Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Tresen ab, trug den Müll hinaus, füllte den Kühlschrank hinten im Laden auf, kam dann endlich mit mir ins Reine und rief Bufords telefonischen Auftragsdienst in Lafayette an, weil ich keine Lust hatte, mich bei ihm zu Hause zu melden.
»David Robicheaux am Apparat. Bestellen Sie Mister LaRose, dass ich am Montag ab acht in meinem Büro bin.«
Er kam um zehn, begleitet von Ciro Tauzin von der State Police. Ich hatte den Bericht der Sheriffdienststelle St. Martin über einen Leichenfund im Henderson-Sumpf vor mir auf dem Schreibtisch liegen.
»Begreifen Sie allmählich, was für ein Mensch dieser Aaron Crown ist?«, sagte Buford.
»Eigentlich nicht«, erwiderte ich.
»Eigentlich nicht? Jemand hat dem Opfer die Bauchdecke aufgeschlitzt und mit Steinen aufgefüllt. Wer bringt denn so was fertig?«, sagte Buford.
»Ich frage mich was ganz anderes, Buford. Was hat ein Gangster aus New Orleans, ein Killer für die Familie Giacano, draußen im Henderson-Sumpf verloren?«
»Er saß immerhin mit Crown in einer Zelle« sagte Buford.
»Und warum sollte Crown seinen Zellengenossen umbringen?«, fragte ich.
»Vielleicht hat er Aaron ans Messer liefern wollen. Der Kerl hat ein paar Verfahren wegen Verstoßes gegen die Waffengesetze am Hals gehabt. Kriminelle haben nicht allzu viel Ehrgefühl«, sagte Tauzin und lächelte.
»Meiner Meinung nach wollte er Crown umlegen und hat den Kürzeren gezogen. Was halten Sie davon, Mister Tauzin?«, fragte ich.
Die Jacke seines blauen Anzugs sah aus, als sei sie falsch zugeknöpft. In seinen ölig schwarzen Haaren klebten vereinzelte Schuppen. Er rieb sich mit dem Daumen über das gespaltene Kinn.
»Männer wie Crown bringen einen wegen ’nem Paar Schuhe oder einem Teller voll Essen um. Meiner Meinung nach sind die ganz einfach zu durchschaun, Sir«, sagte er.
»Setzen Sie sich über seine Tochter mit ihm in Verbindung«, sagte Buford. »Wenn er sich mir stellt, garantiere ich für seine Sicherheit, und ich verspreche, dass er nicht wegen eines Kapitalverbrechens angeklagt wird ...« Er stockte einen Moment, dann hob er die Hände von den Armlehnen des Stuhls. »Er fährt vielleicht zwei, drei Jahre ein, allerhöchstem, dann kann er aufgrund seines Alters entlassen werden.«
»Ziemlich großzügig«, sagte ich.
Buford und Ciro Tauzin warteten. Ich nahm eine Büroklammer und ließ sie auf meine Schreibunterlage fallen.
»Dave?«, sagte Buford.
»Er hält Sie für den Feind schlechthin«, erwiderte ich.
»Sie haben mit ihm geredet.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Ich konnte beinahe hören, wie er hin und her überlegte, sah an seinem Blick, dass ihm eine Idee kam. Buford war zweifellos hochintelligent. »Ist er auf einen Zusammenstoß aus? Hat er Ihnen gesagt, dass er mich umbringen will?«
»Machen Sie Frieden mit seiner Tochter. Dann hört er vielleicht auf Sie.«
Buford kniff die Augenwinkel leicht zusammen, so als überlege er, was ich damit meinen mochte.
»Wegen einer kurzen Liebelei auf der Schule? Wollen Sie darauf hinaus?«, fragte er.
Doch bevor ich etwas sagen konnte, ergriff Ciro Tauzin das Wort: »Folgendermaßen sieht’s aus, Mister Robicheaux. Sie können uns helfen, wenn Sie wollen, ansonsten heben Sie sich Ihre Ratschläge für jemand andern auf. Aber wenn sich Aaron Crown nicht stellt, kriegt er ein paar auf den Pelz gebrannt. Ist das einigermaßen klar, Sir?«
Ich erwiderte seinen Blick.
»Soll ich Ihre Bemerkungen weitergeben, Mister Tauzin?«, fragte ich.
»Dafür war ich Ihnen dankbar. Im Umgang mit Ihnen erlebt man ja allerhand, Sir. Ihr Ruf wird Ihnen nicht gerecht.«
Ich malte mit einem Kugelschreiber Kringel auf einen Notizblock, bis sie das Zimmer verlassen hatten.
Zwei Minuten später kam Buford allein zurück und öffnete die Tür. Er hatte seine Leinenjacke über der Schulter hängen, die Ärmel des karierten Hemds über die von dicken Adern durchzogenen Unterarme hochgekrempelt. Die lockigen Haare hingen ihm in die Stirn, und seine Wangen glänzten wie Winteräpfel.
»Sie werden mich niemals leiden können, Dave. Vermutlich kann ich Ihnen das nicht mal verübeln. Aber ich gebe Ihnen mein feierliches Ehrenwort, dass ich Aaron Crown beschützen und dafür sorgen werde, dass er als freier Mann stirbt«, sagte er.
Einen Moment lang sah ich wieder den hübschen jungen Quarterback an der L. S. U. vor mir, umringt von gegnerischen Angreifern, die sich auf ihn stürzen, ihn zu Fall bringen wollten, dessen Lage so aussichtslos war,
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