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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Gesicht und meine Schläfen gleiten.
    »Luke – «
    »Schlaf nur, Annie. Ich bin ja da.«
    Schließlich schlief ich wieder ein, diesmal allerdings ruhig und zufrieden. Und als ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wurde, lag Luke zu meinen Füßen. Er hatte sich wie ein kleines Kind eingerollt. Einen Augenblick lang überlegte ich, wie er in mein Bett gekommen war. Sowie ich mich bewegte, zuckten erst seine Lider, dann öffnete er die Augen und starrte mich an. Die Erkenntnis, daß er in meinem Bett lag, traf ihn wie ein Guß Eiswasser. Rasch setzte er sich auf.
    »Annie!« Er sah sich verwirrt um.
    »Das ist aber ein hübscher Pyjama, Luke.«
    »Was? Oh… ich muß eingeschlafen sein. Es tut mir leid.«
    Er stand hastig auf.
    »Es ist schon in Ordnung, Luke.« Wider meinen Willen mußte ich lächeln. Die Hose seines Pyjamas war ein wenig aus gebeult.
    »Ich komme wieder, sobald ich mich angezogen habe«, sagte er und verließ schleunigst mein Zimmer.
    Kurz nachdem ich am Morgen aufgewacht war, kam der alte Doktor Williams. Solange ich mich zurückerinnern konnte, war er stets unser Hausarzt gewesen. Er war ein kleiner, untersetzter Mann mit lockigem, pfirsichfarbenem Haar, das aber mittlerweile fast grau geworden war. Als er mein Zimmer betrat, begrüßte er mich mit einem so freundlichen, breiten Lächeln, daß mein Körper sich sogleich entspannte. Bei ihm kam ich mir nicht wie ein Versuchskaninchen vor, das nur herumgestoßen wurde! Und was noch wichtiger war, es gab keine Krankenschwester, die um ihn herumschwirrte und bei jeder meiner Fragen finster dreinblickte.
    »Dein Blutdruck ist in Ordnung und dein Herz hört sich auch gut an, Annie. Natürlich muß ich mir die Röntgenaufnahmen aus Boston schicken lassen. Aber ich sehe keinen Grund, warum du nicht mit dem Laufen anfangen solltest.«
    »Ich habe schon angefangen, ohne Hilfe zu stehen, und sogar ein paar Schritte gemacht, Doktor Williams«, sagte ich. »Aber sie wollten mich nicht weiterüben lassen.«
    »Das wollten sie nicht?« Seine Augen verengten sich, und er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger das Kinn, während er mich mit gerunzelter Stirn ansah. »Ich sehe doch, daß deine Reflexe vorhanden sind! Deine Probleme sind jetzt hauptsächlich psychischer Natur. Sie hatten keinen Grund, dich länger an den Rollstuhl zu fesseln.«
    »Also spricht nichts dagegen, daß ich meine Gehversuche fortsetze?«
    »Ich wüßte nicht, was. Sieh nur zu, daß du dich nicht überanstrengst. Aber dein Körper wird das wohl am besten beurteilen können. Ich werde wiederkommen, sobald ich die Unterlagen aus Boston erhalten habe. Aber ich bin sicher, daß es dir bald besser gehen wird.«
    »Vielen Dank, Doktor.« Beim Anblick meiner Tränen nahm sein Gesicht väterliche Züge an, und seine Augen leuchteten voll Liebe und Besorgnis.
    »Kopf hoch, Annie!« sagte er und tätschelte meine Wange, wie er es immer tat. Dann nickte er mir freundlich zu und verließ das Zimmer.
    Kurze Zeit später erschien Luke.
    »Oh, entschuldige«, sagte er und wollte wieder gehen. »Ich dachte, sie hätten dich schon fürs Frühstück fertig gemacht.«
    »Nun, Luke Casteel, du kommst sofort hierher, nimmst dir einen Stuhl und erzählst mir alles, was du getan hast, als ich in Farthy war! Ich möchte alles wissen, was du auf dem College erlebt hast… besonders mit Freundinnen.« Ich erinnerte mich, wie er mir im Flugzeug erzählt hatte, er habe sich solche Sorgen um mich gemacht, daß er nie mit den anderen Kommilitonen ausgegangen sei. Aber ich erinnerte mich auch an das, was Drake mir erzählt hatte…
    »Freundinnen?« Er trat einen Schritt auf mein Bett zu und starrte mich erstaunt an. »Habe ich dich richtig verstanden?
    Freundinnen?«
    »Hast du nicht gleich… jemanden kennengelernt?« fragte ich.
    »Nein, warum? Ich war vollauf damit beschäftigt, mich auf das Studium einzustellen, Bücher und Unterlagen zu besorgen, mein Zimmer einzurichten… und zu versuchen, dich zu erreichen. Daher blieb mir kaum Zeit, andere Leute kennenzulernen.«
    »Aber ich dachte… Drake hat dich doch einmal besucht, oder nicht?« Mein Herz pochte. Erzählte mir Luke die Unwahrheit, um mich zu schonen?
    »Er war einmal da, ungefähr zehn Minuten. Ich war im Gesellschaftsraum und las«, sagte er unbekümmert.
    »Warst du allein?« fragte ich mit angstvoll klopfendem Herzen.
    »Da waren noch ein paar andere Studenten, aber wir hatten uns noch gar nicht richtig kennengelernt. Wie ich schon sagte, ich machte

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