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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Polizeibericht daraufhin noch ansehen – aber nehmen wir einmal an, ich habe damit recht. Deutet das auf einen absurden Plan?«
    »Allerdings.«
    »Eine Strecke zu laufen, für die man Straße und Wagen zur Verfügung hat, ist ein durchaus unamerikanisches Verhalten – und selbst, wenn sie auch die Hinfahrt in einem fremden Wagen gemacht haben, ist es verwunderlich. Die beiden haben etwas beabsichtigt, wobei sie den eigenen Wagen nicht brauchen konnten. Plan zu einem Verbrechen… kommt bei diesem Typ schwerlich in Frage. Aber wer weiß? Reiche junge Leute sind extravagant. Was wollten sie zu Fuß?«
    »Allerdings – da müßte man ansetzen.«
    »Was wollten sie oder wozu hat sie irgendein großer Unbekannter überredet? Lassen wir den zunächst aus dem Spiel. Was wollten sie?«
    »Weiß nicht, Joe.«
    »Überlege dir die Lebensgewohnheiten von Jerome und Caroline. Wir werden ja sehen.«
    »Die Sache erscheint mir völlig rätselhaft.«
    »Vielleicht stehen die jungen Leute auf dem Standpunkt, daß Eltern sich nicht soviel bekümmern und aufregen sollten. An andere Menschen zu denken, haben sie wahrscheinlich nicht gelernt. Es geht den Kindern zu gut, deshalb trampen sie. Mir ging es zu schlecht, deshalb habe ich getrampt. Das ist alles und auch der ganze Unterschied.«
    »Was bist du zynisch, Joe. Es kann wirklich ein Verbrechen oder ein Unglücksfall vorliegen.«
    »Vielleicht sind sie mit ihrem Leichtsinn in dergleichen hineingerannt. Das wäre ein Zufall. Ein vorweg organisiertes Verbrechen gegen die beiden halte ich aus verschiedenen Gründen für unwahrscheinlich. Bei vermögenden jungen Leuten, die mit Reiseschecks unterwegs zu sein pflegen, ist nicht viel zu holen, und den Eltern ist keine Zahlungsaufforderung von Erpressern zugegangen. Oder doch?«
    »Nein.«
    »Gegen einen Sittlichkeitsverbrecher hatte Caroline den Schutz ihres athletischen, vermutlich bewaffneten Bruders, und jugendliche Banden treiben sich in Städten herum, aber nicht in den Hills. – Also gut. Versuche, die Erlaubnis zum zeitweiligen Verlassen der Reservation für mich zu erhalten, und du hast mein Wort, daß ich am siebenten Tag wieder hier bin. Lebendig natürlich. Für meine etwaige Leiche übernehme ich keine Garantie.«
    »O. k. Wenn ich jetzt auf die Agentur zurückkomme, du Spottvogel, spreche ich sofort mit Superintendent Hawley. Er will Richter Elgin zu Gefallen sein, und er wird mit New City telefonieren.«
    »Ich habe nicht gespottet. Wie ein Abenteuer ausgeht, ist nie zu berechnen. Der Preis von 40000 $ ist bekannt, es lohnt sich also jetzt, die beiden einzufangen. Wer weiß, was für Volk mir über den Weg läuft und auf was für Einfälle die Rechtsanwaltskinder noch kommen. Soll mich aber wundern, ob du Sir Hawley überreden kannst, mich ein paar Tage frei zu geben. Wenn du noch sicherer abgewiesen werden willst, so gehe zu seinem Vertreter Nick Shaw.«
    »Er ist dein spezieller Freund geworden, ich weiß. Hast du ihm einmal mit dem Stilett gedroht?«
    »Nur in Gedanken, und das war wohl der erste und einzige meiner Gedanken, den er wenigstens nachträglich zu lesen vermochte.«
    »Hawley ist großzügiger. – Kommst du gleich mit?«
    »Ich denke nicht daran. Ich reite übermorgen zu dir und frage nach.«
    »Übermorgen? Zu spät.«
    »Warum bist du so aufgeregt? Ist der Haftbefehl schon unterwegs?«
    »Nein, aber wir müssen schneller sein. Wenn wir heute noch die Zusage bekommen, so mußt du morgen fahren. Es kommt also einer mit dem Wagen zu dir.«
    Stonehorn kringelte Rauch in die Luft. Er glaubte nicht daran. Aber Frank Morning Star, der stellvertretende Häuptling, war noch nicht fünf Stunden weg, als sich die Chefsekretärin Miss Thomson, im Dienstwagen des Superintendent, vor dem Hause der Kings einfand. Auf der leeren Landstraße war sie 110 Meilen gefahren, aber der Furchenweg hangaufwärts hatte ihr einige Schwierigkeiten gemacht. Joe wollte sie nicht hereinbitten. Auch aus diesem Grunde ging er zu dem Wagen heran.
    »How are you!« begrüßte die Sekretärin ihn aus dem geöffneten Fenster und überreichte einen amtlichen Brief. »Ein Schreiben des Superintendent, das er nach seinem Gespräch mit Richter Elgin von New City ausgefertigt hat. Es enthält die Erlaubnis für Sie, sich sieben Tage zwecks Suche nach Jerome und Caroline Bergen außerhalb der Reservation in den Hills aufzuhalten. Sie lassen das in New City bei der Polizei abstempeln. Auf der Hinfahrt und auf der Rückfahrt. Ja,

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