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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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Stryder hielt das Ganze für idiotisch, doch die Damen schienen es für eine große Auszeichnung zu halten.
    Unter der Aufsicht einer Matrone wurden die Halme rasch gezogen und miteinander verglichen. Enttäuschung machte sich unter jenen Damen breit, die erkennen mussten, dass sie, was in diesem Fall gut gewesen wäre, nicht den Kürzeren gezogen hatten.
    Eine jedoch erbleichte. »Rowena de Vitry ist unsere erste Königin«, verkündete die Matrone.
    Eine bleischwere Stille senkte sich über den Saal. Normalerweise wurde bei der Wahl der Dame laut gejubelt, doch für Rowena gab es keinen Jubel.
    Es war üblich, dass sich die Männer um die maskierte Dame drängelten, um erwählt zu werden, doch diesmal gab es kein Gedränge. Ja, einige Männer wichen gar zurück.
    Rowena stolperte mit vorgestreckten Armen herum, während die Männer einander zu knuffen und zu puffen begannen.
    »Los, nehmt Ihr es mit ihrer Zunge auf«, sagte einer.
    »Nein, danke, auf dieses zänkische Weib kann ich gut und gerne verzichten. Nicht mal ihre Ländereien sind es wert, sich ihr faules Mundwerk anzutun.«
    Gelächter brandete auf und mehr und mehr Männer begannen nun, ihr Beleidigungen an den Kopf zu werfen.
    Doch ihr ausgeprägtes Ehrgefühl verbot es ihr, in Tränen auszubrechen oder fortzurennen. Hoch erhobenen Hauptes verharrte sie inmitten des Saals.
    Kit drängte sich nach vorn.
    »Aye, nehmt Ihr sie, Christopher. Euch kann sie schließlich nicht mehr entmannen.«
    Stryder sah rot.
    Rowena hätte vor Scham sterben können. Sie musste all ihre Willenskraft aufbieten, um sich nicht die Maske herunterzureißen und aus dem Saal zu rennen. Aber diese Befriedigung wollte sie ihnen nicht lassen.
    Mehr noch tat ihr Kit Leid, der versucht hatte, ihr beizuspringen. Er verdiente es einfach nicht, wegen seines guten Herzens auch noch bestraft zu werden.
    Plötzlich erstarb das Gelächter und sie spürte, dass sich ihr jemand näherte. Vollkommen überrascht, denn sie hatte Kit erwartet, wurde sie von zwei starken Armen an eine brettharte Brust gezogen.
    Die Kapelle begann wieder zu spielen. Kein Laut drang aus der Menge, während sie von ihrem unbekannten GaIan über die Tanzfläche geführt wurde. Er war ein guter und äußerst dominanter Tänzer.
    »Stryder?«, flüsterte sie, denn sie hatte seinen männlich warmen Geruch, seinen harten Körper erkannt.
    »Aye, Mylady.«
    Ihr Herz zersprang beim Ton seiner tiefen Stimme. Und jetzt kullerte doch eine einzelne Träne aus ihren Augen, doch glücklicherweise wurde sie von der Maske aufgesogen.
    »Danke«, sagte sie schlicht.
    Er hielt kurz inne, um ihr die Maske abzunehmen.
    Sie erschauderte bei seinem Anblick. In seinen auf sie gerichteten Augen brannte ein heißes Feuer. »Stets zu Euren Diensten.«
    Lächelnd ließ sie sich wieder in seine Arme ziehen. Sie tanzten den Tanz zu Ende.
    Die letzten Takte waren kaum verklungen, als er sie auch schon zum Saalausgang an einer Gruppe von Männern vorbeiführte. Er blieb kurz stehen, reichte ihr die Maske und versetzte einem der Ritter dann einen Faustschlag, dass dieser umfiel wie ein Baumstamm.
    »Mein Bruder ist mehr Mann, als Ihr, Hugh, je sein könnt«, fauchte er den Gefällten an. »Das nächste Mal, wenn es Euch einfällt, das infrage zu stellen, stampfe ich Euch auf dem Turnierplatz in den Staub.«
    Damit drehte er sich auf dem Absatz um, ergriff Rowena bei der Hand und verließ mit ihr den Saal.
    Rowenas Augen waren groß wie Untertassen. »Ich weiß«, seufzte Stryder, als er sie ansah. »Ich bin eben ein unverbesserlicher Barbar.«
    Doch Rowena rügte ihn mit ihrem Lächeln. »Nein, das seid Ihr nicht. Ich wünschte sogar, Ihr hättet noch härter zugeschlagen.«
    Stryder zog überrascht die Brauen hoch. »Was höre ich da? Ich habe Euch doch nicht etwa bekehrt?«
    Sie zuckte die Achseln. »Kann sein. Andererseits jedoch wart Ihr derjenige, der soeben in einem Saal voller Menschen mit mir getanzt hat.«
    Er verzog schmerzlich das Gesicht. »Erinnert mich bloß nicht daran.«
    Sie brachte ihn zum Stehen. »Warum seid Ihr gekommen? Kit sagte, Ihr würdet nicht mehr kommen, sobald der Tanz angefangen hat.«
    »Ich habe Euch ein Versprechen gegeben, Rowena.«
    »Und deshalb kamt Ihr? Meinetwegen?«
    Er nickte.
    Rowena biss sich auf die Unterlippe, die Augen zu ihm aufgerichtet. Seine Züge waren im unsteten Schein der Binsenfackeln nur schwer zu erkennen, dennoch kannte sie jede Linie, jedes Grübchen, jedes Härchen. »Ich danke Euch.

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