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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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dass die Leute aufsprangen, und der dann einen Achtzigmeterpass über die Köpfe der Abwehrspieler hinwegwarf, genau in die Hände eines freigelaufenen Receivers, der damit in die Endzone stürmte.
    Manche der Helden, die samstagnachmittags die Massen begeistern, sterben nicht friedlich im eigenen Bett. Zumindest der hier nicht, dachte ich.
    Neunzig Prozent aller Kriminalfälle werden vermutlich durch Zufall oder mithilfe von Informanten geklärt. Ich hatte keinen Informanten in Bufords Kreisen, aber ich kannte einen Geistesgestörten, dessen Äußerungen immer unterhaltsam, wenn auch nicht erhellend waren.
    Ich rief in seinem Restaurant in New Orleans und bei zwei seiner Baufirmen an und schloss aus all den Andeutungen und Ausflüchten, dass Dock Green in seinem Lager am Atchafalaya war.
    Der Himmel war grau, und Regentropfen trommelten auf den breiten Fluss, als ich in die Stichstraße einbog und auf das Viehgatter vor dem Anwesen zufuhr. Ich sah Dock Green mit Strohhut und einer schwarzen Regenjacke neben dem Haus stehen, wo er allem Anschein nach einen Haufen dürres Holz verbrannte. Vor allem aber fiel mir Persephone Green auf, die gerade in ihren Chrysler gestiegen war und die Auffahrt heruntergerast kam, dass Schotter und Erdklumpen wie Geschosse durch die Luft flogen. Ich musste aufs Gras ausweichen, damit sie mich nicht über den Haufen fuhr.
    Als ich kurz darauf auf den brennenden Holzhaufen zuging, sah ich den Grund für Persephones Unmut. Hinter dem Haus, in einem großen runden Plastikbecken, das durch einen Gartenschlauch gespeist wurde, lagen zwei Frauen, die so zugedröhnt waren, dass sie das Wetter gar nicht wahrnahmen, auf Luftmatratzen und ließen sich im Wasser treiben.
    »Unverhoffter Besuch von der Gattin, Dock?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht, wieso die nur noch mit dem Unterleib denkt. Aber sie will sich sowieso scheiden lassen.«
    Er stocherte mit einem geschwärzten Rechen im Feuer herum. Dann drehte der Wind, und mit einem Mal stieg mir ein beißender Geruch in die Nase. Mitten zwischen den brennenden Ästen und der weißen Asche lag der lange, verkohlte Rumpf eines Alligators.
    »Er is’ in meinem Abflussrohr stecken geblieben und ersoffen. Ein Gator kann nicht rückwärts gehen«, sagte er.
    »Warum vergraben Sie ihn nicht?«
    »Weil ihn dann irgendwelche Viecher wieder ausgraben. Was wolln Sie hier?«
    »Sie sind mir die ganze Zeit voraus gewesen, Dock. Vor so was habe ich Hochachtung«, sagte ich.
    »Was?«
    »Es geht um die Leiche auf der LaRose-Plantage und um allerhand andere Sachen. Ihnen entgeht kaum was, Partner.«
    Sein rußverschmiertes Gesicht glühte in der Hitze des Feuers. Er betrachtete mich, als wäre ich ein alter Erzfeind, der über Vorfeld und Graben hinweg in seine feste Burg eindrang.
    »Ich bin heute Nachmittag eine Weile im Gerichtsgebäude gewesen. Sie haben ein paar Staatsaufträge zum Bau von Krankenhäusern«, sagte ich.
    »Und?«
    »Die Aufträge sind bereits bewilligt. Sie werden ein reicher Mann. Buford wird’s eines Tages erwischen. Warum wollen Sie mit ihm untergehen?«
    »Gut gemeint, zieht aber nicht.«
    »Sagen Sie mir eins, Dock. Meinen Sie, er lässt Crown abknallen, wenn ich dafür sorge, dass er sich stellt?«
    »Wen schert denn so was?«
    »Einen Untersuchungsausschuss.«
    Er wischte sich mit einem Fingerknöchel über die Nase, schniefte, warf einen kurzen Blick zu den Frauen im Schwimmbecken und schaute dann ins Leere, ohne sich auch nur die geringste Regung anmerken zu lassen.
    »Sie sind blöd«, sagte er.
    »Aha.«
    »Sie zerbrechen sich den Kopf über ’n nichtsnutzigen alten Knacker und irgendwelchen Niggerzoff, der vor dreißig Jahren passiert is’. LaRose schiebt Ihnen ein Kantholz in Arsch.«
    »Wie das?«
    »Er steht auf Gesellschaft.«
    »Tut mir Leid, Dock, aber da komm ich nicht mit.«
    Er knetete mit der Hand den Rechenstiel.
    »Warum gehn die Menschen nicht gern über Gräber? Wegen der Kalten, die da drunten liegen? Wenn er Ihren Knöchel zu fassen kriegt, zieht er sie zu sich in die Kiste«, sagte er.
    Ich spürte, wie sich meine Lippen bewegten, wie die Haut um meinen Mund zuckte, doch ich brachte kein Wort heraus.
    Bootsie und ich spülten nach dem Abendessen gemeinsam ab. Der Regen hatte aufgehört, und der mit lila und roten Wolken durchsetzte Himmel war so blau, dass er wie durchsichtig wirkte.
    »Willst du die Sache einfädeln?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich es ein für alle Mal hinter mich bringen

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