Nacht ueber den Highlands
trat einen Schritt zurück, doch bevor er gehen konnte, schlang Rowena die Arme um seinen Hals und hielt ihn noch einmal fest umklammert.
Sie gab ihm einen raschen Kuss auf die Lippen. »Ich wünsche Euch die Kräfte eines Herkules.«
Er hob ihre Hand an seine Lippen und drückte einen innigen Kuss auf ihre Handfläche. »Wir sehen uns später. «
Rowena nickte. Der Hauptmann trat vor und führte Stryder aus dem Zelt.
Sie folgte den Männern und suchte sich dann unter ihren Hofdamen einen Platz auf den Rängen.
»Da bist du ja«, sagte Elizabeth, als Rowena neben ihr Platz nahm. »Wir fürchteten schon, dass dir etwas zugestoßen sei.«
Stryder betrat den Turnierplatz, der von Bogenschützen umstellt war, um einen Fluchtversuch zu verhindern. Stryder hatte zwar nicht die Absicht zu fliehen, doch dies war unter den gegebenen Umständen einfach üblich.
In der Mitte des Platzes standen zwei Herolde und hielten jeder ein Schwert für die Kämpfer bereit. Alles, was jetzt noch fehlte, war dieser Franzmann.
Bei dem Gedanken daran musste er fast lachen.
Doch das Lachen verging ihm, als nun sein Opponent auftauchte. Beim Anblick des französischen Königswappens auf der vergoldeten Rüstung erstarrte Stryder zu Eis. Er wusste trotz des heruntergeklappten Helmvisiers seines Gegners, wen er da vor sich hatte.
Damien St. Cyr.
Stryder stieß einen wüsten Fluch aus.
»Ganz meinerseits«, knurrte Damien und trat vor ihn hin.
Stryder hatte nicht übel Lust, sein Schicksal zu verfluchen. Wie konnte Heinrich ihm das nur antun?
»Bitte, tu das nicht, Damien. Wir waren einmal gute Freunde, du und ich.«
»Jetzt sind wir Feinde. Schon seltsam, wie es manchmal kommt, nicht?« Damien nahm sich sein Schwert.
»Du bist nicht mein Feind.«
Damien warf Stryder das andere Schwert zu. »Dann bist du ein Narr und verdienst es nicht besser.«
Stryder hatte das Schwert kaum aufgefangen, als Damien auch schon angriff. Der Graf hatte Mühe, den Hieb abzuwehren.
»Ich will dir nicht wehtun, Damien. Du hast schon genug gelitten.«
Damien warf sich mit Wutgebrüll auf ihn.
Stryder musste sich anstrengen, um sich den wie besessen Kämpfenden vom Leib zu halten. So etwas war ihm schon lange nicht mehr passiert. Damien hatte in den Jahren, als sie noch Kameraden waren, nie viel trainiert. Er war ein leichtsinniger, lebenslustiger Bursche gewesen.
Das jüngste Kind seiner Eltern, war Damien nach Strich und Faden verwöhnt worden, auch von seiner beträchtlich älteren Schwester Alix.
Er und Stryder waren vom Alter her kaum ein Jahr auseinander, und er war für Stryder immer so eine Art kleinerer Bruder gewesen, den er aus allen möglichen Schwierigkeiten herauspauken musste.
Aber der Mann, der nun vor ihm stand, hatte nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit dem Jungen, den er gekannt hatte. Dieser Damien war zornig und verbittert. Seine goldgrünen Augen funkelten voll eiskalter Wut zwischen den Schlitzen seines Helms hervor.
Stryder hatte keine Ahnung, was die Sarazenen mit Damien angestellt hatten, aber eins war sicher: man hatte ihn nicht freundlich festgehalten, um ihn dann gegen ein beträchtliches Lösegeld freizulassen, so wie Damien gehofft hatte.
Damien trat nach Stryders Bein und zielte dann mit einem Schwerthieb auf seinen Kopf.
Stryder gelang es in letzter Sekunde, sich vor dem tödlichen Hieb wegzuducken.
Da ließ Damien sein Schwert fallen und packte Stryder beim Kragen. Er warf ihn gegen die hölzerne Bande, die die Zuschauerränge vom Turnierfeld abriegelte.
Stryder ließ ebenfalls das Schwert fallen, und nun entwickelte sich eine wilde Rauferei, ganz bestimmt nicht die Art von Kampf, die Heinrich sich vorgestellt hatte. Für Damien war dieser Kampf eine zutiefst persönliche Angelegenheit.
Stryder bemerkte es mit tiefem Kummer. Er hatte in den letzten Jahren viele Male versucht, mit seinem alten Freund zu sprechen, war aber immer von dessen Männern abgewiesen worden.
»Ich wollte nie, dass dir etwas geschieht«, sagte Stryder.
Damien knurrte wie ein wildes Tier und versetzte Stryders Schulter einen Fausthieb, als würde er mit einem Schmiedehammer auf ein Stück Eisen einschlagen.
Stryder zuckte nicht einmal mit der Wimper.
»Spar dir dein scheinheiliges Mitleid, du Bastard. Ich schwöre dir, ich werde diesen Platz erst verlassen, wenn ich in deinem Blut wate.«
»Das ist es also, was du willst?«, fragte Stryder, während er einem weiteren Schlag auswich. »Damit wäre alles wieder gut?« Er nahm
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