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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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schätzte unsere Stimmung ein. »Da ist noch eine von diesen Stellen. Als er starb, war sie noch nicht da. Aber jetzt.« »Stellen?« fragte ich. »Welche Stellen meinst du?« »Wie die Schwarze Burg. Da ist eine genau an der Stelle, wo er gestorben ist. Mitten auf der Lichtung.«
»Schlaues Kerlchen«, fauchte Einauge böse. »Wolltest uns direkt dorthin schicken. Ich schlitz den Kerl auf, Croaker.«
»Nein, wirst du nicht. Du läßt ihn in Ruhe.« Während der nächsten Meile befragte ich Asa eingehend. Ich erfuhr nichts weiter von Bedeutung. Hagop war ein ausgezeichneter Kundschafter und ritt daher an der Spitze. Er riß eine Hand in die Höhe. Ich schloß zu ihm auf. Er deutete auf Losung. »Jemand ist vor uns. Nicht allzu weit.« Er stieg ab, stocherte ein bißchen mit einem Stock in den Äpfeln und ging gebückt eine Strecke des Weges voraus. »Er ritt etwas Großes. Vielleicht ein Maultier oder ein Zugpferd.« »Asa!«
»Hä?« quiekte der kleine Mann.
»Was gibt es dort vorne? Wohin ist der Kerl unterwegs?« »Da gibt es nichts. Soweit ich weiß. Vielleicht ein Jäger. Sie verkaufen viel Wild auf den Märkten.«
»Vielleicht.«
»Na klar doch«, sagte Einauge und spielte mit seiner violetten Schlange. »Wie wäre es, wenn du ein wenig Stille verbreiten könntest, Einauge? Nein! Doch nicht so. Ich meine so, daß niemand uns kommen hört. Asa? Wie weit ist es noch?« »So ungefähr zwei Meilen. Warum laßt ihr mich nicht zurückreiten? Dann kann ich vor Ein-
    bruch der Dunkelheit wieder in der Stadt sein.«
»Nix. Du gehst dahin, wo wir auch hingehen.« Ich sah kurz zu Einauge. Er tat, worum ich ihn gebeten hatte. Wir würden einander hören können. Das war auch alles. »Steig wieder auf, Hagop. Es ist nur ein Mann.«
»Aber welche Art von Mann, he, Croaker? Wenn es jetzt eines von diesen unheimlichen Biestern ist? Ich meine, wenn dieser Ort in Juniper ein ganzes Bataillon hatte, das aus dem Nichts auftauchte, warum soll diese Stelle dann nicht auch ein paar haben?« Asa gab Geräusche von sich, die nahelegten, daß er schon ähnliche Gedanken gehegt hatte. Was auch erklärte, warum er unbedingt wieder in die Stadt zurückwollte. »Hast du welche gesehen, als du da warst, Asa?« »Nein. Aber ich habe Gras gesehen, das niedergetrampelt war, als ob da etwas kommt und geht.«
»Dann paß mal auf, wenn wir dort ankommen, Einauge. Ich will keine Überraschungen er- leben.«
Zwanzig Minuten später sagte Asa zu mir: »Wir sind fast da. Vielleicht noch zweihundert Meter den Bach hinauf. Kann ich hierbleiben?« »Hör endlich mit diesen blöden Fragen auf.« Ich sah zu Hagop, der auf Fährten zeigte. Es war immer noch jemand vor uns. »Absteigen. Und kein Gerede mehr. Ab jetzt Fingersprache. Asa, du hältst den Mund, was immer auch passiert. Verstanden?« Wir stiegen ab, zogen unsere Waffen, rückten unter der Deckung vor Einauges Zauber vor. Hagop und ich erreichten als erste die Lichtung. Ich grinste, winkte Einauge zu mir, zeigte nach vorne. Er grinste ebenfalls. Ich wartete ein paar Minuten, bis die Zeit reif war, dann trat ich vor, stellte mich hinter den Mann und packte seine Schulter. »Marron Shed.« Er kreischte auf, versuchte ein Messer zu ziehen und zur gleichen Zeit davonzulaufen. Kingpin und Hagop fingen ihn ab und brachten ihn wieder zurück. Da kniete ich schon an der Stelle, wo er gekniet hatte, und untersuchte die verstreuten Knochen.

VIERUNDVIERZIGSTES KAPITEL
Meadenvil: Die Lichtung
    Ich sah zu Shed auf. Er machte ein schicksalsergebenes Gesicht. »Haben dich eher eingeholt, als du dir gedacht hast, was?«
Er plapperte los. Ich konnte kaum einen Sinn aus seinen Worten ziehen, weil er von mehre- ren Dingen zugleich sprach. Von Raven. Den Wesen der Schwarzen Burg. Seiner Gelegen- heit, ein neues Leben anzufangen. Und was nicht noch alles. »Beruhige dich und halt den Mund, Shed. Wir sind auf deiner Seite.« Ich erklärte ihm die Lage und sagte ihm, daß wir noch vier Tage Zeit hätten, um Darling zu finden. Er konnte nur schwer glauben, daß das Mädchen, das in der Eisernen Lilie gearbeitet hatte, die Weiße Rose der Rebellen sein konnte. Darüber stritt ich mich nicht mit ihm; ich präsentierte ihm nur die Tatsachen. »Vier Tage, Shed. Dann könnten die Lady und die Unterworfenen hier eintreffen. Und ich garantiere dir, daß sie auch nach dir suchen wird. Mittlerweile wissen sie, daß wir deinen Tod vorgetäuscht haben. Mittlerweile haben sie wahrscheinlich genug Leute verhört, um sich

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