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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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mit nur wenig mehr als unseren Waffen und dem Geld, das wir aus Juniper mitgebracht hatten. Die Menschen sahen uns angstvoll an, und wir empfanden eben- falls einiges Unbehagen, denn wir waren nicht stark genug, um einen angemessenen Eindruck zu machen, falls der hiesige Fürst mit unserer Anwesenheit nicht einverstanden war. Die drei Zauberer stellten unseren größten Vorteil dar. Der Leutnant und Candy hegten die Hoffnung, sie bei einem Einsatz verwenden zu können, der uns die Mittel zum Weiterziehen mit einem anderen Schiff verschaffen würde; weiterhin hofften sie, daß wir in die Länder an der Südkü- ste des Meeres der Qualen zurückkehren konnten, die wir kannten. Dazu mußten wir aller- dings einen Teil der Strecke über Land zurücklegen, und einige dieser Landstriche gehörten zum Reich der Lady. Ich hielt es für klüger, die Küste hinabzuziehen, unsere Spuren zu ver- wischen und uns jemandem anzuschließen, bis die Heere der Lady herankamen. Und das würden sie irgendwann.
Die Lady. Immer wieder dachte ich an die Lady. Es war nur allzu wahrscheinlich, daß ihre Heere nunmehr in den Diensten des Dominators standen. Innerhalb weniger Stunden, nachdem wir an Land gegangen waren, entdeckten wir sowohl
    Pfandleiher als auch Kingpin. Pfandleiher war erst zwei Tage vor uns eingetroffen, ungünsti-
ge Winde und kabbelige See hatten seine Reise verzögert. Der Leutnant fiel sofort über King- pin her.
»Verdammt, wo bist du gewesen, Lümmel?« Todsicher hatte Kingpin seinen Auftrag zu ei- nem längeren Urlaub ausgedehnt. Das war seine Art. »Du solltest doch zurückkommen, wenn…«
»Das konnte ich nicht, Sir. Wir sind Zeugen bei einer Mordsache. Bis zum Prozeß dürfen wir die Stadt nicht verlassen.«
»Mordsache?«
»Ja, sicher. Raven ist tot. Pfand sagt, daß ihr Bescheid wißt. Nun, wir haben das so gedreht, daß dieser Bullock die Schuld bekam. Wir müssen allerdings hierbleiben und ihn an den Gal- gen bringen.«
»Wo ist er?« fragte ich.
»Im Knast.«
Der Leutnant machte ihn nach allen Regeln der Kunst zur Sau. Er schimpfte und fluchte, und die Passanten warfen verstohlene nervöse Blicke auf diese harten Burschen, die sich in geheimnisvollen Sprachen deutlich die Meinung sagten. »Wir sollten von der Straße verschwinden«, schlug ich vor. »Uns ein wenig bedeckt halten. Wir haben schon genug Ärger, ohne daß wir auch noch die Aufmerksamkeit auf uns lenken müssen. Leutnant, wenn es dir nichts ausmacht, würde ich mich gerne mal mit Kingpin unter- halten. Vielleicht können die anderen uns Unterkünfte beschaffen. King, komm mit. Ihr auch.« Ich zeigte auf Schweiger, Goblin und Einauge. »Wohin geht’s?« fragte Kingpin.
»Such’s dir aus. Irgendwo, wo wir uns unterhalten können. Über wichtige Dinge.« »Alles klar.« Mit raschen Schritten ging er voran, darauf bedacht, einige Entfernung zwi- schen sich und den Leutnant zu bringen. »Ist das echt wahr? Was da oben passiert ist? Daß der Hauptmann tot ist und all das andere Zeug?« »Jedes verdammte Wort ist wahr.«
Er schüttelte den Kopf; der Gedanke, daß die Schar vernichtet worden war, erfüllte ihn mit ehrfürchtigem Staunen. Schließlich fragte er: » Was willst du wissen, Croaker?« »Alles, was du hier bisher herausgefunden hast. Besonders über Raven. Aber auch über die- sen Asa. Und den Kneipenwirt.«
»Shed? Den habe ich gestern erst gesehen. Wenigstens glaube ich das. Hab erst später be- griffen, daß er es war. Er war anders angezogen. Jau. Pfand hat mir schon gesagt, daß er ab- gehauen ist. Dieser Asa auch. Ich glaube, ich weiß, wo ich den finden könnte. Dieser Shed allerdings… Nun, wenn ihr ihn wirklich haben wollt, müßt ihr dort mit dem Suchen anfangen, wo ich ihn zuletzt gesehen habe.«
    »Hat er dich gesehen?«
Diese Vorstellung überraschte Kingpin. Offenbar hatte er sich diese Frage vorher gar nicht gestellt. Manchmal ist er nicht der klügste Genosse. »Ich glaub nicht.« Wir gingen in eine Taverne, die von vielen ausländischen Seeleuten besucht wurde. Die Kunden waren ein vielsprachiges Volk und ebenso abgerissen wie wir. Sie redeten in einem Dutzend verschiedener Sprachen. Wir setzten uns an einen Tisch und bedienten uns der Spra- che der Juwelenstädte. Kingpin sprach sie nicht allzu gut, aber er verstand sie. Ich bezweifel- te, daß sonst jemand unserem Gespräch folgen konnte. »Raven«, sagte ich. »Über ihn will ich alles wissen, Kingpin.« Er erzählte uns eine Geschichte, die der von Asa recht ähnlich

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