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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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daß ich ihm ins Gesicht sehen konnte.
    »Als sie herausfand, daß Leigh und ich… ihre Mutter und ich… Heaven war meine Tochter, nicht die von Luke.«
    »Großer Gott!« stieß Fanny hervor und trat einen Schritt zurück.
    »Es ist die Wahrheit. Ich schäme mich für das, was ich getan habe, aber ich schäme mich nicht dafür, daß du meine richtige Enkelin bist, Annie. Und das bist du tatsächlich. Verstehst du, was ich meine? Du gehörst hierher zu mir, zu deinem richtigen Großvater.« Sein fordernder Befehlston war einem verzweifelten Flehen gewichen.
    Ich starrte zu ihm hoch. Jetzt hatten die Geschehnisse der letzten Nacht einen Sinn bekommen. Kein Wunder, daß er mich Leigh genannt hatte, als er an mein Bett gekommen war.
    Er hatte seine Affäre mit ihr noch einmal durchlebt, eine Affäre, die er in diesem Haus mit ihr gehabt hatte, zu einer Zeit, als sie noch ein Kind gewesen war!
    »Dann ist das, was gestern geschehen ist, also schon einmal passiert«, schloß ich laut.
    »Was ist gestern passiert?« fragte Fanny und kam näher.
    »Es tut mir leid, was gestern geschehen ist, Annie. Ich wußte nicht, was ich tat.«
    »Nein?« All diese Male, die er mich schon vorher geküßt und berührt hatte, kamen mir wieder in den Sinn. Die Szene am Tag zuvor, als er mich badete und ich ihn hinter mir sah, seine Lippen fast an meinem Hals… ich erinnerte mich jetzt an alle Einzelheiten, und mit einem Mal war das alles so ekelhaft, so schmutzig! Ich fühlte, wie Übelkeit in mir hochstieg. Ich konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen, so besudelt fühlte ich mich, so erniedrigt.
    »Du bist widerwärtig«, schrie ich. »Kein Wunder, daß Mammi aus diesem Haus weggelaufen ist und nichts mehr mit dir zu tun haben wollte.« Dann kam mir eine schreckliche Erkenntnis. Tony schien zu ahnen, was ich sagen würde. Ich konnte es an seinen aufgerissen Augen sehen. Er wich einen Schritt zurück. »Hast du meine Mutter auch verwechselt? Ist das der wahre Grund, warum sie dir und Farthy den Rücken gekehrt hat?«
    »Nein, ich… es war nicht meine Schuld.« Er blickte zu Luke und Fanny, in der Hoffnung, daß sie ihm irgendwie zu Hilfe kommen würden, doch sie starrten ihn ebenso erschreckt und angewidert an wie ich. »Du kannst mich nicht hassen. Ich halte es nicht aus, das alles noch einmal zu erleben, Annie. Bitte, vergib mir. Ich wollte doch nicht…«
    »Du wolltest nicht? Was wolltest du nicht? Meine Großmutter schwängern? Das also ist der Grund, warum sie Farthy und ihre Mutter verlassen hat! Du hast sie vertrieben, genau wie du Mammi vertrieben hast und jetzt mich.« Jedes meiner Worte war ein Nagel zu seinem Sarg. Er wurde kreidebleich und schüttelte den Kopf. »Du wolltest mich besitzen wie… wie… wie dieses Portrait von Mammi in deinem Zimmer«, rief ich. »Deshalb hast du mich angelogen, hast behauptet, du hättest Luke angerufen. Du hast ihn nie angerufen, nie einen Brief an ihn abgeschickt. Du wolltest mich hier gefangenhalten!«
    »Ich habe das alles doch nur getan, weil ich dich liebe und brauche! Du bist die wahre Erbin von Farthinggale Manor und allem, was dazugehört. Hier ist dein wahrer Platz. Ich lasse dich nicht gehen«, schrie er verzweifelt.
    »O doch, das werden Sie«, sagte Luke und trat zwischen uns.
    Mein Luke, mein tapferer Prinz, rettete mich, bezwang den bösen Hexenmeister unserer Traumwelt! Das Schicksal hatte alles wahr werden lassen…
    Tony, der eben auf mich zustürzen wollte, blieb wie angewurzelt stehen. Luke hatte ihn mit seinem durchdringenden Blick gebannt…
    »Los, gehen wir, Luke, Liebling«, sagte Tante Fanny, und Luke ergriff erneut meinen Stuhl und drehte mich in Richtung Tür.
    »Annie«, rief Tony, »bitte…«
    Tante Fanny öffnete die Tür, und Luke schob mich hinaus.
    »ANNIE!« brüllte Tony, »ANNIE! HEAVEN! O HEAVEN, NEIN!«
    Fanny schloß die Tür hinter uns, damit seine fürchterlichen Schreie nicht mehr so laut zu uns drangen. Ich preßte die Hände gegen meine Ohren. Luke schob mich die Rampe hinab zu dem Auto, das direkt vor dem Eingang stand.
    »Kannst dich vorn rein setzen, wenn du magst, Annie.«
    »Ja, gerne«, sagte ich.
    Luke öffnete die Tür und hob mich aus dem Stuhl. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust, als er mich ganz vorsichtig auf meinen Platz setzte.
    »Wir sollten vielleicht auch den Rollstuhl mitnehmen, Luke.
    Hat doch keinen Sinn, wenn der auch verrottet wie der ganze andere Krempel hier.«
    Luke klappte den Stuhl zusammen und packte ihn in

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