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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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daß sie ihn abscheulicher Verbrechen verdächtigte.
Er und Raven wechselten sich bei der Pflege von Asa ab. Dann war es an der Zeit, Krage gegenüberzutreten. Er wollte nicht. Er befürchtete, daß Kra- ge ihn mit Asa und Raven in einen Topf warf. Aber wenn er nicht ging, dann würde Krage zu ihm kommen. Und Krage hielt stets Ausschau nach Menschen, denen man weh tun konnte… Zitternd stapfte Shed die vereiste Straße hinauf. In trägen fetten Flocken fiel der Schnee her- ab.
Einer von Krages Männern führte ihn zu ihm. Count war nirgends zu sehen, aber man mun- kelte, daß der große Mann sich auf dem Weg der Besserung befand. Verdammt, zu dumm, um zu sterben, dachte Shed.
»Ah ja, Shed«, sagte Krage aus den Tiefen eines großen Sessels heraus. »Wie geht es dir?« »Mir ist kalt. Und selbst?« Wenn Krage liebenswürdig wurde, war das kein gutes Zeichen. »Es wird schon wieder.« Krage zupfte an seinen Verbänden. »Es war knapp. Ich hatte Glück. Bist du gekommen, um zu bezahlen?« »Wieviel schulde ich eigentlich, alles in allem? Als du meine Schulden aufgekauft hast, hab ich den Überblick verloren.«
»Du kannst alles zahlen?« Krages Augen wurden schmal. »Ich weiß es nicht. Ich habe zehn Leva.« Krage stieß einen dramatischen Seufzer aus. »Dann hast du genug. Ich hätte nicht gedacht, daß du das Zeug dazu hast, Shed. Nun gut. Wie gewonnen, so zerronnen. Es sind acht und ein paar zerquetschte.«
Shed zählte neun Münzen ab. Krage gab ihm heraus. »In diesem Winter hast du wohl eine Glückssträhne gehabt, Shed.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Hast du Asa gesehen?« Krages Stimme wurde angespannt. »Seit drei Tagen nicht mehr. Warum?«
»Nichts Wichtiges. Wir sind quitt, Shed. Aber es wird Zeit, daß ich den Gefallen einkassie- re, den du mir schuldest. Raven. Ich will ihn haben.« »Krage, ich will dir ja nicht reinreden, aber das ist jemand, den du besser in Ruhe lassen
    solltest. Er ist verrückt. Er ist fies, und er ist hart. Er könnte dich ebensogut umbringen wie dir
guten Tag sagen. Ich meine das wirklich nicht respektlos, aber er tut so, als ob du ein einziger großer Witz wärest.«
»Der Witz wird auf seine Kosten gehen, Shed.« Krage stemmte sich aus seinem Sessel und zuckte zusammen. Er verkrampfte die Hand über seiner Verletzung. »Der Witz wird auf seine Kosten gehen.«
»Vielleicht läßt er dich beim nächsten Mal nicht mehr davonkommen, Krage.« Angst huschte über Krages Gesichtszüge. »Shed, entweder er oder ich. Wenn ich ihn nicht umbringe, bricht mir mein Geschäft auseinander.« »Was ist mit deinem Geschäft, wenn er dich umbringt?« Wieder die aufflackernde Furcht. »Ich habe keine andere Wahl. Halte dich bereit, wenn ich dich brauche, Shed. Schon bald.«
Shed nickte und zog sich zurück. Er sollte aus dem Stiefel verschwinden, dachte er. Er konn- te es sich leisten. Aber wohin konnte er gehen? Krage würde ihn überall in Juniper finden. Weglaufen war auch wenig reizvoll. Die Lilie war sein Zuhause. Er mußte diese Sache durch- stehen. Der eine oder der andere würde sterben, und in jedem Fall wäre er aus der Klemme heraus.
Jetzt saß er gerade mittendrin. Er haßte Krage. Krage hatte ihn jahrelang gedemütigt, ihn in Schulden gehalten, ihm mit unglaublichen Zinssätzen buchstäblich das Essen vom Mund weggeklaut. Andererseits konnte Raven ihn mit der schwarzen Burg und den Verbrechen in der Einfriedung in Verbindung bringen.
Die Wächter machten Jagd auf jemanden, der eine Menge altes Geld ausgab. Offiziell wurde dazu wenig verlautet, aber daß Bullock sich mit dem Fall befaßte, zeigte Shed, wie ernst man den Fall oben auf dem Hügel nahm. Ihn hätte beinahe der Schlag getroffen, als Bullock die Lilie betrat.
Was war aus dem Überfahrtsgeld geworden? Shed hatte nichts davon gesehen. Er vermutete, daß Raven es noch hatte. Er und Raven waren jetzt Partner… »Was hat Krage gesagt?« fragte Raven, als Shed wieder in der Lilie ankam. »Will, daß ich ihm helfe, dich umzubringen.« »Das dachte ich mir. Shed, das Jahr ist schon fast vorbei. Es wird Zeit, daß Krage von der Bildfläche verschwindet. Auf welcher Seite stehst du, Partner? Auf seiner oder meiner?« »Ich… Äh…«
»Auf lange Sicht bist du besser dran, wenn du Krage los bist. Irgendwann würde er doch noch einen Weg finden, um die Lilie zu bekommen.« Wohl wahr, dachte Shed bei sich. »Also gut. Was machen wir?«
»Morgen gehst du zu ihm und sagst, daß du glaubst, ich habe Leichen verkauft. Daß du denkst,

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