Nacht ueber den Highlands
dieser Rolle vorzustellen. Und was die Ritter betraf, die würden selbst ihr noch mehr Zutrauen als Kit. Keiner von denen hätte Kit in sein Zelt gelassen. Und Kit hätte niemals absichtlich seinen Bruder in Verdacht gebracht.
Swan seufzte. »Tja, wenn wir Damien nicht beseitigen können -«
»Lasst mich mit ihm reden«, unterbrach ihn Rowena.
»Wie gut kennt Ihr ihn?«, erkundigte sich Christian.
»Nicht besonders gut, aber wir sind einander in der Vergangenheit das eine oder andere Mal begegnet.«
»Wieso sollte er auf Euch hören?«, wollte Zenobia wissen.
Rowena ließ den Blick gereizt in die Runde schweifen. »Wenn einer von Euch einen besseren Vorschlag hat, einen, der nichts mit Beseitigen zu tun hat, dann bitte. Ich bin gerne bereit, ihn anzuhören. Also?«
»Ich würde mich Kits Vorschlag anschließen«, meinte Val düster.
Swan gab dem zu groß geratenen Gefährten einen Stoß. »Also gut, Rowena, dann seid Ihr unsere einzige Hoffnung. Wenn es Euch nicht gelingt, Damien dazu zu bringen, seine Teilnahme an dem Zweikampf zu verweigern, wird Stryder morgen sterben.«
Als Rowena das hörte, senkte sich eine tonnenschwere Last auf ihre Schultern.
Jetzt hing alles von ihr ab.
Sie nickte stumm und machte sich auf den Rückweg zur Burg. Während sie so dahinschritt, wurde ihr unversehens etwas klar.
Mit dem, was jetzt auf ihren Schultern ruhte, mit dieser schweren Verantwortung, lebte Stryder schon, seit er kaum dem Jünglingsalter entwachsen war. Die Bruderschaft schaute zu ihm auf. Das Leben seiner Gefährten hatte in seinen Händen gelegen. Und bis zu einem gewissen Grade war dies immer noch der Fall.
Welch eine unglaubliche Last! Mit welcher Würde und Selbstverständlichkeit er sie trug!
In diesem Augenblick wurde ihr noch etwas klar, das noch erschreckender war.
Sie liebte Stryder von Blackmoor.
Ritter. Mörder.
Held.
Sie würde alles tun, um ihn aus dem Gefängnis zu befreien.
11. Kapitel
Es erwies sich, dass es beinahe noch schwieriger war, zu Damien St. Cyr vorzudringen, als zum König.
Seine Gemächer lagen gleich neben jenen des Königs und der Königin. Tatsächlich war er gemeinsam mit ihnen zum Turnier in Hexham angereist, hatte sich jedoch seit seiner Ankunft noch kein einziges Mal in der Öffentlichkeit gezeigt.
Im Unterschied zu den anderen Adeligen speiste er niemals im großen Saal, nahm auch nie an den Waffen-Übungen der Ritter teil. Er selbst trainierte nur im Morgengrauen oder abends, dann war der Platz ausschließlich für ihn und seine ausgewählten Instruktoren reserviert, von denen er natürlich nur die besten verpflichtete. In dieser Zeit durfte sich kein anderer Ritter dem Turnierplatz nähern.
Rowena fragte sich, wie es Swan überhaupt gelungen war, die Wangen des Mannes zu sehen, denn der Prinz trug gewöhnlich eine goldene Maske, die den oberen Teil seines Gesichts verdeckte. Außerdem sah man ihn nie ohne Mantel, selbst in der größten Hitze hatte er immer die Kapuze auf, um die Maske zu verbergen.
Auch diese Maske hatte sie noch nie gesehen, nur gerüchteweise davon gehört. Es gab Leute, die behaupteten, er habe sich als junger Mann böse verbrüht und trüge die Maske, um die Verbrennungen zu verbergen. Wieder andere behaupteten, er sei von Geburt an deformiert, noch niemand habe sein Gesicht oder seine Haare gesehen.
Aber wenn Swan mit dem Schriftzug Recht hatte ...
»Er wird Euch jetzt empfangen, Mylady.«
Rowena erhob sich mit einem erleichterten Seufzer, während der Diener zurücktrat und ihr die Tür zu den Privatgemächern des Prinzen aufhielt.
Sie war schrecklich nervös und unsicher, deshalb waren ihre Schritte zögerlich. Die Wände des Wohngemachs waren mit burgunderrotem Samt ausgeschlagen und die mit aufwändigen Schnitzereien verzierten Mahagonistühle mit dicken, dunkelblauen Plüschkissen bedeckt. Zu ihrer Rechten führte eine Tür zu seinem Schlafgemach, wie sie vermutete.
Damien stand mit dem Rücken zu ihr vor einem Erkerfenster. Er war hoch gewachsen, ja von geradezu einschüchternder Statur.
»Rowena de Vitry.« Seine Stimme war tief, samtig und kultiviert. »Was könnte die berühmte >Lady of Love< von einem so schlichten Menschen wie mir wollen?«
Sie schluckte und wünschte unwillkürlich, ein wenig mehr über diesen geheimnisvollen Prinzen zu wissen. Doch selbst gerüchteweise erfuhr man nur wenig über ihn, was Rückschlüsse auf die ungeheure Macht seiner Familie zuließ. Und auf seine.
»Ich bin gekommen, um eine Gunst
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