Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
wecken? Wenn wir heute früher losgehen, sollten wir vor Ein- bruch der Dunkelheit wieder zurück sein.« »Was?«
»Ich dachte, ich hätte mich ziemlich klar ausgedrückt. Wir müssen wieder dorthin zurück. Sofort. Wir haben einen unserer Tage verbraucht.« »He, Mann. Ich bin fix und fertig. Ich gehe drauf, wenn du mich zwingst…« »Schlaf im Sattel. Das gehörte doch immer zu deinen größten Begabungen. Schlafen an je- dem Ort, zu jeder Zeit.«
»O Gott, mein armer Hintern.«
Eine Stunde später war ich wieder auf der Schüttlinger Straße unterwegs, und diesmal waren Schweiger und Otto mit dabei. Shed bestand darauf, uns zu begleiten, obwohl ich es ihm er- lassen hätte. Asa kam zu dem Entschluß, daß er auch mitkommen wollte. Vielleicht war er der Ansicht, daß Shed so etwas wie ein Schutzschirm war. Er hatte angefangen, wie Shed etwas von der großen Sache zu faseln, aber ein Tauber hätte den falschen Unterton herausgehört. Dieses Mal ritten wir schneller, machten mehr Druck und hatten Shed auf ein richtiges Pferd gesetzt. Am Mittag erreichten wir die Lichtung. Während Schweiger herumschnüffelte, raffte ich all meinen Mut zusammen und sah mir den Haufen näher an. Keine Veränderungen. Nur daß die beiden Kreaturen nicht mehr da waren. Hagops geschul- ter Blick war für mich nicht nötig, um zu erkennen, daß sie durch das Eingangsloch gezerrt worden waren.
Schweiger arbeitete sich um die Lichtung herum, bis er fast die Stelle erreicht hatte, an der die Spur der Wesen in den Wald führte. Plötzlich winkte er. Ich hastete zu ihm und mußte nicht auf sein Fingerspiel achten, um zu wissen, was er gefunden hatte. In seinem Gesicht war die Antwort zu lesen.
»Hast es gefunden, ja?« fragte ich fröhlicher, als ich mich fühlte. Ich hatte schon darauf ge- zählt, daß Raven tot war. Die Sache mit dem Skelett gefiel mir nicht. Schweiger nickte.
»He!« rief ich. »Wir haben sie gefunden. Los geht’s. Holt die Pferde.« Die anderen kamen heran. Asa sah ein wenig verschnupft drein. Er fragte: »Wie hat er das gemacht?«
    Darauf hatte keiner eine Antwort. Einige von uns fragten sich, wessen Skelett dort auf der
Lichtung lag und warum es Ravens Anhänger getragen hatte. Ich fragte mich, wie Ravens Plan zum Untertauchen so elegant mit dem Plan des Dominators zur Aussaat einer neuen Schwarzen Burg zusammengefallen war.
Einauge schien der einzige zu sein, der Lust zum Reden hatte, und dann war er nur am Mek- kern. »Wenn wir der Spur folgen, sind wir vor Einbruch der Dunkelheit nicht wieder zurück in der Stadt«, sagte er. Er sagte noch viel mehr, und das meiste drehte sich darum, wie müde er doch war.
Niemand hörte ihm zu. Selbst diejenigen unter uns, die sich ausgeruht hatten, waren müde. »Übernimm die Spitze, Schweiger«, sagte ich. »Otto, du kümmerst dich um sein Pferd, ja? Einauge, du machst die Nachhut. Damit wir keine Überraschung von hinten erleben.« Eine Zeitlang war die Spur überhaupt keine Spur mehr, sondern nur eine gerade Linie durch das Gebüsch. Als sie schließlich einen Wildwechsel kreuzte, waren wir ziemlich alle. Raven mußte ebenfalls erschöpft gewesen sein, denn er war auf den Wildpfad eingeschwenkt und ihm über einen Hügel gefolgt, einen Bach entlang, wieder auf einen Hügel. Dann war er auf einen weniger begangenen Pfad eingeschwenkt, der einen Hügelgrat in Richtung der Schütt- linger Straße entlanglief. Im Laufe der nächsten zwei Stunden trafen wir auf mehrere Ab- zweigungen dieser Art. Jedes Mal hatte Raven die genommen, die eher nach Westen führte. »Der Schweinekerl ist wieder auf die Hauptstraße zurückgegangen«, sagte Einauge. »Das hätten wir uns denken können, dann wären wir andersherum gelaufen und hätten uns das Ge- latsche durch die Büsche erspart.«
Einige Männer knurrten ihn böse an. Seine Meckerei ging uns allmählich auf die Nerven. Sogar Asa warf ihm einen gemeinen Blick über die Schulter zu. Allerdings stimmte es, daß Raven den langen Weg genommen hatte. Ich vermute, daß wir mindestens zehn Meilen gelaufen waren, bis wir einen Grat überquerten und offenes Land überblickten, das sich zur Straße absenkte. Zu unserer Rechten lagen einige Bauernhöfe. In der Ferne vor uns war der blaue Dunst des Meeres zu sehen. Die Landschaft war zum größten Teil schon braun, denn der Herbst war in Meadenvil angebrochen. Asa zeigte auf eine Gruppe von Ahornbäumen und sagte, daß sie in einer Woche wirklich hübsch aussehen würden. Ist schon komisch. Typen

Weitere Kostenlose Bücher