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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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verstand die Ironie nicht. »Für dich ist das nichts, Joe. Du bist der richtige Pferdemensch, das sehe ich. Aber zu Queenie passen die weißen Kaninchen. Du brauchst sie dann bloß zu schlachten und den Braten mitzuessen.«
    »Mit Vergnügen. – Sind sie teuer?«
    »Ihr zahlt nichts dafür. Ich hatte euch noch nichts zu eurem Haus gegeben.«
    Vater Halkett holte mit Joes Hilfe den hölzernen Gitterstall mit vier Kaninchen aus dem Wagen. Ihr Angorafell war wirklich eine Pracht.
    »Joe«, meinte Queenie, und verschiedene Gedankengänge kreuzten sich bei ihr, »ob ich für Frau Hawley Präriehunde male? Sie wartet auf ein Bild.«
    »Hör endlich auf mit deiner Malerei!« Vater Halkett wurde zornig. »Ich will dir lieber erklären, wie du das mit den Kaninchen halten mußt, damit sie gedeihen. Joe muß dir den Stall dafür bauen, Stall mit Drahtboden, das ist eine saubere Sache. Auf fünfzig bis siebzig Kaninchen kannst du es bringen.«
    Queenie hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, denn auch sie hatte mit Kaninchen nicht viel im Sinn, aber der Respekt vor Vater Halkett gebot es ihr, aufmerksam zu bleiben.
    Der Vater machte den Kofferraum auf und holte noch etwas Großes heraus.
    »Wir haben schlachten müssen, es war zu trocken. Ich habe euch zwei Kalbskeulen mitgebracht.«
    Joe und Queenie nahmen den willkommenen Fleischvorrat in Empfang. Sie brachten ihn der Großmutter ins Haus, die nun erfuhr, daß Vater Halkett sie gleich mitnehmen werde. Ihr Aufenthalt bei den Kings, der nur für einige Tage gedacht gewesen war, hatte sich lange hingezogen. Nun schnürte sie rasch ihr kleines Bündel. Sie legte noch einmal den Arm um Queenies Schultern. »Ich bete für dich und für das Kind.« Queenie fiel der Abschied sehr schwer.
    Die Großmutter saß schon im Wagen, und Vater Halkett hatte schon den Startschlüssel in der Hand, als er noch einmal den Kopf aus dem Fenster steckte. »Joe!«
    Stonehorn trat heran.
    »Laß dich nicht bluffen, Joe, wenn einer – einer von denen, meine ich – kommt. Harold hat Anzeige erstattet, daß du die Familie Booth mehrfach mit der Waffe bedroht habest, und er hat Antrag gestellt, dein Haus zu durchsuchen und dir den Waffenbesitz zu verbieten. Er hat eine unvernünftige Angst, seitdem du lebendig wiedergekommen bist. War er ein solcher Kojot als Zeuge?«
    Stonehorn nagte ein wenig an der Unterlippe; seine Augen wurden klein, so klein wie beim Zielen.
    »Höre gut zu, Joe«, fuhr Vater Halkett fort, »Ed Crazy Eagle hat Mary befragt, und Mary hat gesagt, es sei alles erlogen. Du habest einen Habicht geschossen und wegen des Feuers drei Warnschüsse abgegeben.«
    »Ja.«
    »Der Antrag des Booth ist abgelehnt. Es kann sich also keiner in deinem Hause zu schaffen machen. Aber Harold hat gesoffen wie ein Loch und hat Mary verprügelt, und sie hat dabei nicht still gehalten – mindestens eine gute runde blaue Beule hat Harold, und ein Auge ist zu. Aber Mary liegt im Hospital.«
    »Schade, daß ich nicht dabei war. Dann läge er noch ganz woanders. Den Burschen schaffe ich auch noch mit steifem Kreuz.«
    »Was hast du denn?«
    »Der Schecke hat mir in der Feuernacht mit seinen Hufen erzählt, daß er fort will. Es ist nichts los mit mir, ich bin ein schlechter Cowboy geworden.«
    Halkett lächelte ein wenig und deutete mit der Hand an, daß dies eine Bagatelle sei. »Ich habe mich gewundert, daß ihr alle Pferde durch die Dürre gebracht habt. Tüchtig seid ihr. Ich habe schlachten müssen.«
    Es fiel Vater Halkett offenbar sehr schwer, darüber hinwegzukommen.
    Der Motor sprang an. Die Großmutter grüßte Joe und Queenie noch einmal mit den Augen.
    Als der Wagen verschwunden war, gingen die beiden zum Haus. Ein Glück, dachte Queenie, daß der Vater sich gar nicht Zeit genommen hat hereinzukommen. Die Großmutter hatte Scherben, Holz und Ofenrohr zwar beiseite geräumt, aber es sah doch nicht aus wie in einer ordentlichen Stube.
    »Dann werde ich also einen neuen Tisch zimmern. Lampe brauchen wir im Sommer nicht«, entschied Joe. Das Ofenrohr steckte er gleich wieder zusammen.
    »Ich habe mir etwas überlegt, Joe, das würde ich gern mit dir besprechen.«
    »Schon wieder etwas Neues? Bitte.«
    Da sie aus dem Haus ging, kam er mit. Es regnete sanft auf die beiden herab; sie beachteten es nicht.
    »Ich muß dir etwas erklären, Stonehorn, damit es mir selbst klarer wird.«
    Die beiden standen hinter dem Haus, wo sie von der Booth-Ranch aus nicht gesehen werden konnten.
    »Du hast

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