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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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ebenfalls auf.
    »Gott sei Dank bist du am Ende doch noch zur Besinnung gekommen«, sagte Christian und gab Stryder eine rasche Umarmung und ein Schulterklopfen. »Ich hatte schon Angst, du würdest dich von ihm töten lassen.«
    Stryder hörte ihn kaum. Seine Augen waren mit einem seltsamen Ausdruck auf Kit gerichtet. Er sah seinen Bruder an, als hätte er ihn noch nie zuvor gesehen.
    »Ist etwas?«, fragte Kit irritiert.
    »Ich ...« Stryder schüttelte den Kopf, wie um wieder auf klare Gedanken zu kommen. »Ihr bringt mich jetzt besser in mein Zelt zurück.«
    Umringt von seinen Männern, die ihn vor der neugierigen Menge abschirmten, schritt er zu seinem Quartier zurück. Alle waren froh und erleichtert, dass es so gut ausgegangen war. Nur Stryder nicht, wie es schien.
    Rowena und Zenobia wechselten einen besorgten Blick. Stryder wurde währenddessen mit kräftigem Schulterklopfen und zotigen Bemerkungen von seinen Männern gefeiert. Sie waren wie Kinder, die ein Spiel gewonnen hatten.
    Sie und Zenobia warteten vor dem Zelt, während Christian und die anderen Stryder aus der Rüstung halfen.
    Sobald Stryder die Rüstung losgeworden war, suchte er sich ein Leintuch und presste es auf seine Wunde, um den Blutfluss zu stoppen. Christian schenkte ihm derweil einen Krug Bier ein. Er wurde mit Fragen bestürmt, doch er hörte sie kaum.
    Er musste immerzu an Damiens Anschuldigungen denken.
    Wieder hörte er Aquarius’ verzweifelte Hilferufe aus der Nachbarzelle.
    Dann sah er Damiens Gesicht vor sich, an dem Tag, als es zum Kampf kam.
    »Wofür hältst du dich eigentlich? Du willst uns anführen? Ich bin von königlichem Geblüt, das steht mir zu.«
    Sie waren zu sechst übrig geblieben, nachdem ihr Oberherr und dessen Ritter gefallen waren. Allein in einem fremden Land mussten sie ihren Weg nach Frankreich selbst finden. Raven, der Jüngste, war erst dreizehn gewesen, aber glücklicherweise schon so groß, dass man ihn älter schätzte. Alle Übrigen waren zwei bis drei Jahre älter als Raven.
    Stryder wünschte bis heute, er hätte Damien damals das Kommando überlassen, als dieser es einforderte. Doch er war jung und unreif gewesen. Und eitel.
    So war es zum Bruch gekommen. Damien hatte zwei von ihnen auf seine Seite gezogen und war seiner eigenen Wege gegangen. Er, Stryder, Narr der er war, hatte Raven und Simon genommen und war ihnen gefolgt, um sie wieder zurückzuholen.
    So waren sie alle in ihr Unglück gelaufen.
    Weil er ein törichter Narr war.
    Er sah jenen Tag vor sich, als wäre es gestern gewesen: eine weite Wüstenlandschaft, Sanddünen, die gnadenlos brennende Sonne. Sie waren überwältigt und gefangen genommen worden. Blutig und zerschunden hatte man sie auf die Knie gezwungen und ihnen die Arme auf den Rücken gebunden.
    Damien hatte Stryder hasserfüllt angeblickt.
    »Verrate niemandem, wer du bist«, hatte Stryder zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorgepresst. »Wenn sie erfahren, dass du von königlichem Geblüt bist, werden sie dich dafür büßen lassen.«
    »Du bist doch bloß neidisch«, hatte Damien zurückge-zischt. »Ich bin mehr wert als zehn von deiner Sorte.« Daraufhin hatte Damien den Sarazenen lauthals verkündet, was für eine wichtige Persönlichkeit er war.
    Der Sarazenenführer hatte höhnisch gelacht und etwas in einer Sprache zu seinen Männern gesagt, die sie damals noch nicht verstanden. Damien war gepackt und über einen Pferdesattel geworfen worden. Dann war der Sarazenenanführer mit ihm fortgeritten. Er und die anderen waren zu einem Auffanglager gebracht worden, in dem bereits zahlreiche andere abendländische Gefangene ihres Schicksals harrten.
    Gott und Damien allein wussten, was die Sarazenen gemacht hatten, um ihn seine Arroganz büßen zu lassen. In Europa genoss Damien dank seiner hohen Stellung jeden erdenklichen Luxus. In den Händen eines Nomadenstamms dagegen, der geschworen hatte, die fremden Invasoren bis zum letzten Mann auszurotten, führte eine solche Information gewöhnlich zum Tod durch Aufspießen.
    Damiens Verhalten beim Zweikampf, der Blick in seinen Augen, das alles ließ Stryder darauf schließen, dass ihm ein solcher Tod weit lieber gewesen wäre als das, was immer die Sarazenen mit ihm angestellt hatten.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Christian besorgt. Stryder hatte den dargebotenen Bierkrug wortlos entgegengenommen und auf einen Zug geleert.
    »Hörst du mich?«
    Stryder, der allmählich merkte, dass ihm seine Freunde inzwischen zahlreiche

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