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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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waren sie geschickt und haben nicht mehr Geld verloren, als recht ist. Das Mädchen war girl-friend eines gut verdienenden jungen Buchprüfers, ihr Bruder hatte eine etwas ältere, aber immerhin noch sehr junge Witwe von vierundzwanzig Jahren zur Freundin. Diese Beziehungen beeinträchtigten aber nicht die Freundschaft, die die beiden Geschwister von Kind an verbanden. Sie unternahmen oft Ausflüge zusammen, nach Los Angeles und Mexiko, nach Alaska, zum Yellowstone-Park, zuletzt nach unseren bescheidenen Hills. Es war ihre Gewohnheit, den Eltern jeden zweiten Tag eine Ansichtskarte zu schicken. Seit dreißig Tagen ist aber keine Post mehr eingetroffen. Die letzte stammt vom Faulauge-Motel. Wie festgestellt, haben die Geschwister dieses Motel mit dem Wagen an dem Tag verlassen, an dem sie die letzte Karte schrieben. Sie haben einen Zeltplatz in den Bergwaldungen aufgesucht, der schon fast ganz verlassen war. Aber der Kontrollposten an der Einfahrt zu dem Naturschutzgebiet, in dem der Zeltplatz liegt, kann sich erinnern, daß die Geschwister am gleichen Tag, an dem sie das Motel verlassen hatten, also jetzt vor einem Monat, seinen Kontrollpunkt passierten. Jerome und Caroline sind hübsch, liebenswürdig und freigiebig. – Als nach ihnen gesucht wurde, fand man auf dem Zeltplatz noch den Wagen und das Zelt mit nahezu allem Inventar, ausgenommen die Campingbeutel mit Bechern und Proviantbüchsen. Die beiden jungen Leute sind an einem Vormittag noch bei der Besichtigung der Großen Labyrinth-Höhle bemerkt worden, die sie mit den anderen Besuchern zusammen wieder verließen, und am Nachmittag waren sie, eingeladen von einem Ehepaar mit Wagen, am Dark-Eye, dem Bergsee. Dort haben sie sich verabschiedet. Das Ehepaar hat sich gemeldet. Es ist ein Ingenieur aus Canada mit seiner Frau. Von den jungen Leuten fehlt seitdem jede Spur.«
    »So.« Stonehorn steckte sich eine neue Zigarette an. Er überlegte einige Zeit und meinte dann: »Hinter den beiden Teenagern soll man also nun für vierzigtausend Dollar herlaufen. Mit neunzehn ist es mir auch schon gelungen, mich einige Zeit so zu verstecken, daß mich keiner gefunden hat.«
    »Was ich von mir ebenfalls sagen könnte«, bemerkte der alte Okute.
    »Wer bezahlt die Kosten, Frank, die bei der Suche entstehen? Wer ist überhaupt schon unterwegs, um zu suchen?« erkundigte sich Joe.
    »Kosten werden denen, die Anspruch auf die Belohnung erheben, nicht ersetzt. Wenn sie nichts finden, tragen sie den Schaden selbst. Im übrigen sind die Angestellten des Naturschutzparkes alarmiert, und ein Privatdetektiv namens Holloway ist von den Eltern beauftragt. Er hält sich zur Zeit in New City auf – ist nicht mehr als Durchschnittsintelligenz und im gegebenen Fall am Ende seiner Weisheit. Die Polizei hat gesucht, vor allem auch in dem See und in seiner Umgebung; einige verdächtige Personen wurden festgenommen und mußten wieder entlassen werden, andere werden ohne Sinn und Verstand verdächtigt.«
    »Andere? Wer?«
    Als Frank nur den Bruchteil einer Sekunde mit der Antwort zögerte, hatte Stonehorn schon begriffen. »Also ich. Wer sagt gegen mich aus?«
    Frank gab sein Versteckspiel auf. »Esma. Sie will dich am fraglichen Tag in den Hills gesehen haben.«
    »Sie leistet jeden Meineid. Es wäre auch nicht der erste.«
    »Warum haßt sie dich?«
    »Steht hier nicht zur Debatte. Sie tut es unnachsichtig.«
    In der folgenden Stille dachte Stonehorn nach; er schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, gab er seine Entscheidung bekannt. »Wenn du mir die Erlaubnis mitbringst, Frank, die Reservation für sieben Tage zu verlassen, versuche ich einmal, mit meinen illegal erworbenen Fertigkeiten legal zu verdienen. Spaßig, aber dann sind sieben Jahre harter Lehre wenigstens nicht ganz verloren. Der Ausflug ist mir auf alle Fälle die Benzinkosten wert. Für das Essen brauche ich nicht viel, schlafen kann ich in meinem Wagen. Ich suche in den Hills, weiter gehe ich nicht. Am siebenten Tag spätestens bin ich wieder in unserem Paradiesgarten hier. Der Prozeß gegen meinen Nachbarn, den Pferdedieb Harold Booth, steht bevor, und dabei kann ich nicht fehlen.«
    »Du hoffst wirklich, die Geschwister in wenigen Tagen aufzufinden?«
    »Ich werde versuchen, denen allen zusammen das Konzept zu verderben.«
    »Konzept verderben? Was soll das heißen?«
    »Denke nach, Morning Star. Die jungen Leute sind offenbar zu Fuß vom Campingplatz zu der Labyrinth-Höhle gelaufen – ich werde mir den

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