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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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unverhoffte Begegnung mit einem Widersacher nicht aus der Fassung bringen. Ohne den Blick von mir zu wenden, mit einer Schnute wie ein ungezogener Teenager, hakte sie ihr Bustier auf und ließ es fallen, knöpfte dann die Shorts auf, schob sie samt dem Höschen über Schenkel und Knie und stieg heraus. Dann zog sie die Nadeln aus ihrem platinblonden Haar, schüttelte es aus, setzte das Sektglas an den Mund und schaute mich dabei unverwandt mit leerem, leblosem Blick an.

26
    Jimmy Ray Dixon zählte zu jenen dreisten Zeitgenossen, die andere mit einer derartigen Selbstverständlichkeit beleidigen und schurigeln, dass man immer annimmt, sie hätten nichts zu verbergen.
    Ein guter Trick. Man hat stets eine Lüge auf Lager, selbst wenn man sich für gar nichts rechtfertigen muss. Zum Beispiel darüber, wie man in Vietnam eine Hand verloren hat.
    Nachdem Jimmy Ray und seine Begleiter den Bootsanleger verlassen hatten, hatte ich einen Freund beim Veteranenbetreuungsamt in New Orleans angerufen.
    Als ich tags darauf von der LaRose-Plantage in die Dienststelle zurückkam, rief er an und las mir alles vor, was der Computer über Jimmy Ray Dixon ausgespuckt hatte.
    Er hatte seine Hand nicht beim Minenräumen auf einem Reisfeld im Feindesland verloren. Seine Geschäftspartner, eine Bande chinesischer Diebe, mit denen er gestohlenen Schnaps aus PX-Beständen verhökerte, hatten sie ihm abgeschnitten.
    Darüber hinaus wurde in einem CID-Bericht angedeutet, dass Jimmy Ray möglicherweise im Drogengeschäft mitmischte und Heroin in den Särgen gefallener GIs in die Heimat geschmuggelt hatte.
    Über seine Militärzeit hat er also gelogen, dachte ich. Aber wer würde das bei so einer Personalakte nicht tun?
    Das störte mich nicht weiter.
    Doch Jimmy Ray Dixon hatte am Bootsanleger gesagt, jemand habe auf sein Haus geschossen und seinen Bruder umgebracht.
    Auf
sein
Haus.
    Ich ging in die Stadtbibliothek und ins Archiv des
Daily Iberian
und durchforstete jeden Schnipsel Mikrofilm, den ich finden konnte, nach Berichten über den Mord an Ely Dixon.
    Nur in einem Artikel, in
Newsweek,
wurde erwähnt, dass Ely in einem Einfamilienhaus getötet worden war, das er für fünfzig Dollar im Monat von seinem Bruder gemietet hatte, der in der Reportage als kriegsversehrter Vietnamveteran bezeichnet wurde.
    Ich fuhr zur Dienststelle zurück und ging ins Büro des Sheriffs.
    »Was ist, wenn der Falsche umgebracht wurde?«, fragte ich.
    »Ich hab das Gefühl, dass mich das eigentlich überhaupt nicht interessiert.«
    »Es war in den Sechzigerjahren. In Birmingham und Bogalusa wurden Bombenanschläge auf Kirchen verübt, in Mississippi Bürgerrechtler gelyncht. Seinerzeit ging jeder davon aus, dass der Schuss Ely Dixon gegolten hat.«
    »Versuchen Sie hier etwa, hinter die Motive eines Mordes zu kommen, der vor achtundzwanzig Jahren passiert ist? Wen kümmert das? Das Opfer jedenfalls nicht. Der Kerl ist sowieso tot.«
    Er klang unwirsch, konnte seinen Unmut kaum verhehlen. Er drehte seinen Stuhl zur Seite, damit er mich nicht anschauen musste, als er das Wort ergriff.
    »Ich mag Sie sehr, Dave, aber Sie hören einfach nicht zu, verdammt noch mal. Lassen Sie die LaRoses in Ruhe. Kümmern Sie sich nicht um einen Scheißkerl wie Aaron Crown.«
    »Ich habe zu Helen gesagt, dass im Bezirk Iberia keine Hinrichtungen stattfinden.«
    »Machen Sie sich nichts vor. Das kommt nur daher, weil der elektrische Stuhl nicht mehr über Land fährt.«
    Er spielte mit einem Aktenordner herum, legte ihn dann in seine Schreibtischschublade, stand auf und schaute aus dem Fenster, bis ich die Tür hinter mir zuzog.
    Batist war an diesem Nachmittag mit einer Erkältung heimgegangen, und kurz vor dem Abendessen fuhren Alafair und ich mit einem Topf Suppe zu ihm nach Hause. Seine Frau war ein Jahr zuvor gestorben, und seither lebte er allein mit seinen drei Hühnerhunden und acht Katzen in dem an einem Fahrweg gelegenen, ungestrichenen Holzhaus mit seiner durchhängenden Veranda, dem spitzen Wellblechdach, einem Gemüsegarten, den er auf einer angrenzenden Parzelle bestellte, und einem Räucherhaus hinter dem Wohngebäude. Das spärliche Gras in seinem Garten war sauber gerecht, der Komposthaufen mit Hühnerdraht eingefasst, und seine Krabbenfallen waren neben einem riesigen Eisenpott im Hinterhof gestapelt, wo er im Herbst Schweineschwarten kochte.
    Im Laufe der Jahre hatte er mit seinem Pflug, mit dem er zu Frühlingsanfang den festgebackenen Boden in seinem Garten

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