Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
weiterhin schonen soll, damit ich mich richtig erhole.
    Ich habe noch kein Telefon, sonst würde ich versuchen Dich anzurufen, und nicht diesen Brief schreiben. Ich werde ihn mit Eilboten schicken lassen, damit Du ihn schnell bekommst. Ich kann es kaum erwarten, von Dir zu hören und Dich wiederzusehen. Ich habe schon Pläne, wie wir gemeinsam Farthy erforschen werden!
    Bitte, ruf mich an oder komm vorbei, sobald Du kannst.
    Alles Liebe, Annie.
    Ich adressierte den Brief an Luke Toby Casteel, Studentenwohnheim, Harvard College, und schrieb »Eilpost«
    unten auf den Umschlag. Als Millie zurückkam, rief ich sie zu mir ans Bett, um ihr genaue Anweisungen geben zu können.
    »Bringen Sie diesen Brief bitte zu Mr. Tatterton und bitten Sie ihn darum, für mich den Rest der Adresse von Harvard auf den Umschlag zu schreiben und den Brief gleich morgen früh abzuschicken.«
    »Das werde ich gleich tun, Annie«, versprach sie.
    Ich schaute ihr nach und dachte, daß Luke bestimmt sofort antworten würde, wenn er diesen Brief erhielt. In dem festen Glauben daran, daß er in ein oder zwei Tagen bei mir sein würde, ließ ich meinen Kopf in die Kissen sinken und schloß die Augen. Als ich Mrs. Broadfield hereinkommen hörte, öffnete ich die Augen nur einen Spalt. Sie überprüfte meinen Blutdruck und meinen Puls, zog meine Decke zurecht und knipste dann das Licht aus.
    Die Dunkelheit umgab mich wie ein schwerer Vorhang. Es war meine zweite Nacht in Farthy, aber im Gegensatz zu der ersten hatte ich nun etwas, worauf ich lauschen konnte: Rye Whiskeys Geister. Vielleicht träumte ich ja nur, weil er es so dramatisch geschildert hatte, aber manchmal glaubte ich das sanfte Klimpern eines Klaviers zu hören, das einen Walzer von Chopin spielte. War da wirklich ein Geist, der durch das Haus wanderte, immer und ewig auf der Suche?
    Vielleicht suchte er nach mir. Und vielleicht hatte er mich schon seit langer Zeit erwartet…
    13. KAPITEL

    DER GEHEIMNISVOLLE MANN

    Mrs. Broadfield zog die Vorhänge so abrupt auf, daß das Morgenlicht wie eine Bombe über mir explodierte. Sie sah aus, als sei sie schon seit Stunden auf den Beinen.
    »Sie sollten früh aufstehen, Annie«, sagte sie, ohne mich richtig anzusehen. Sie redete, während sie im Zimmer herumging und alles vorbereitete – sie klappte meinen Rollstuhl auf, holte einen Morgenmantel aus dem Schrank und suchte meine Pantoffeln.
    »Sie brauchen jetzt viel länger für alles, und Sie werden die zusätzliche Zeit nötig haben«, fuhr sie fort. »Sie werden schon bald allein aus dem Bett aufstehen und sich in den Rollstuhl setzen können, aber Sie müssen es langsam und schrittweise angehen. Verstanden?« fragte sie und hielt endlich inne, um mich anzuschauen.
    Ich richtete mich auf, lehnte mich gegen mein Kissen und nickte.
    »Also gut, dann werden wir jetzt aufstehen, uns waschen und ein frisches Nachthemd anziehen.«
    Ich war immer noch etwas benommen, weil ich sehr tief geschlafen hatte. Deshalb nickte ich nur. Schweigend, als würden wir eine Pantomime aufführen, half sie mir aus dem Bett und in den Stuhl. Dann rollte sie mich ins Badezimmer und zog mir das Nachthemd aus. Ich wusch mir das Gesicht, und sie brachte ein frisches Nachthemd. Danach schob sie mich zurück in mein Zimmer.
    »Ich werde Ihnen jetzt Ihr Frühstück holen«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
    »Warum bringt es nicht Millie herauf?« Ich wollte unbedingt erfahren, ob sie meinen Brief Tony gegeben hatte, damit er ihn abschicken konnte. Mrs. Broadfield blieb in der Tür stehen und wandte sich nach mir um. »Sie wissen es wohl noch nicht, aber Millie ist gestern abend entlassen worden«, sagte sie und verließ das Zimmer, ehe ich reagieren konnte.
    Entlassen? Aber warum? Ich hatte sie gern gemocht und ihre Gesellschaft als sehr angenehm empfunden. Sie war so nett und freundlich gewesen. Was konnte sie denn nur getan haben, daß ihr so schnell gekündigt wurde? Als Tony zu mir ins Zimmer kam, wollte ich sofort Bescheid wissen.
    »Tony, Mrs. Broadfield hat mir gerade erzählt, du hättest Millie entlassen. Warum nur?«
    Er schüttelte den Kopf und biß sich auf die Unterlippe.
    »Inkompetent. Vom ersten Tag an hat sie alles falsch gemacht. Ich hatte gehofft, wie würde sich bessern, aber es schien nur immer schlimmer zu werden. Jillian hätte sie nicht einen Tag lang hier geduldet. Du hättest wirklich erleben sollen, was für wunderbares Personal wir früher hier hatten, so professionell, so – «
    »Aber

Weitere Kostenlose Bücher