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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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    Hochachtungsvoll,

Aaron Jefferson Crown,

ein alter Demokrat, der John Kennedy

gewählt hat.
    Helen wartete in meinem Büro auf mich.
    »Crown war hinter Jimmy Ray Dixon her. Kannst du dir das vorstellen?«, sagte sie.
    Ich schaute wieder auf den Brief, den ich in der Hand hatte. »Was hat er denn für Zoff mit Jimmy Ray?«
    »Jimmy Ray weiß es nicht oder will zumindest nicht damit rausrücken. Aber uns gegenüber ist er mit einem Mal wie umgewandelt.«
    Sie erzählte mir die Geschichte, die sie von der Polizei in New Orleans erfahren hatte. Man brauchte nicht allzu viel Fantasie, um sich das Ganze bildlich vorstellen zu können. Es muss eine aberwitzige Szene gewesen sein: eine urtümliche, surreale Landschaft voller Sumpflöcher und brodelnder Tümpel, eine Ursuppe, aus der mit einem Mal ein primitives, unfertiges Wesen auftauchte und in eine Welt trat, die nichts von ihren Ursprüngen wissen wollte.
    Jimmy Ray Dixon war mit drei Angestellten und deren Frauen in seiner Fischerhütte draußen am Bayou Lafourche. Es war feucht und dunkel, doch das Anwesen lag im hellen Schein eines Handstrahlers, der in einem abgestorbenen Pecanbaum hing, und Jimmy Ray Dixon lag unter seinem aufgebockten Pick-up, fuhrwerkte mit dem Schraubenschlüssel an der Bremstrommel herum und brüllte einen seiner Begleiter an, er solle gefälligst in die Hütte gehen und ihm ein Bier besorgen. Als der Mann nicht schnell genug reagierte, ging Jimmy Ray sich sein Bier selber holen. Unterdessen legte sich ein anderer Mann, der sich sowieso langweilte, auf das Rollbrett.
    Aaron Crown hatte auf einem Zypressenast am Ufer des Bayous auf der Lauer gelegen und auf die Stimmen gehorcht, die aus dem hell erleuchteten Hof drangen. Da ihm die Hütte im Weg stand, konnte er nicht erkennen, wer sich dort aufhielt, doch als Jimmy Ray Dixon lauthals unter dem Pick-up losbrüllte, wusste er Bescheid.
    Lautlos ließ er sich vom Ast fallen und landete im Hof. Er trug einen hellen Leinenanzug, der ihm zwei Nummern zu klein war und aussah, als habe er ihn bei der Heilsarmee gestohlen, und nagelneue Basketballschuhe aus weißem Leder, die rund um die Sohlen dick mit Schlamm verkrustet waren.
    Einer von Jimmy Rays Angestellten rauchte eine Zigarette, schaute auf den Dunst, der aus dem Sumpf aufstieg, gähnte womöglich, als er mit einem Mal etwas Verdächtiges hinter sich wahrnahm, einen stechenden Geruch nach Kot, saurer Milch und Grillfeuer. Er wollte sich umdrehen, doch eine schwielige Hand, die sich rau wie vertrocknete Fischschuppen anfühlte, legte sich über seinen Mund, und er spürte, wie ihn jemand an sich drückte, spürte jeden Knochen, jede Kontur, den Phallus, die Schenkel, den sehnigen Bauch, spürte, dass er hilflos der Lust und Laune eines Mannes ausgeliefert war, den er nicht sehen konnte, bis er das Gefühl hatte, jemand drücke ihm mit einer Schraubzwinge die Halsschlagader ab, und ihm die Sinne schwanden.
    Der Mann, der unter dem Pick-up lag, sah nur die mit Schlamm verkrusteten Basketballschuhe, die um die schwärenden Knöchel schlackernden Hosenbeine, doch er wusste, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte, noch ehe Aaron Crown den aufgebockten Wagen hin und her schaukelte.
    Der Mann auf dem Rollbrett war schon fast im Freien, als der Pick-up umkippte und auf seine Schenkel fiel. Im ersten Augenblick spürte er nur rot glühenden Schmerz, der ihm die Luft aus den Lungen trieb, sodass er keinen Ton hervorbrachte, sich nur nach hinten krümmte, bis sein Kopf den Boden berührte. Dann hatte er das Gefühl, als treibe er langsam in einem warmen Wasserloch nach oben, und zwei kräftige Hände lösten sich von seinem Gesicht, sodass er wieder zur Besinnung kam und Luft holen konnte. Schließlich sah er Aaron, der sich über ihn beugte und ihn eigenartig anschaute.
    »Verdammt, ich erwisch einfach nie den Richtigen, egal ob Nigger oder weißer Mann«, sagte Aaron.
    Er schaute zu der Hütte, zu den Schatten hinter der Jalousie, den Geräuschen, die von drinnen nach draußen drangen, zu einem Wagen voller Gäste, der scheppernd auf der holprigen Straße auf die Lichtung zukam. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß, glühte geradezu in der feuchten Luft, während er wie gebannt in die Dunkelheit starrte, hin- und hergerissen war zwischen blanker Mordlust und der Erkenntnis, dass seine Unfähigkeit, einen klaren Gedanken zu fassen, seit jeher die Waffe gewesen war, die seine Feinde gegen ihn einsetzten.
    Dann verschwand er lautlos

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