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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Tony, sie war so nett«, unterbrach ich ihn entrüstet.
    »Oh, sie war sicherlich sehr nett, aber das genügt nicht. Ich habe herausgefunden, daß ihre Empfehlungsschreiben nicht korrekt waren. Sie konnte längere Zeit keine Stelle finden und arbeitete als Kellnerin, nicht als Dienstmädchen. Aber beunruhige dich nicht, jemand von meinen Leuten sucht schon nach einem neuen Mädchen.«
    Mrs. Broadfield kam mit meinem Tablett und stellte es ab.
    »Nun, ich muß mich auf den Weg machen«, sagte Tony. »Ich lasse dich in Ruhe frühstücken.«
    »Tony, warte noch! Ich habe ihr gestern abend einen Brief für Luke mitgegeben, den sie dir aushändigen sollte, damit du ihn aufgeben kannst.«
    Er lächelte rätselhaft.
    »Einen Brief? Sie hat mir keinen Brief gegeben.«
    »Aber Tony – «
    »Ich habe sie gegen halb acht zu mir gebeten und ihr zwei Wochen als Abfindung ausgezahlt, aber sie hat keinen Brief erwähnt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Warum nicht? Es ist genau, wie ich gesagt habe: Sie ist inkompetent. Sie hatte ihn vermutlich in ihre Schürzentasche gesteckt und dann vergessen. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was mit den jungen Leuten von heute los ist; sie wirken immer so unkonzentriert. Kein Wunder, daß es so schwierig ist, gutes Personal zu finden.«
    »Es war ein Brief an Luke!« rief ich verzweifelt aus.
    »Ihre Eier werden kalt«, mahnte Mrs. Broadfield.
    »Das tut mir leid«, erklärte Tony. »Schreib doch heute einen neuen Brief, und ich kümmere mich diesmal persönlich darum, einverstanden? Ich komme heute nachmittag wieder und nehme dich mit auf eine kurze Tour durch dieses Stockwerk.
    Das heißt, wenn Mrs. Broadfield es erlaubt«, fügte er hinzu und blickte zu ihr hinüber. Mrs. Broadfield erwiderte nichts.
    Er ging, ehe ich noch etwas über den Brief sagen konnte.
    Hilflos sah ich Mrs. Broadfield an. Ihr Gesicht war zu einer Maske der Mißbilligung erstarrt.
    »Wir sollten nun mit Ihrer Morgentherapie beginnen, Annie, und danach müssen Sie sich ausruhen, sonst kann ich mir nicht vorstellen, wie Sie eine Tour durchs Haus machen wollen. Und jetzt essen Sie bitte Ihr Frühstück.«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Sie müssen essen, um wieder zu Kräften zu kommen. Ihre Therapie ist wie das Training eines Sportlers. Ein Sportler oder eine Sportlerin kann ohne energiespendende Ernährung keine guten Leistungen erbringen, und dasselbe gilt auch für Sie.«
    Sie nickte mehrmals bekräftigend. »Nur daß Sie nicht einfach ein Tennismatch oder ein Fußballspiel verlieren, sondern für immer gelähmt bleiben.«
    Ich nahm meine Gabel und begann zu essen. Wie gut, daß es Rye Whiskey gab, dachte ich, während ich kaute und schluckte. Er wußte, wie man selbst die einfachste Mahlzeit schmackhaft zubereitete.
    Meine morgendliche Therapie begann genau wie am Vortag, aber irgend etwas war diesmal anders. Ich war sicher, daß ich Mrs. Broadfields Finger auf meinen Schenkel spürte. Es war ein stechendes Gefühl, als würden Nadeln durch meine Haut dringen. Ich schrie auf.
    »Was ist?« fragte Mrs. Broadfield ungeduldig.
    »Ich habe etwas gespürt… ich habe Stiche gespürt.«
    »Das bilden Sie sich nur ein«, sagte sie und fing erneut mit der Massage an. Wieder spürte ich das Stechen.
    »Ich spüre etwas… ganz bestimmt!« protestierte ich. Sie hielt inne und stand auf.
    »Das bezeichnen wir als hysterische Schmerzen. Sie sind in schlechterer seelischer Verfassung, als ich dachte. Selbst das bleibt Ihnen nicht erspart.«
    »Aber der Arzt hat gesagt – «
    »Ich weiß, was der Arzt gesagt hat. Glauben Sie denn, ich hätte nicht im Laufe der Zeit schon mit ein paar Ärzten zusammengearbeitet?«
    »Ja, aber – «
    Sie fing wieder an. Der Schmerz war da, aber ich verzog nur das Gesicht und unterdrückte mein Stöhnen. Das strengte mich so an, daß ich vor dem Mittagessen noch ein wenig schlafen wollte. Mrs. Broadfield brachte meine Mahlzeit und teilte mir mit, Tony habe angerufen und werde bald kommen, um mir das Stockwerk zu zeigen. Seltsam, dachte ich, wie etwas so Unbedeutendes so wichtig werden konnte, daß man sich darauf freute wie auf eine Party oder einen Tanzabend. Im Augenblick war die Vorstellung, aus dem Zimmer herausgeschoben zu werden, so aufregend wie früher eine Reise quer durch das Land. Wie sich mein Leben verändert hatte!
    Einer der Angestellten kam herein und stellte einen Fernsehapparat für mich auf. Das Gerät hatte eine Fernbedienung, damit ich es vom Bett aus anstellen konnte.
    Der

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