Traum weiß ich, dass es falsch ist, dass ich an einem Punkt angelangt bin, an dem es kein Zurück gibt – genau wie mit dem Whiskey, der die alte Glut von neuem entfacht und einmal mehr Anspruch auf einen Bereich meines Wesens erhebt, den ich längst vergessen hatte. Sie drückt ihren Mund auf meinen, legt mir die Finger auf die Hüfte, massiert dann meinen Rücken, und ich spüre, wie etwas in mir birst, so als platze der Boden einer Papiertüte unter einem Wasserschwall, und als ich sie zitternd vor Erregung anschaue, sehe ich einen Wust platinblonder Haare, Augen, die wie schwarzes Glas wirken, und ein genießerisch träges Lächeln, das in einem verächtlichen Kuss auf die Wange endet.
    Ich wachte auf, setzte mich auf die Bettkante und schlang die Hände um die Knie, hatte ein Ziehen in den Lenden, wie ein halbwüchsiger Junge, der die Bilder, die er sich beim Masturbieren vorstellt, nicht mehr loswird.
    Ich hörte, wie Tripod draußen an seiner Kette auf und ab lief, wie der Wind durch die Bäume strich und das abgefallene Laub über den Hof fegte. Als der Wind sich legte, kehrte einen Moment lang Stille ein, dann hörte ich wieder das Laub. Diesmal knirschte es unter einem Fuß.
    Ich schaute aus dem Fenster und sah Tripod auf seiner Hütte hocken, den Blick zum Garten hinter dem Haus gerichtet.
    Ich zog Bluejeans und meine Tennisschuhe an, holte meinen 45er aus der Kommode und die Taschenlampe aus dem Nachtkasten und überprüfte das Schloss an der Haustür. Bootsie schlief auf der Couch, hatte den Arm über die Augen gelegt und eine aufgeschlagene Illustrierte neben sich am Boden liegen. Ich schaltete den Strahler im Mimosenbaum ein und trat hinaus auf den Hof.
    Aschewolken trieben vom Feld meines Nachbarn herüber, und der Widerschein der Sterne brach sich auf dem vom Wind gekräuselten Wasser des Ententeichs bei unserem Zaun. Ich suchte den Garten neben dem Haus ab, die Pferdekoppel und den Stall, den Aluminiumschuppen, in dem noch immer der alte Traktor meines Vaters stand, und ging dann am Rande des Bachbetts in Richtung Ententeich.
    Die Batterien in meiner Taschenlampe wurden schwächer, daher schaltete ich sie aus und wollte zurück zum Haus gehen. Ich hörte den schrillen, aufgeregten Schrei einer Nutria draußen im Sumpf.
    Ein kräftiger Mann, der von der Statur her an einen Urmenschen erinnerte, trat rasch zwischen den Bananenstauden hervor und stieß mir einen runden, harten Gegenstand in den Rücken.
    »Ich hätt auch anrufen können. Aber ich bin hergekommen, weil ich Ihnen trau. Versaun Sie’s nicht«, sagte er.
    »Was wollen Sie, Aaron?«
    »Geben Sie mir Ihre Pistole ... Sie kriegen sie wieder. Ich versprech’s. Ich tu auch niemand was zuleid.«
    Er tastete an meinem Arm entlang und nahm mir den 45er aus der Hand. Er roch nach Humus und wollener Kleidung, nach Lagerfeuerqualm und trockenem Schweiß.
    »Erwischt! Donnerwetter, es hat geklappt! Sauber hab ich Sie reingelegt!«, sagte er. Er ging in die Hocke, schüttete sich vor Lachen schier aus und schlug sich mit einer Hand auf den Schenkel. »Dabei hab ich bloß die alte Maiskolbenpfeife hier gehabt, die ich aus ’m Müllkübel geholt hab. Wie finden Sie das?«
    »Warum benehmen Sie sich nicht wie ein erwachsener Mensch?«
    »Habt ihr die Vietcongs genauso ausgetrickst?« Er tanzte wie ein wild gewordener Affe unter den dürren Bananenblättern.
    »Geben Sie

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