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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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ihn schon lan- ge nich mehr gesehn. Aber das besagt ja nun eigentlich gar nix.« »Wühlpelz?«
»Jäger. Tut sich im Wald im Osten um. Meistens Pelze oder Felle, aber wenn er Salz braucht oder so was, dann bringt er mir auch Wild vorbei. Kommt eigentlich nich’ regelmäßig, aber jetzt ist er wohl überfällig, meine ich. Meistens kommt er, wenn der Herbst anbricht, und holt sich Vorräte für’n Winter. Dachte schon, er war’ das, als Euer Freund durch die Tür kam.«
    »Was? Welcher Freund?«
»Na, der, den Ihr jagt. Der die Tochter von dem hier mitgenommen hat.« Schweiger und ich wechselten Blicke. Ich sagte: »Rechne mal lieber nicht mehr damit, Wühlpelz noch einmal zu sehen. Ich glaube, er ist tot.« »Wieso glaubt Ihr das?«
Ich erzählte ihm ein wenig davon, daß Raven seinen Tod vorgetäuscht und eine Leiche hin- terlassen hatte, die mit seiner verwechselt worden war. »Böse Sache, das. Jawoll. Böse Sache, so was zu machen. Ich hoffe, ihr erwischt ihn.« Seine Augen verengten sich zu schlauen schmalen Schlitzen. »Ihr Leute gehört nich’ zufällig zu dieser Bande, die aus Juniper hierhergekommen ist, oder? Jeder, der nach Süden will, erzählt was…« Schweigers finsterer Blick ließ ihn verstummen. »Ich werde versuchen, etwas zu schlafen«, sagte ich. »Wenn von meinen Männern dann noch niemand wach ist, wecke mich im Morgengrauen.« »Ja, Herr«, sagte der Gastwirt. »Und ein gutes Frühstück mach ich euch.«

SECHSUNDVIERZIGSTES KAPITEL
Meadenvil: Schwierigkeiten
    Und ein gutes Frühstück bekamen wir auch. Ich gab dem Gastwirt noch ein Silberstück oben- drauf. Er muß mich für verrückt gehalten haben. Eine halbe Meile später ließ Einauge uns anhalten. »Läßt du sie einfach zurück?« fragte er. »Was meinst du?«
»Diese Leute. Wenn der erste Unterworfene hier entlangkommt, findet er oder sie alles her- aus, was wir erfahren haben.«
Mein Herz machte einen Satz. Ich wußte, worauf er hinauswollte. Ich hatte schon vorher daran gedacht. Aber ich hatte den Befehl nicht geben können. »Sinnlos«, sagte ich. »In Mea- denvil werden alle sehen, wie wir abrücken.« »In Meadenvil wissen aber nicht alle, wohin wir gehen. Mir gefällt die Vorstellung ebenso- wenig wie dir, Croaker. Aber irgendwo müssen wir die Spur verwischen. Raven hat das nicht getan. Und jetzt sind wir an ihm dran.« »Ja. Ich weiß.« Ich sah kurz zu Asa und Shed. Sie nahmen es nicht gut auf. Zumindest Asa dachte, daß er der nächste sei.
»Wir können sie nicht mitnehmen, Croaker.« »Ich weiß.«
Er wendete sein Pferd und ritt wieder zurück. Allein. Nicht einmal Otto folgte ihm, und Otto hat nur noch sehr wenig Gewissen übrig. »Was hat er vor?« fragte Asa.
»Er will einen Zauber wirken, damit sie uns vergessen«, log ich. »Wir reiten weiter. Er holt uns schon ein.«
Shed warf mir immer wieder Blicke zu. Blicke der Art, die er Raven gewidmet haben mußte, als er erstmalig entdeckte, daß Raven im Leichengeschäft tätig war. Er schwieg jedoch. Eine Stunde später holte Einauge uns wieder ein. Lachend platzte er los. »Sie waren weg«, sagte er. »Mit Mann und Maus, Hunden und Viehzeug. Ab in die Wälder. Verflixte Bauern.« Er lachte wieder; es klang fast hysterisch. Ich vermute, er war erleichtert. »Etwas mehr als zwei Tage sind vorbei«, sagte ich. »Dann mal los. Je größer unser Vorsprung ist, desto besser.«
    Fünf Stunden später erreichten wir die ersten Häuser von Meadenvil. Wir waren nicht so
scharf geritten, wie ich es gerne gehabt hätte. Als wir in die Stadt ritten, wurden wir langsa- mer. Ich glaube, wir spürten es alle. Schließlich hielt ich an. »King, du und Asa, ihr geht spa- zieren und schaut mal, was ihr aufschnappt. Wir warten dort drüben am Springbrunnen.« Auf der Straße waren keine Kinder zu sehen. Die Erwachsenen, die ich sah, schienen wie betäubt zu sein. Die, die an uns vorübergingen, machten einen so großen Bogen um uns, wie sie nur konnten.
Innerhalb von zwei Minuten war King wieder da. Ohne Trödelei. »Riesenärger, Croaker. Heute morgen sind die Unterworfenen eingetroffen. Am Hafen gab es gewaltigen Rabatz.« Ich spähte in die Richtung. Dort stieg Rauch auf, wie um die Stätte eines größeren Feuers zu markieren. Im Westen, in der Richtung, in die der Wind blies, hatte der Himmel ein schmut- ziges Aussehen.
Eine Minute später kam Asa mit den gleichen Nachrichten zurück und legte noch etwas obendrauf. »Sie haben sich einen gewaltigen Kampf mit dem Fürsten geliefert.

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