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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sagte er rasch; viel zu rasch, dachte ich. »Troy war ein gutaussehender junger Mann und sehr tüchtig. Er machte viele von den Spielsachen, aber er nannte sie nie Spielsachen. Für ihn waren sie eher so was wie Kunst.« Er schüttelte den Kopf und lächelte bei dem Gedanken daran. »Kleine Häuschen und kleine Menschen, manche in Spieldosen.«
    »In Spieldosen?«
    »Mit herrlichen Melodien… wie Klaviermusik.«
    »Chopin«, murmelte ich. Die Erinnerung an die Spielzeughütte meiner Mutter ließ mein Herz schneller schlagen, und eine plötzliche Traurigkeit überwältigte mich.
    »Was ist los, Miß Annie?«
    Rasch wandte ich den Blick ab, weil ich nicht wollte, daß er meine Tränen sah.
    »Ich habe nur gerade an einen… Komponisten gedacht.«
    »Ach so. Na, ich sollte wirklich lieber zurück in die Küche und schauen, was Roger anstellt. Der alte Rye kann ja nicht immer in dieser Küche arbeiten, und Mr. Tatterton braucht einen guten Koch, wenn mich mal mein Schöpfer zu sich heimruft. Im Moment stell ich mich da natürlich taub, Miß Annie«, meinte er mit einem zufriedenen Grinsen. Wir lachten beide.
    »Ach, jetzt hätt ich fast Ihre Götterspeise vergessen.« Er stellte das Schüsselchen mit dem Nachtisch auf das Tablett.
    »Es tut mir leid, daß ich Ihren Schokoladekuchen nicht essen darf, Rye. Er sah sehr verlockend aus.«
    »O ja, sie hat ihn gleich wieder runtergebracht.« Er blickte sich um und beugte sich dann zu mir herab. »Ich find sicher einen Weg, wie ich noch ein Stück hier rauf schmuggeln kann.
    Sie werden’s sehen.«
    »Danke Rye. Und kommen Sie mich doch bitte bald wieder besuchen.«
    »Aber klar.«
    »Na, was ist denn hier los?« fragte Tony, der plötzlich in der Tür erschien. »Der Koch schaut nach, wie gut sein Essen ankommt?«
    »Jemand mußte die Götterspeise hochbringen, und da dachte ich, das ist doch’n guter Anlaß, um meine Aufwartung zu machen, Mr. Tatterton.« Er wandte sich um und zwinkerte mir zu. »Jetzt muß ich aber wirklich wieder in die Küche.«
    »Vielen Dank, Rye«, rief ich ihm noch nach, als er aus dem Zimmer eilte. Tony schaute ihm nach und wandte sich dann mir zu.
    »Warum hat denn nicht Millie die Götterspeise hochgebracht?« überlegte er laut.
    »Ich habe Millie gebeten, Rye heraufzuschicken.«
    »Ach, ja?« Seine blauen Augen verengten sich.
    »Ich hoffe, das war in Ordnung«, sagte ich hastig. Tony wirkte aufgebracht.
    »Ich wollte ihm ohnehin sagen, er solle nach dem Abendessen bei dir vorbeischauen. Es ist in Ordnung«, meinte er, und seine Augen wurden wieder sanfter. »Er ist immer noch einer der besten Köche an der ganzen Ostküste. Ich würde seinen Yorkshire Pudding gegen keinen anderen tauschen.«
    »Er ist genauso, wie meine Mutter ihn beschrieben hat. Er muß doch schon über achtzig sein, nicht wahr?«
    »Wer weiß? Er weiß gar nicht genau, wann sein Geburtstag ist, und was sein Alter betrifft, lügt er wie gedruckt. Und wie geht es dir? Fühlst du dich ein bißchen gestärkt?«
    »Ich bin müde von der Therapie und ein bißchen entmutigt.
    Ich würde so gerne überall im Haus und im Park herumlaufen!«
    »Na, vielleicht erlaubt Mrs. Broadfield ja, daß du morgen am späten Vormittag einen kurzen Ausflug auf den Korridor machst. Der Arzt kommt übermorgen.«
    »Hat Luke angerufen?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Noch nicht.«
    »Das verstehe ich nicht.« Mein Herz sank. War Drakes Voraussage bereits eingetreten?
    »Er will dir sicher nur die Möglichkeit geben, dich hier einzuleben, vermute ich.«
    Er zog einen Stuhl ans Bett. Als er sich setzte, schlug er die Beine übereinander und strich mit den Fingern sehr sorgsam über die scharfe Bügelfalte seines grauen Hosenbeins.
    »Das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich. Wir waren uns sehr nahe«, erklärte ich. »Wußtest du, daß wir genau am selben Tag geboren wurden?«
    »Wirklich? Wie außergewöhnlich!«
    Der gemeinsame Geburtstag von Luke und mir war ein so wichtiger Meilenstein in meinem Leben, und daher konnte ich mir gar nicht vorstellen, daß Tony nichts davon wußte. Wie vollständig ihn mein Vater und meine Mutter aus ihrem Leben ausgeschlossen hatten, dachte ich. Ob er überhaupt wußte, daß Luke und ich Halbbruder und Halbschwester waren?
    »Ja. Und seither war unsere Beziehung ganz ähnlich wie die zwischen meiner Mutter und ihrem Bruder Tom, der bei dem Zirkusunfall so tragisch ums Leben kam.«
    »O ja.« Tony schaute mich mit einer solchen Intensität an –
    ich konnte beinahe

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