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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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wie ’ne geköpfte Schlange. Das is’ nicht wie bei billigem H. Das vergeht nicht, wenn du jemand ins kalte Wasser oder inne Schneewehe legst. Der Typ hat die Augen verdreht, er hat alles mögliche Zeug rausgesabbert, und seine Knie ham an die Brust geschlackert. Was willst’n da machen, Mann? Ich bin fix und fertig gewesen. Herrgott, das is’, als ob du zuschaust, wie jemand ersäuft, und du kannst überhaupt nix dagegen machen.«
    »Ist das alles, Jody?«, fragte ich.
    »Sagen Sie’s ihm«, meinte Helen.
    »Die ham ein Loch gebuddelt und ihn begraben«, sagte er.
    »Wer?«, fragte ich.
    »Alle. Ich bin in den Wald gerannt. Ich hab das nich’ mit anschaun können ... Womöglich war der noch gar nich’ tot ... Das geht mir ständig durch den Kopf ... Die ham keinen Doktor geholt und gar nix ... Die hätten ihm wenigstens ’n Spiegel vor die Nase halten solln oder so ...«
    »Wer war dabei, Jody?«, fragte ich.
    »Der Typ, der grad zum Gouverneur gewählt worden is’.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte ich.
    »Der is’ außer sich gewesen, hat geflennt wie ein kleines Kind. Da sind noch ’n paar andere Amerikaner dabei gewesen, die sich um ihn gekümmert ham.«
    »Wer?«, fragte ich.
    »Weiß ich nicht, Mann. Ich hab mich ausgeklinkt. Ich hab’s nich’ ausgehalten. Ich kann Ihnen nicht mal sagen, wo ich gewesen bin. Ich bin hinter ’ner schwarzen Bar in St. Martinville aufgewacht, weil mich Hunde angepisst ham.«
    Sein Gesicht war verquollen, wirkte rot und glasig wie ein Lutscher, um Jahrzehnte älter, als er war. Er wischte sich mit den Handballen über die Augen.
    »Was meinst du?«, fragte Helen, als wir wieder in meinem Büro waren.
    »Nimm seine Aussage auf. Leg sie zu den Akten«, antwortete ich.
    »Ist das alles?«
    »Jody hat schon lange nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    »Glaubst du ihm nicht?«
    »Doch, das schon. Aber damit kommen wir nicht durch. Buford LaRose ist erst dann dran, wenn er mit einem toten minderjährigen Stricher im Bett erwischt wird.«
    »Zu viel des Guten«, sagte sie und ging hinaus.
    Am Samstagmorgen kam Clete Purcel aus New Orleans, ging bei leichtem Nebel zwei Stunden lang angeln, gab es dann auf und gönnte sich im Köderladen ein paar Bier, während ich die Belege durchging und die vierteljährlich fällige Einkommenssteuer auszurechnen versuchte. Clete war einsilbig, schaute ab und zu aus dem Fenster auf den Regen, als ob er ein stummes Zwiegespräch mit sich selbst führte.
    »Spuck’s aus«, sagte ich.
    »Als ich nach Vietnam gekommen bin, hab ich mir gewünscht, ich wäre nie zur Marineinfanterie gegangen«, sagte er.
    »Und?«
    »Du hast die Würfel bereits geworfen, Großer. Du kannst diesen Arschgeigen nicht einfach sagen, dass du nicht mehr mitspielen willst.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich ständig Jerry Joes Gesicht seh, wenn ich träume, deswegen ... Ist das dahinten seine Jukebox?«
    »Ja.«
    »Was ist da drauf?«
    »Lauter Sachen aus den Vierziger- und Fünfzigerjahren. Alles Klassiker.«
    »Gib mir ’n bisschen Kleingeld.«
    »Ich hab das Kabel zerschnitten.«
    »Das is’ ja ’ne klasse Lösung, Streak.«
    Eine halbe Stunde später klingelte das Telefon. Buford LaRose war dran. Ich ging mit dem Apparat nach hinten.
    »Kommen Sie ins Patio-Restaurant in Loreauville«, sagte er.
    »Nein danke«, sagte ich.
    »Verdammt noch mal, Dave. Ich möchte, dass wir diesen Mist hinter uns bringen.«
    »Schön. Verzichten Sie auf Ihr Amt.«
    »Crown ist eine Killermaschine«, sagte er.
    »Wenn es so ist, haben Sie Ihren Teil dazu beigetragen.«
    »Sie wissen noch nicht Bescheid, nicht wahr?«
    »Worüber?«
    »Über die Leiche, die grade aus dem Henderson-Sumpf gefischt wurde.«
    »Das ist der Bezirk St. Martin. Damit habe ich nichts zu tun. Wiederhören, Buford.« Ich legte den Hörer auf.
    »War das der Bumskopf?«, fragte Clete.
    »Yo.«
    »Was hat er gewollt?«
    Ich sagte es ihm.
    »Willst du etwa aufgeben?«
    »Darauf läuft’s in etwa hinaus.«
    »Grundfalsch. Bleib dran, Streak. Gib dir vor denen keine Blöße. Ich sicher dich ab, Mann.«
    Er drehte den Barhocker um, wandte mir sein breites Gesicht zu und schaute mich mit tiefgrünen Augen an.
    »Hör mir mal zu«, sagte er. »Das war dieser Mookie Zerrang, den du in dem Kahn draußen im Sumpf gesehen hast. Wenn du den Killer loswerden willst, musst du rausfinden, woher er seine Kohle kriegt.«
    Draußen fiel der Regen auf das Wasser, als ob tausende gelber Lichter auf dem Bayou tanzten. Ich wischte den

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