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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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er. »Verdammt, Schweiger, was soll das?«
Schweiger gestikulierte: »Mit den Unterworfenen wird es Ärger geben. Das Schiff wird nach Meadenvil segeln, wo noch was zu erledigen ist. Diejenigen, die zuviel wissen, müssen verschwinden. Kommt. Wir suchen die alten Brüder zusammen und gehen.« Viele der alten Brüder waren gar nicht in der Nähe. Einauge und ich rannten herum und gaben jedem Bescheid, den wir finden konnten, und fünfzehn Minuten später machten wir uns alle völlig entgeistert auf den Weg zur Portfluß- brücke. Ich sah immer wieder zurück. Elmo war noch in der Burg. Elmo, der mein bester Freund war. Elmo, den die Unterworfenen vielleicht schon gefangengenommen hatten…

NEUNUNDDREISSIGSTES KAPITEL
Auf der Flucht
    Auf den Befehl meldeten sich sechsundneunzig Männer an Bord. Für ein Dutzend von ihnen war der Befehl nicht gedacht gewesen, aber wir konnten sie nicht zurückschicken. Es fehlten einhundert Brüder aus den alten Tagen, bevor wir das Meer der Qualen überquert hatten. Ei- nige waren auf den Hängen gestorben. Einige waren in der Burg. Einige hatten wir nicht fin- den können. Aber bis auf Elmo und den Hauptmann besaß keiner der Fehlenden gefährliche Kenntnisse.
Ich war da. Schweiger, Einauge und Goblin waren da. Der Leutnant, der verdatterter war als alle anderen, war auch da. Candy, Otto, Hagop… Die Liste geht immer weiter. Sie waren alle da.
Aber Elmo war nicht da und der Alte auch nicht, und als Schweiger den Befehl gab, ohne sie abzulegen, drohte eine Meuterei auszubrechen. »Befehle«, war alles, was er dazu sagte, und das auch noch in der Fingersprache, der viele Männer nicht folgen konnten, obwohl wir sie schon seit Jahren verwendeten. Dieses Vermächtnis hatte Darling der Schar hinterlassen, eine Verständigungsart, die auf der Jagd oder auf dem Schlachtfeld von großem Nutzen war. Sobald das Schiff abgelegt hatte, holte Schweiger einen versiegelten Brief mit dem Zeichen des Hauptmanns hervor. Schweiger rief die anwesenden Offiziere in die Kajüte des Schiffs- herrn. Er bedeutete mir, den Brief laut vorzulesen. »Mit den Unterworfenen hattest du recht, Croaker«, las ich. »Sie hegen einen Verdacht, und sie wollen gegen die Schar vorgehen. Ich habe mein Möglichstes getan, um ihnen ein Schnippchen zu schlagen, indem ich ein Schiff anheuerte, das meine Brüder, die am meisten gefährdet sind, in Sicherheit bringt. Ich werde nicht mit euch kommen können, denn meine Abwesenheit würde die Unterworfenen aufschrecken. Trödelt nicht. Wenn man eure Flucht entdeckt, werde ich wohl nicht mehr lange aushalten. Wie du und Goblin bestätigen können, vermag sich kein Mensch vor dem Auge der Lady zu verbergen. Ich weiß nicht, ob Flucht viel Hoffnung bringt. Sie werden euch jagen, denn wenn ich nicht schnell genug bin, werden sie Dinge von mir erfahren, und ich weiß genug, um sie auf eure Fährte zu bringen…«
Der Leutnant unterbrach mich. »Was ist hier eigentlich los, verdammt noch mal?« Er wußte, daß einige von uns Geheimnisse hatten, die ihm verborgen blieben. »Ich meine, die Zeit für Spielchen und für Heimlichkeiten ist für uns doch wohl vorbei.« Ich sah Schweiger an und sagte: »Ich glaube, wir sollten es allen sagen, damit es eine Chan- ce gibt, daß dieses Wissen vielleicht nicht ausgelöscht wird.« Schweiger nickte.
»Leutnant, Darling ist die Weiße Rose.« »Was? Aber…«
    »Ja. Schweiger und ich wissen es seit der Schlacht bei Charm. Raven hat es zuerst entdeckt.
Deshalb ist er auch desertiert. Er wollte sie so weit von der Lady fortbringen, wie er nur konn- te. Du weißt, wie sehr er sie liebte. Ich glaube, einige andere haben es sich ebenfalls gedacht.« Die Verkündung löste kaum Unruhe aus. Der Leutnant war als einziger überrascht. Die an- deren hatten es schon vermutet.
Im Brief des Hauptmanns stand nicht viel mehr. Abschiedsworte. Ein Vorschlag, daß wir den Leutnant zu seinem Nachfolger wählen sollten. Und ein letzter privater Satz für mich. »Die Umstände scheinen eine Wahrnehmung der von dir erwähnten Möglichkeit nahezule- gen, Croaker. Falls ihr den Unterworfenen nicht bis in den Süden davonlaufen könnt.« Ich konnte das leise sardonische Lachen hören, das mit in den Worten schwang. Einauge wollte wissen, was aus der Schatzkiste der Schar geworden war. Vor langer Zeit hatten wir im Dienste der Lady ein Vermögen an Geld und Juwelen einkassiert. Es hatte uns all die Jahre durch gute und durch schlechte Zeiten begleitet – unsere letzte

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