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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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schüttelte ihn sanft.
Er erstarrte unter meiner Hand. Seine Augen klappten auf. Schrecken erfüllte sie. Als er auf- zuspringen versuchte, hielt ich ihn fest. »Schon wieder erwischt«, sagte ich. Er japste nach Luft. Worte kamen nicht. »Ganz ruhig, Asa. Niemandem wird etwas passieren. Wir wollen nur, daß du uns die Stelle zeigst, wo Raven gestorben ist.« Ich zog meine Hand zurück. Langsam rollte er sich herum und musterte uns wie eine Katze, die von der Hundemeute in die Enge getrieben worden ist. »Ihr Typen sagt immer, daß ihr nur eine kleine Auskunft wollt.«
»Sei lieb, Asa. Wir wollen doch nicht grob werden. Aber das werden wir, wenn wir es müs- sen. Wir haben noch vier Tage, bis die Lady hier eintrifft. Wir müssen Darling vorher finden. Du wirst uns dabei helfen. Was du danach machst, ist deine Sache.«
    Einauge schnaubte leise. Er stellte sich Asa mit durchschnittener Kehle vor. Seiner Ansicht
nach verdiente der kleine Mann es nicht besser. »Ihr geht die Straße nach Schüttlingen entlang. Am ersten Bauernpfad nach dem zwölften Meilenstein biegt ihr links ab. Haltet euch weiter in Richtung Osten, bis ihr dort ankommt. Das sind etwa sieben Meilen. Die Straße wird zu einem Feldweg. Macht euch deswegen keine Gedanken. Geht einfach weiter, dann kommt ihr schon an.« Er schloß die Augen, wälzte sich herum und gab falsche Schnarchtöne von sich. Ich winkte Hagop und Kingpin. »Hoch mit ihm.« »He!« jaulte Asa auf. »Ich hab es euch doch gesagt. Was wollt ihr denn noch?« »Ich will dich mit dabei haben. Für alle Fälle.« »Welche Fälle?«
»Für den Fall, daß du lügst und ich dich rasch in die Finger kriegen will.« Einauge ergänzte: »Wir glauben nämlich nicht, daß Raven tot ist.« »Ich habe ihn doch gesehen.«
»Du hast etwas gesehen«, erwiderte ich. »Ich glaube nicht, daß es Raven war. Los geht’s.« Wir packten ihn an den Armen. Ich sagte Hagop, daß er Pferde und Vorräte auftreiben sollte. Ich schickte Kingpin los, um dem Leutnant Bescheid zu sagen, daß wir vor morgen nicht wie- der zurück sein würden. Ich gab Hagop eine Handvoll Silber aus Ravens Kiste. Asas Augen weiteten sich leicht. Er erkannte die Münzenart, wenngleich auch nicht ihren unmittelbaren Ursprung.
»Ihr könnt mich hier doch nicht so herumschubsen«, sagte er. »Ihr seid hier auch nicht mehr wert als ich. Wenn wir auf die Straße gehen, brauche ich nur zu rufen und…« »Und du wirst dir wünschen, du hättest es nicht getan«, sagte Einauge. Er machte etwas mit den Händen. Ein sanfter violetter Schimmer überzog seine Finger und verdichtete sich zu et- was Schlangenähnlichem, das über und unter seinen Fingern herumkroch. »Dieser kleine Bur- sche hier kann dir ins Ohr krabbeln und dir von innen heraus das Hirn auffressen. Du kannst weder laut noch schnell genug brüllen, daß ich ihn dir nicht doch noch ansetze.« Asa schluckte und wurde gefügig.
»Ich will nur, daß du uns diesen Ort zeigst«, sagte ich. »Und rasch. Ich habe nicht viel Zeit.« Asa unterwarf sich. Natürlich erwartete er das Schlimmste von uns. Er hatte zuviel Zeit in der Gesellschaft von Schurken verbracht, die noch gemeiner waren als wir. Innerhalb einer halben Stunde hatte Hagop die Pferde beschafft. Kingpin brauchte eine wei- tere halbe Stunde, um wieder zu uns zu stoßen. Weil er nun einmal Kingpin war, trödelte er, und als er auftauchte, warf Einauge ihm einen solchen Blick zu, daß er erbleichte und beinahe das Schwert zog.
»Los geht’s, Beeilung«, knurrte ich. Mir gefiel es nicht, wie sich die Schar gegen sich selbst wandte gleich einem verwundeten Tier, das nach der eigenen Flanke schnappt. Ich legte ein
    rasches Tempo vor und hoffte, daß sie dadurch zu beschäftigt und zu müde wurden, um sich
zu zanken.
Asas Richtungsangaben erwiesen sich als brauchbar, und man konnte ihnen gut folgen. Das freute mich, und als er das bemerkte, bat er darum, wieder umkehren zu dürfen. »Wieso bist du eigentlich so ängstlich darauf bedacht, diesem Ort fernzubleiben? Was gibt es dort, das dich so erschreckt?«
Es erforderte ein bißchen Druck und Einauges erneute Beschwörung seiner violetten Schlan- ge, um Asas Kiemen zu lockern.
»Nachdem ich von Juniper zurückkam, bin ich gleich wieder dorthin gegangen. Ihr hattet mir ja das mit Raven nicht geglaubt. Ich dachte, vielleicht habt ihr recht, und er hat mich ir- gendwie getäuscht. Also wollte ich nachsehen, wie er das vielleicht gemacht hatte. Und…« »Und?«
Er musterte uns und

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