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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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merkte dann, wie endlich Entlastung für ihn kam.
    Seine Freunde hatten sich eingefunden, geführt von dem jungen Mann, der die Kiste an Jenny preisgegeben hatte.
    Aus der Schlägerei, die sich jetzt entwickelte, konnte Joe nicht heraus. Er wollte auch nicht heraus, denn er durfte seine Freunde, die ihm zu Hilfe gekommen waren und selbst das größte Risiko liefen, nicht im Stich lassen. Was Joe auf seiner Seite hatte, waren keine Banditen. Es waren ein paar Männer, die zusammenhielten, weil sie sonst untergegangen wären. Es waren auch blutjunge Burschen dabei, die zufällig gesehen hatten, daß man den Rodeo-König angriff, und die ihm mit jugendlichem Zorn und jugendlicher Verwegenheit zur Seite stehen wollten.
    Jenny erkannte, daß Joe und seine handfesten Freunde sich gegen die Gangster durchsetzen konnten. Joe aber sollte sterben, koste es, was es wolle. Für Joe und für Jenny war nicht mehr zugleich Platz auf der Welt, seit Joe von Mike das Gericht über Jenny verlangt hatte.
    Jennys Mordinstinkte und sein unnatürlicher Sadismus wurden frei, seine Züge verzogen sich zu einer Fratze. Er begann hemmungslos und ohne jede Bindung der Vernunft zu handeln. Mit seinem Kumpan zusammen hatte er die Maschinenpistolen schußfertig gemacht, und die beiden setzten diese Waffen in Gang.
    Die Schüsse knatterten, und die Männer, die direkt in der Schußlinie gekämpft hatten, fielen wie Bäume unter der Axt, gleich, auf welcher Seite sie gestanden hatten. Joe hatte die Gefahr rechtzeitig erkannt; er riß einen der jungen Burschen mit sich nieder. Jenny und der zweite Gangster streuten immer noch. Joe konnte nicht vom Boden auf, ohne sich den Schüssen auszusetzen. Er schob sich auf den Dielenbrettern im Schutz der Toten und Verletzten beiseite und hoffte, zu einem Ausgang und ins Freie zu gelangen, und dann von außen zu dem Notausgang zu eilen, durch diesen einzudringen und Jenny unschädlich zu machen.
    Die Maschinenpistolen zogen jedoch auch die Polizei und die Geheimpolizei herbei. Aus sicherer Deckung, dreifach strahlenförmig kam schon das Gegenfeuer, und Joe befand sich jetzt zwischen fünf Feuern. Er blieb still und flach liegen und konnte nur noch seinem Glück vertrauen. Diese Situation änderte sich schnell. Jennys Maschinenpistole verstummte, während die zweite noch in Gang blieb. Im Feuerschutz seines Kumpans gelang es Jenny, samt seiner gefährlichen Waffe durch die nur mehr angelehnte Tür des Notausgangs zu entkommen.
    Die Polizei im Saal hatte nicht rechtzeitig daran gedacht, die Tür von außen zu besetzen, und die Polizei im Gartengelände hatte sich kein ausreichendes Bild von den Vorgängen im Saal gemacht. Die Polizei im Saal reduzierte jetzt das Kreuzfeuer ihrer Maschinenpistolen auf das Duell einer einzigen mit dem noch kämpfenden Gangster in der Ecke. Die Polizeipfiffe schnitten durch den Lärm, und Polizisten eilten auf den Parkplatz hinaus und auf das Freigelände, um Jenny, den Mörder, da oder dort abzufassen.
    Joe hörte, daß Jenny draußen wieder die Maschinenpistole in Gang setzte und daß die Maschinenpistolen der Polizei im Freigelände knatterten. Es schien, daß Jenny sich in den Toilettenbaracken eingenistet hatte.
    Was sich noch im Saal oder im Gelände befand, kreischte und grillte, aber nicht mehr zu Elektrogitarren. Die Stimmen hatten einen anderen Ton; der Rausch war abgelöst von Todesangst und sinnloser Wut.
    Joe sprang auf. Er hatte einige Schußverletzungen davongetragen, aber keine, die ihm unmittelbar lebensgefährlich erschien. Er hatte auch keine Zeit, darüber nachzudenken. Sein Herz funktionierte noch, und er konnte laufen. Durch die Menge der bleichen, entsetzten, sich drängenden Menschen fand er hindurch und eilte dem Hauptausgang zu. Dort geriet er in eine Polizeikette, die ihn aber als Rodeo-König identifizierte und durchließ, nachdem er ergebnislos nach Schußwaffen abgetastet worden war. Das Stilett nahm ihm keiner übel.
    Er jagte über die Zebrastreifen, die schon wieder beachtet wurden, zu der kleinen dunklen Seitenstraße, in der sich sein Wagen befand, ja, sein Wagen noch befand, das sah er schon.
    Er pfiff den kurzen Rhythmus, den Russell kannte, und fand diesen schon im eigenen Wagen am Steuer. In dem offenen Cabriolet saß Queenie.
    Ein Schuß krachte aus einem der dunklen Werkstattfenster, die Scheibe klirrte, Queenie war verschwunden.
    Joe, der in diesem Augenblick nicht wissen konnte, ob Queenie tödlich getroffen war, ging mit einem Hechtsprung

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