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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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auf das Weinen vorüber war. Ich ging wieder ins La- zarett, schnitt und nähte weiter, richtete Knochen und schüttelte auch bloß den Kopf bei Män- nern, für die ich nichts tun konnte. Ich wünschte mir, daß Einauge nicht auf der anderen Seite des Grates wäre. Er war immer mein Haupthelfer gewesen, und ich vermißte ihn. An Tasches Geschick konnte ich nichts aussetzen, aber er hatte eben nicht Einauges Fähigkeiten. Oft gab es Männer, denen ich nicht helfen konnte, die aber mit ein bißchen Magie gerettet werden konnten.
Ein Johlen und Aufheulen verriet mir, daß Journey von seinem jüngsten Absturz wieder zu- rückgekehrt war und erneut auf seine Feinde losstürmte. Und nicht weit hinter ihm kamen die Teile der Schar, die im Stiefel stationiert gewesen waren. Der Leutnant ging Candy entgegen und hielt ihn davon ab, über die Rampe hineinzustürmen. Statt dessen bemannte er den Au- ßenring und trieb jene Arbeiter zusammen, die immer noch nahe am Kampfgeschehen aufge- funden werden konnten. Er begann die Dinge wieder zu ordnen. Die Wwaamm -Waffe hatte die ganze Zeit weitergeballert. Jetzt ließ sie allmählich nach. Der Leutnant schimpfte lauthals darüber, daß es keine Teppiche mehr gab, die Feuereier abwerfen konnten.
Einen gab es. Den der Lady. Und ich war sicher, daß sie die Lage kannte. Aber sie ließ ihre
Schnur aus Waberlicht nicht los. Sie mußte sie als wichtiger angesehen haben. Im Tunnel nagte sich das Feuer durch den Boden der Festung. Ein Loch wurde langsam grö- ßer. Einauge sagte, daß bei diesen Flammen nur wenig Hitze ins Spiel kommt. Sobald Wisper es für angemessen hielt, führte sie seine Truppe in die Festung. Einauge sagte, daß er wirklich daran dachte, sich ihr anzuschließen, aber er hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Er sah die Meute, Arbeiter und Soldaten, an sich vorbeistür- men und marschierte dann wieder auf unsere Seite zurück. Er kam zu mir ins Lazarett und brachte mich während der Arbeit auf den neuesten Stand. Kurz nach seinem Eintreffen sackte der hintere Teil der Burg in sich zusammen. Die Erde bebte. Ein langgezogenes Donnern rollte über die tausend Fuß des rückwärtigen Hanges. Sehr dramatisch, aber wenig wichtig. Den Burgwesen machte es nicht das Geringste aus. Teile der vorderen Burgmauer brachen dank des unablässigen Angriffs der Lady ebenfalls zusammen.
Weitere Angehörige der Schar trafen ein; sie wurden von verängstigten Truppenteilen des Herzogs und sogar von einigen als Soldaten aufgemachten Wächtern begleitet. Der Leutnant
    teilte sie in seine Reihen ein. Er ließ nicht zu, daß noch jemand die Burg betrat.
Seltsame Lichter und Flammen, unheimliche Geräusche und Heullaute und schrecklicher Gestank entströmten der Burg. Ich weiß nicht, was da drin geschah. Ich werde es vielleicht auch nie erfahren. Soweit ich weiß, ist kaum jemand daraus zurückgekehrt. Ein seltsames, tiefkehliges, fast unhörbares Stöhnen setzte ein. Bevor ich es bewußt bemerk- te, ließ es mich schon erschauern. Langsam und unaufhaltsam wurde es immer höher, lauter wurde es jedoch weit schneller. Bald schon ließ es die gesamte Anhöhe erzittern. Es kam von überall zugleich. Nach einer Weile schien es Bedeutung anzunehmen, wie unglaublich ver- langsamte Sprache. Ich konnte einen Rhythmus erahnen, als ob Worte über Minuten gestreckt wurden.
Ein Gedanke. Nur ein Gedanke. Der Dominator. Er kam durch. Einen Augenblick lang dachte ich, daß ich die Worte verstehen konnte. »Ardath, du Schlam- pe.« Aber diese Erkenntnis wurde von der Furcht verscheucht. Goblin tauchte vor dem Lazarett auf, musterte uns kurz und schien erleichtert zu sein, Ein- auge anzutreffen. Er schwieg, und ich hatte auch keine Gelegenheit, ihn zu fragen, was er in letzter Zeit getrieben hatte. Winkend ging er wieder in die Nacht hinaus. Einige Minuten später kam mit grimmigem Gesicht Schweiger herein. Schweiger, mein Mit- wisser schlimmer Geheimnisse, den ich seit über einem Jahr nicht gesehen hatte, den ich bei meinem Besuch in Duretile verpaßt hatte. Er sah größer, magerer und düsterer aus denn je. Er nickte kurz und begann dann mit rasend schnellen Fingerzeichen. »Am Hafen liegt ein Schiff mit einer roten Flagge. Geht sofort dort- hin.«
»Was?«
»Geht sofort zum Schiff mit der roten Flagge. Bleibt nur stehen, um andere von der alten Schar in Kenntnis zu setzen. Das sind die Befehle des Hauptmanns. Ihnen muß gehorcht wer- den.«
»Einauge…«
»Hab’s schon verstanden, Croaker«, sagte

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