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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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selbst gesagt, daß sie an mich und nicht an Sie adressiert ist.«
    »Ich bin der Kapitän dieser Maschine und sehr wohl der Meinung, daß ich über die Natur Ihrer Aufgabe Bescheid wissen muß. Und bitte widersprechen Sie mir nicht, Mr. Field. Tun Sie, was ich sage.«
    Eddie musterte Field. Ein bleicher, müde wirkender Mann mit Glatze und wäßrigblauen Augen. Er war hochgewachsen und mußte einmal sehr kräftig gewesen sein. Inzwischen ging er leicht gebeugt und wirkte schlapp. Eddie hielt ihn eher für arrogant als für mutig und fand seine Einschätzung sogleich bestätigt: Field hatte dem Drängen des Captains nichts entgegenzusetzen.
    »Ich begleite einen ausgewiesenen Gefangenen in die Vereinigten Staaten zurück, damit er dort verurteilt werden kann«, sagte er. »Er heißt Frank Gordon.«
    »Alias Frankie Gordino?«
    »Stimmt.«
    »Dann sollen Sie auch wissen, Mister, daß ich durchaus nicht damit einverstanden bin, daß Sie einen gefährlichen Verbrecher ohne mein Wissen an Bord meiner Maschine bringen.«
    »Wenn Sie den richtigen Namen dieses Mannes kennen, so wissen Sie bestimmt auch, womit er seinen Lebensunterhalt verdient. Er arbeitet für Raymond Patriarca, der von Rhode Island bis Maine für bewaffnete Einbrüche, Erpressung, Zinswucher, illegale Glücksspiele und Prostitution verantwortlich zeichnet. Ray Patriarca ist von den Sicherheitsbehörden in Providence zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt worden. Gordino ist das, was wir einen Vollstrecker nennen: Auf Patriarcas Geheiß hin terrorisiert, foltert und mordet er. Aus Sicherheitsgründen sahen wir uns außerstande, Sie vor ihm zu warnen.«
    »Ihre Sicherheit ist einen Scheiß wert, Field.« Baker war wütend. Eddie konnte sich nicht daran erinnern, daß der Captain im Umgang mit Passagieren je geflucht hatte. »Die Pattiarca-Bande weiß jedenfalls bestens Bescheid.« Er händigte ihm die Meldung aus.
    Field las sie und wurde aschfahl. »Verflucht, wie haben die das bloß rausgekriegt?« murmelte er.
    »Ich würde gerne wissen, wer die »Komplizen besagter Verbrecher« sind«, sagte der Captain. »Haben Sie an Bord jemanden wiedererkannt?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Field mürrisch. »Und wenn, dann hätte ich das Bureau längst alarmiert.«
    »Wenn wir diese Leute identifizieren können, werde ich sie bei der nächsten Zwischenlandung von Bord weisen.«
    Eddie dachte: Ich weiß, wer gemeint ist – Tom Luther und ich…
    Field sagte: »Geben Sie dem Bureau per Funk die komplette Liste aller Passagiere und Crew-Mitglieder durch, damit sie jeden einzelnen Namen unter die Lupe nehmen können.«
    Eddie schauderte vor Angst. Bestand die Gefahr, daß man Tom Luther bei dieser Überprüfung auf die Schliche kam? Das wäre das Ende! War er ein bekannter Verbrecher? War Tom Luther sein richtiger Name? Wenn er sich eines falschen Namens bediente, dann brauchte er auch einen gefälschten Paß – kein Problem für Banden dieses Kalibers. So perfekt, wie der Coup organisiert war, dürfte auch diese Vorsichtsmaßnahme eingehalten worden sein.
    Captain Baker war empört. »Ich glaube nicht, daß wir wegen der Crew Bedenken haben müssen.«
    Field zuckte die Achseln. »Wie Sie wollen. Das Bureau wird die
    Namen von Pan American bekommen. Das ist eine Frage von Minuten.«
    Taktloser Bursche, dieser Field, dachte Eddie. Ob die Agenten des FBI ihre Anleitungen zur Unfreundlichkeit wohl direkt von J. Edgar Hoover erhalten?
    Der Captain griff nach der Passagier- und Besatzungsliste und reichte sie dem Funker. »Geben Sie das gleich durch, Ben«, sagte er. Er hielt einen Augenblick inne und fügte dann hinzu: »Die Crew auch.« Ben Thompson setzte sich an seinen Tisch und morste die Mitteilung.
    »Und noch etwas«, sagte der Captain zu Field. »Ich muß Sie um Ihre Waffe erleichtern.«
    Gute Idee, dachte Eddie. Auf die Idee, daß Field bewaffnet sein könnte, war er gar nicht gekommen – doch der Bewacher eines gefährlichen Verbrechers konnte kaum unbewaffnet herumlaufen.
    Field sagte: »Ich protestiere …«
    »Den Passagieren ist das Mitführen von Warfen verboten. Ausnahmslos. Ihre Waffe, bitte.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Dann werden Mr. Deakin und Mr. Ashford sie Ihnen abnehmen.«
    Eddie war durch diese Ankündigung verblüfft, aber er fügte sich sogleich in seine Rolle und näherte sich Field drohend. Jack tat desgleichen.
    Baker fuhr fort: »Sollten Sie mich dazu zwingen, Gewalt anzuwenden, so lasse ich Sie bei der nächsten Zwischenlandung

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