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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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gekannt, Shed.« »Das ist der, an den ich die Leichen geliefert habe. Bis auf das eine Mal.« »Warte mal einen Moment«, hielt ich dagegen. »Nur ein Wesen ist aus Juniper herausge- kommen. Ist doch wenig wahrscheinlich, daß es das gleiche ist, das dich kannte…« Ich brach ab. Mir war etwas Beunruhigendes aufgefallen. Die beiden Kreaturen waren identisch. Sie hatten sogar die gleiche Narbe über der Brust, wie ich sah, als ich ihre dunkle Kleidung aus- einander zerrte. Das Wesen, das der Leutnant und ich den Hügel hinabschleiften, nachdem wir es vor dem Burgtor getötet hatten, hatte ebenfalls eine solche Narbe gehabt. Während alle anderen sich noch dem Nachkampfzittern hingaben, fragte Einauge Hagop: »Hast du bei dem Knochenheini irgendwas aus Silber gefunden? Als du zuerst nachgesehen hast?«
»Ähh…«
Einauge hielt Sheds Kette in die Höhe. »Es könnte so ähnlich ausgesehen haben. Das war es auch, was ihn umgebracht hat.«
    Hagop schluckte und langte in seine Tasche. Er holte eine Kette hervor, die mit der von
Shed identisch war, nur hatten die Schlangen keine Augen. »Ja.« sagte Einauge und hielt Sheds Anhänger wieder ins Licht. »Ja. Es waren die Augen. Als die Zeit reif war. Die Zeit und der Ort.« Mich interessierte mehr, was noch aus dem schwarzen Haufen hervorkommen konnte. Ich nahm Hagop mit auf die Seite und entdeckte den Eingang. Er sah aus wie der Eingang zu ei- ner Lehmhütte. Vermutlich würde er erst dann ein echtes Tor werden, wenn das Ding größer wurde. Ich zeigte auf die Spuren. »Was siehst du daraus?« »Daraus sehe ich, daß das Ding bewohnt ist und daß wir von hier verschwinden sollten. Von denen sind noch mehr da.«
»Ganz recht.«
Wir gingen wieder zu den anderen. Einauge wickelte Sheds Anhänger in einen Stofflappen. »Wenn wir wieder in der Stadt sind, versiegel ich das in Stahl und schmeiß es in den Hafen.« »Vernichte es, Einauge. Das Böse findet immer wieder einen Weg zurück. Der Dominator ist dafür ein vollkommenes Beispiel.«
»Jau. In Ordnung. Wenn ich das kann.«
Als ich alle zum Aufbruch bereit machte, fiel mir Elmos Sturm in die Schwarze Burg wieder ein. Ich hatte es mir anders überlegt, was eine Übernachtung auf freiem Feld betraf. Vor Ein- bruch der Dunkelheit konnten wir den größten Teil des Rückwegs hinter uns gebracht haben. Wie Juniper hatte auch Meadenvil weder Mauern noch Tore. Wir würden nicht ausgesperrt sein.
Elmo schob ich in den Hintergrund meines Verstandes zurück, bis der Gedanke gereift war. Als das geschah, war ich entsetzt.
Ein Baum sichert seine Vermehrung durch den Abwurf von unzähligen Samen. Einer über- lebt ganz sicher, und daraus wächst dann ein neuer Baum. Ich stellte mir vor, wie eine Horde wilder Kämpfer in die Eingeweide der Schwarzen Burg hineinplatzte und überall Silberamu- lette fand. Ich stellte mir vor, wie sie sich ihre Taschen füllten. So mußte es sein. Jene Stätte war dem Untergang geweiht gewesen. Das mußte der Domina- tor sogar noch vor der Lady erkannt haben. Mein Respekt vor dem alten Teufel wuchs. Ein schlauer Schweinehund. Erst auf der Schüttlinger Straße dachte ich daran, Hagop zu fragen, ob er irgendeinen Hin- weis darauf gefunden hatte, daß jemand die Lichtung auf einem anderen Weg verlassen hatte. »Nichts«, sagte er. »Aber das muß nix heißen.« »Hört auf, unsere Zeit zu verplappern«, sagte Einauge. »Shed, kannst du dein verdammtes Maultier nicht ein bißchen schneller laufen lassen?« Er hatte Angst. Und wenn er welche hatte, dann hatte ich noch mehr.

FÜNFUNDVIERZIGSTES KAPITEL
Meadenvil: Die heiße Spur
    Wir schafften es bis zur Stadt. Aber ich schwöre, ich konnte etwas hinter uns auf unserer Fährte schnüffeln fühlen, bevor wir die Sicherheit der Lichter erreichten. Wir suchten unsere Unterkünfte auf und mußten dort feststellen, daß die meisten Männer nicht da waren. Wo wa- ren sie? Unterwegs, um Ravens Schiff zu übernehmen, wie ich erfuhr. Das hatte ich völlig vergessen. Ja. Ravens Schiff… Und Schweiger war Raven auf der Spur. Wo war er jetzt? Verdammt! Früher oder später würde ihn Raven zu dieser Lichtung führen… So konnten wir ganz sicher feststellen, ob Raven den Ort verlassen hatte. So konnten wir auch Schweiger verlieren. »Einauge. Kannst du Schweiger erreichen?« Er warf mir einen befremdeten Blick zu. Er war müde und wollte schlafen. »Hör mal, wenn er jeder Bewegung von Raven folgt, dann wird er zu dieser Lichtung ge- hen.«
Einauge stöhnte und verlieh

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