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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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aufgetaucht. Stell dir vor, die hat sich für die beiden Hunnis, die du ihr gegeben hast, ’n tüchtigen Batzen Crack besorgt und sich zugedröhnt. Und während sie im Haus ihrer Mutter in St. John the Baptist gepennt hat, trudelt unser guter Mookie dort ein und will sich ’n bisschen amüsieren. Rat mal, was passiert ist? Mookie hat sich überlegt, dass er keine Lust auf ’ne zugeknallte Zwanzigdollarhure hat. Also hat er ihre kleine Schwester geschändet.«
    Er steckte sich eine Lucky Strike in den Mund und spielte mit seinem Zippo herum, so als wolle er ein Bild loswerden, das er vor Augen hatte. Dann ließ er das Zippo auf den Tresen fallen, ohne die Zigarette anzuzünden.
    »Sein Nachname lautet Zerrang«, sagte er. »Er war früher mal Knochenbrecher für zwei Kredithaie an der Küste von Mississippi und hat dann große Karriere als Killer für die Schmalztollen in Miami gemacht. Er muss aber ziemlich gewieft sein. Ein Freund von mir beim NOPD hat den Computer befragt. Er is’ noch nie eingefahren.«
    »Für wen arbeitet er derzeit?«
    »Brandy weiß es nicht. Ich glaube, diesmal sagt sie die Wahrheit. Du siehst nicht gut aus, Streak. Was macht dir zu schaffen, Mann?«
    Ich erklärte es ihm. Wir waren jetzt die einzigen Menschen an der Bar. Clete hörte mit ausdrucksloser Miene zu. Er rieb sich mit dem Daumen über das Jochbein, sodass ich die weißen Linien in den Krähenfüßen um seine Augenwinkel sehen konnte.
    Er räusperte sich rau und kehlig.
    »Das is’ ja ’ne Story«, sagte er.
    Ich nahm mir eine gesalzene Limone aus der Untertasse und legte sie dann wieder hin.
    »Ist Bootsie dazugekommen?«, fragte er.
    »Als Karyn sich gerade angezogen hat.«
    »Wie ist die LaRose reingekommen?«
    »Sie hat sich beim Zimmermädchen einen Passepartout besorgt.«
    »Dave, du hast sie rausgeschmissen. Weiß Bootsie das etwa nicht?«
    »Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, es ihr zu erklären. Ich rufe sie an, wenn sie wieder daheim ist.«
    »Mann.« Er atmete durch die Nase, hatte die Lippen zusammengekniffen. »Aber du hast Karyn LaRose doch gesagt, dass sie sich die Pflaume woanders pudern lassen soll?«
    »So was Ähnliches.« Eine verschnörkelte Dixie-Bierreklame brannte über den Whiskeyflaschen hinter der Bar. Ich war hundemüde, und meine Hände fühlten sich steif und trocken an, als ich sie öffnete und schloss.
    »Du hast nichts Unrechtes getan. Du musst das Bootsie bloß klar machen. Stimmt’s? Da is’ doch nix weiter dabei«, sagte er. Er sah zu, wie ich mit der Fingerspitze das Salz in der Untertasse auftupfte. »Los, wir suchen uns ein Nachtlokal und genehmigen uns ein Steak.«
    »Ich nehm lieber ’ne Dusche und geh ins Bett«, sagte ich.
    »Ich geh mit dir rauf.«
    »Den Teufel wirst du tun.«
    »Ich
kenn
dich, Streak. Du steigerst dich da rein und machst dir Selbstvorwürfe. Die Schnapsinsel macht dicht. Und für dich is’ sie sowieso für immer zu. Hast du das kapiert, Großer?«
    »Das steht überhaupt nicht zur Debatte, Clete.«
    »Ja, ganz bestimmt. Die Braut konnte dich nicht kaufen, deshalb hat sie beschlossen, dir den Kopf zu verdrehen.« Er stand vom Barhocker auf, verzog dann kurz das Gesicht. »Ich komm mir vor wie ’ne Flasche, die aufm Kopf steht. Komm schon, nichts wie weg hier. Erinner mich in Zukunft dran, dass ich lieber in Eckkneipen saufen soll, wo’s nicht von wichtigen Leuten wimmelt.«
    »Du bist der Beste, Clete.«
    Er legte mir den Arm um die Schulter, und wir gingen zum Fahrstuhl wie zwei angeschlagene siamesische Zwillinge, die miteinander zurande zu kommen versuchen.
    Am nächsten Morgen fuhr ich in der Karawane mit, die Karyn und Buford zurück zu ihrem Haus am Teche geleitete. Es war mild und grau nach dem Regen, und man konnte die nasse Erde auf den Feldern riechen und das Geschepper von der Zuckerraffinerie drunten am Bayou hören. Es war ein schöner Spätherbstmorgen, losgelöst von den Ereignissen der letzten Nacht, so als hätte ich sie nur in einem trunkenen Traum erlebt.
    Von meinem Wagen aus sah ich zu, wie Karyn und ihr Mann zur Haustür gingen. Sie wirkten verschlossen, waren vermutlich noch immer vom Alkohol benebelt, wollten sich vielleicht nicht anmerken lassen, welche Geheimnisse sie sich später zu erzählen hatten, oder versuchten, die unterschwellige Wut zu kaschieren, die sie aneinander auslassen würden, sobald sie drin waren.
    Bootsie saß mit einer Tasse Kaffee und einer Zigarette in der Hand an dem Rotholztisch hinter dem Haus, als ich

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