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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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billiger.« Stonehorn nahm das Geld. »… bye! Warum fahren Sie eigentlich einen anderen Wagen?«
    »Weil meiner vor dem Hause stehen soll.« Eivie startete etwas zu unsanft. »Ich fraternisiere nicht mehr. Jedenfalls soll mir das keiner mehr nachweisen können.«
    Noch früh genug langte der Arzt im Hospital an, gab sich selbst eine Spritze und führte die drei Operationen mit bestem Erfolg aus.
     
    Stonehorn hatte Queenie das Geld auf den Tisch gelegt und sich mit Pistole auf sein Lager begeben. Sein Rücken war wieder elastischer geworden, die Pferdekur hatte gewirkt. Im nassen Hemd und in den Wolldecken schwitzte und schlief er vierundzwanzig Stunden ununterbrochen. Als er in der folgenden Nacht aufwachte, war Queenie schon mit dem Wagen in der Agentursiedlung gewesen und hatte eingekauft. Sie hatte nicht nur Papier und Farben, sondern auch eine Wanne erworben, um Regenwasser aufzufangen. Es gab noch eine nächtliche Fleischmahlzeit.
    »Neues?« fragte Stonehorn.
    »Ja.« Aus Queenies Mienenspiel und Stimmklang war zu entnehmen, daß das, was sie zu berichten hatte, sie innerlich stark beschäftigte. – »Leslie Johnson ist auf der Rückfahrt umgekommen. Die Spuren deuten darauf hin, daß ein erbitterter Kampf zwischen ihm und seinem Fahrer stattgefunden hat. Vielleicht war Leslie ein verkappter Gangster.«
    Joe lächelte. »Das nehme ich eher von dem Fahrer an, diesem Bürschchen. Er hat sich die Handschuhe rechtzeitig angezogen.«
    »Joe, wie soll ich das verstehen? Will er kein Blut an seinen Händen…?«
    »Würde diesen Lump nur als Schmutz stören. Aber er wollte keine Fingerabdrücke hinterlassen. – Haben sie ihn?«
    »Nein. Nur der Wagen mit dem toten Johnson war noch da. Die Leiche des Fahrers fehlt.«
    »Wieso ›Leiche‹?! Wer hat denn das aufgebracht? Er wird wohl noch frisch und lebendig umherlaufen. Er muß verabredet gewesen sein.«
    »Warum traust du dem Fahrer soviel Schlimmes zu? Ich mochte Johnson nicht leiden.«
    »Und ich Geoffrey Nicholson noch viel weniger. Das war einer der Decknamen dieses ›Fahrers‹ – der einzige, den ich kenne. Er hat im Auftrag von Leslie zeitweise meine Vernehmungen geleitet. Nach seinen Fragen zu urteilen, war er ein verdächtig informierter Experte und hat mich sicher aus ganz anderen Gründen schikaniert, als um zu erfahren, was er besser wußte als ich. Er wollte mich brechen, um mich zu seiner Kreatur zu machen. Aber die Sache mit Leslie zu erledigen, solange ich mit im Wagen saß, hat er sich doch nicht getraut.«
    Queenie würgte der Brocken im Halse.
    Stonehorn aß mit verstärktem Appetit.
     

Schule
     
    Am ersten Schultag war Queenie besonders früh auf. Die Schule lag weit entfernt von ihrem Haus, in der der Agentursiedlung entgegengesetzten Richtung. Der neue Schulbus kreuzte erst weit oben das Tal. Da Benzin gespart, die Pferde aber gerührt werden sollten, hatten die Kings beschlossen, täglich zusammen zur Schulbuskreuzung zu reiten. Von dort konnte Joe die beiden Pferde mit zurücknehmen und Queenie nachmittags wieder abholen.
    »Wie hast du früher den Weg gemacht?« fragte Queenie ihren Mann. »Als wir noch zusammen in diese Schule gingen, habe ich darüber nie nachgedacht. Du warst ein großer Junge, und ich war ein kleines Mädchen.«
    »Den Weg habe ich immer zu Fuß gemacht. Im Winter kam ich oft schwer durch, besonders als ich noch klein war. Großvater und Vater haben mir für den Schulweg kein Pferd gegeben. Manche Jahre hatten wir auch keines.«
    »Da hatte ich es leichter. Ich war Internatsschülerin. Nur am Wochenende hat mich der Vater immer nach Hause geholt. Schon damals mit dem Wagen. Das war dann schön. Aber noch schöner ist es jetzt, wenn du mit den Pferden auf mich wartest.«
    Da Queenie unruhig gewesen war und die Zeit sehr reichlich berechnet hatte, mußten die beiden auf den Schulbus warten.
    »Vielleicht gibt es noch Mister Teacock, den Ziegenbock«, knüpfte Joe an die Schulerinnerungen an. »Er unterrichtete damals bis zur 12. Klasse. Von der 7. bis zur 12. Klasse. In der 7. Klasse bin ich ihm begegnet, und er sorgte gleich dafür, daß ich noch einmal sitzenblieb. So bin ich in der 7. Klasse sechzehn Jahre alt geworden. Mein Vater hatte mich erst mit acht Jahren in die Schule gehen lassen; er hatte immer behauptet, daß er mein Geburtsjahr nicht mehr genau wisse. Als ich die 7. Klasse bei Mister Teacock wiederholte, hat sich dann die Sache mit dem angeblichen Diebstahl abgespielt. Harold Booth war damals in der

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