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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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von Euch zu erbitten, Mylord.«
    Nun drehte er sich zu ihr um. Rowena konnte weder sein Gesicht noch seine Gestalt erkennen. Sein weiter, bodenlanger Umhang verbarg ihn vollkommen. Selbst an den Händen trug er dunkle graue Handschuhe.
    Dennoch besaß seine Erscheinung etwas derart Machtvolles, dass sie unwillkürlich erschauerte.
    »Welcher Art ist diese Gunst, die Ihr von mir erbittet, Mylady?«
    »Ihr sollt morgen gegen Stryder von Blackmoor an ...«
    Aus seinem Mund drang ein derart bösartiges Zischen, dass Rowena unwillkürlich einen Satz machte und ihr das Wort im Hals stecken blieb.
    »Vergebt mir, Rowena. Ich darf Euch doch Rowena nennen?«
    Sie nickte mit wild klopfendem Herzen.
    Er trat auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen. Rowena hatte den Eindruck, dass er dies absichtlich tat, um sie mit seiner Größe einzuschüchtern. Es klappte besser, als ihr dies lieb war.
    Eine behandschuhte Hand ergriff ihr Kinn und hob es an, damit sie ihn ansehen musste. Doch selbst jetzt sah sie kaum mehr als ein paar vage Umrisse unter der weiten, faltenreichen Kapuze.
    »Ihr seid eine Schönheit«, hauchte er. »Ich kann verstehen, warum er Euch nahm.«
    »Pardon?«
    »Bittet nie um Pardon, Rowena. Es degradiert Euch.«
    Sie wollte zurückweichen, doch er packte sie beim Arm und hielt sie fest.
    Als sie sich zu wehren begann, stieß er ein finsteres Lachen aus. »Es hat keinen Zweck, Euch gegen mich zu wehren, Rowena. Ich weiß alles über Euch und diesen Bastard - und was ihr beide heute Vormittag tatet, als ihr euch ungestört und sicher in seiner Zelle glaubtet. Wer glaubt Ihr wohl, hat Heinrich trotz der Proteste seiner Gattin dazu bewogen, Euch zu trennen?«
    Sie erstarrte, als sie das hörte. »Ich weiß nicht, was Ihr meint.«
    Er packte sie noch fester. »Aber natürlich wisst Ihr das. Wahrscheinlich träumt Ihr selbst jetzt, wo Ihr hier vor mir steht, davon, ihn abermals in Euren Schoß aufzunehmen.«
    Jetzt wehrte sie sich heftig. Wie konnte er es wagen!
    Doch dies war ein Mann, den nur ein Schritt von den beiden mächtigsten Thronen Europas trennte. Dieser Mann war praktisch unangreifbar.
    »Sch«, sagte er sanft und lockerte seinen Griff, sodass er sie nun beinahe zärtlich umfasste. »Vergebt mir mein schlechtes Benehmen. Es ist sonst nicht meine Art, eine Dame zu misshandeln, das versichere ich Euch. Doch mein Hass auf den Grafen kennt keine Grenzen. Die bloße Erwähnung seines Namens ...«
    Er ließ sie so plötzlich los, dass sie einen Schritt zurücktaumelte.
    Auf einmal wirkte er unendlich traurig, als habe ihn alle Kraft, aller Lebensmut verlassen. »Bittet mich nicht um Gnade, wenn es um diesen Mann geht, Rowena. Ich habe schon zu viele Stunden meines Lebens damit vergeudet, ihm den Tod zu wünschen.«
    »Aber warum? Was hat er Euch je angetan?«
    Er sagte eine ganze Weile nichts. Als er dann sprach, war seine Stimme von einer geradezu tödlichen Ruhe erfüllt. Rowena lief es dabei kalt über den Rücken. »Euer Geheimnis ist bei mir sicher, Mylady. Ich werde niemandem verraten, was ich über euch beide weiß. Aber ich erbitte mir einen kleinen Gefallen für mein Schweigen.«
    Sie machte sich auf eine weitere Grausamkeit gefasst. »Und der wäre?«
    Er schwieg. Als er schließlich sprach, war seine Stimme so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte.
    »Wenn Ihr an Gott glaubt, dann sprecht ein Gebet für mich. Meine hört er schon seit langem nicht mehr.«
    Rowena war wie vom Donner gerührt. Alles hätte sie erwartet, nur das nicht.
    »Wache«, rief Damien.
    Die Tür sprang sogleich auf.
    »Geleitet die Dame sicher zu ihrem Onkel zurück.«
    »Aber Mylord -«
    »Nein, Rowena«, wies er sie kalt ab. »Morgen wird Gott selbst über das Schicksal dieses Mannes entscheiden. Ich hoffe inständig, dass ich das Werkzeug bin, die Welt von seiner verpesteten Gegenwart zu befreien.«
    Rowena machte in dieser Nacht kaum ein Auge zu. Ruhelos wälzte sie sich hin und her und konnte nicht aufhören, an die hasserfüllten Worte Damiens zu denken.
    Ob Stryder wohl wusste, gegen wen er morgen antreten musste? War jemand gemein genug gewesen, es ihm heimlich zu verraten?
    Was würde er tun? Aber sie wusste es ja bereits. Er würde nie einen Mann töten, dem er glaubte, wehgetan zu haben.
    Rowena erwachte ebenso wie ihre Hofdamen noch vor Morgengrauen. Ihre Damen hatten ebenfalls eine schlaflose Nacht hinter sich und warteten wie alle am Königshof gespannt auf Lord Stryders Zweikampf.
    Rowena eilte mit ihren

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