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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Sicherheitsmann war nach wie vor auf Sendung, aber er sprach jetzt mit jemand anderem. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass Sie ’n Ausweis brauchen ... Sie können da nicht rein ... Hey, komm mir bloß nicht so ...«
    Das Handfunkgerät schlug am Boden auf.
    Helen und ich rannten zum Lastenaufzug.
    Als wir im Erdgeschoss ankamen, rannten ein Stadtpolizist aus Lafayette und ein Angehöriger der State Police vor uns den Gang entlang zum Dienstboteneingang. Durch die Glastür sah ich den Partyservice-Laster und den Kleinbus von der Teppichreinigungsfirma auf dem Parkplatz stehen.
    »Hier is’ keiner«, sagte der Stadtpolizist, während er sich in dem Gang umschaute und dann einen Blick nach draußen warf. Er hatte Koteletten und trug einen Hut, der zu groß für seinen Kopf war. Er schnüffelte und verzog das Gesicht. »Mann, was stinkt denn hier so? Das riecht ja, als ob jemand Scheiße an die Wände geschmiert hat.«
    Der Gang knickte nach links in Richtung Küche ab. Auf halber Höhe waren zwei hölzerne Jalousettentüren, hinter denen ein lautes Summen zu hören war. Ein Kleiderkorb mit Gummischrubbern, einem Teppichreinigungsgerät und etlichen Flaschen mit Chemikalien stand schräg an der Wand. Ich öffnete eine der Türen und sah unmittelbar neben einem Heißwasserkessel, an einen Haufen zerdrückter Pappkartons gelehnt, einen dünnen Schwarzen mit einem Schnurrbart sitzen. Er trug eine Wachschutzuniform, hatte die Knie angezogen, die Hände an den Unterleib gepresst und schaute mich mit schreckverzerrter Miene an.
    »Was ist passiert, Partner?«, fragte ich.
    »Die Frau is’ das gewesen«, antwortete er.
    »Die Frau?«
    »Ich mein, sie war angezogen wie ’ne Frau. Sie hat mich bedrängt. Ich hab’s nicht tun wollen, aber ich hab ihr eins mit meinem Stock übergezogen. Die hat sich davon überhaupt nicht aufhalten lassen. Und dann hat sie mich gepackt. Da unten. Sie hat richtig fest zugedrückt. Und immerfort hat sie gesagt: ›Verrat mir, wo LaRose ist, sonst reiß ich sie dir ab.‹« Er schluckte und schaute mich mit großen Augen an.
    »Wir holen einen Notarzt. Das wird schon wieder«, sagte ich. Ich hörte, wie Helen wieder vor die Tür ging.
    »So was is’ mir noch nie passiert«, sagte er. Sein Gesicht verzog sich, als er die Beine bewegen wollte. »Es war bloß, weil ich ihre Socken gesehen hab. Da bin ich stutzig geworden. Sonst war sie mir gar nicht aufgefallen.«
    »Ihre Socken?«, fragte ich.
    »Die Jungs vom Partyservice sind mit dem ganzen Essen zur Küche marschiert. Ich hab gedacht, es war einer von denen, der so stinkt. Dann hab ich auf die Füße von der Frau geschaut, weil sie den Teppich geschleppt hat. Sie hat schwere Schuhe angehabt, und die Socken warn voller Blut. Ich hab gesagt, sie soll mir ihm Ausweis zeigen. Sie sagt, der is’ im Wagen, und dann habt ihr mich über Funk gerufen.«
    »Wohin ist diese Person gegangen?«, fragte ich.
    »Weiß ich nicht. Wieder raus vielleicht. Sie hat in den Kartons rumgekramt, hat irgendwas gesucht. Ich glaub, sie hat was fallen lassen, als ich ihr eins übergezogen hab. Irgendwas Metallisches. Ein Messer vielleicht.«
    Helen kam wieder herein.
    »Schau dir das an. Das hat draußen auf dem Parkplatz gelegen«, sagte sie und hielt eine zerzauste alte Vogelscheuchenperücke an einer verfilzten blonden Haarsträhne hoch.
    »Das haben Sie gut gemacht«, sagte ich zu dem Sicherheitsmann. »Möglicherweise haben Sie dem Gouverneur heute Abend das Leben gerettet.«
    »Ehrlich? Hab ich das?«
    »Ganz bestimmt«, sagte ich. Dann sah ich unter einem zusammengedrückten Karton etwas metallisch schimmern, und mir fiel ein Stück schwarzes Isolierband auf. Ich stützte mich auf ein Knie, hob den Karton hoch und schob meinen Kugelschreiber durch den Abzugsbügel eines Revolvers, dessen zerbrochene hölzerne Griffschalen mit Isolierband zusammengehalten wurden.
    »Sieht aus wie ein 32er«, sagte Helen.
    »Eindeutig.«
    »Was denn, hat das was zu bedeuten?«, fragte sie.
    »Ich hab ihn schon mal gesehen. In einer Schuhschachtel voller Orden und Militärzeug«, sagte ich.
    Eine Stunde später meldete jemand, dass etwa eine halbe Meile entfernt ein Gullydeckel aufgestemmt worden sei. Ein Polizist aus Lafayette kroch mit seiner Taschenlampe durch ein großes, schlickverkrustetes Rohr, das unter den Straßen hindurch zu einem Steilufer am Vermilion River führte. Am Boden befanden sich tiefe Fußspuren, die entweder von schweren Männerschuhen oder von Arbeitsstiefeln

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