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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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und spielte Mumie unter seinen Verbänden. Bullock schmunzelte. »Werden die Kunden bockig, Krage? Oder wollte sich einer von dei- nen Jungens selbst befördern?«
Krage musterte uns mit ausdruckslosem Gesicht. »Kann ich Euch behilflich sein, Inquisi- tor?«
»Wahrscheinlich nicht. Du würdest mich doch noch anlügen, wenn die Wahrheit deine Seele retten könnte, du Blutsauger. «
»Schmeichelei bringt dich nicht weiter. Was willst du, du Parasit?« Harter Junge, dieser Krage. Aus der gleichen Form gegossen wie Bullock, aber er war in ei- nen gesellschaftlich weniger angesehenen Beruf abgeglitten. Zwischen beiden gab es keine großen Unterschiede, dachte ich. Priester und Geldverleiher. Und das war es, was Krage gera- de sagte.
»Wie putzig. Ich suche jemanden.«
»Isses wahr.«
»Er hat viel altes Geld. Münzen aus der Cajianer Zeit.« »Sollte ich ihn kennen?«
    Bullock zuckte die Achseln. »Vielleicht hat er Schulden bei jemandem.«
»Hier unten kennt Geld keine Herkunft, Bullock.« »Ein Sprichwort aus dem Stiefel«, sagte Bullock zu mir gewandt. Er sah Krage wieder an. »Dieses Geld kennt sehr wohl eine. Sagen wir einmal, dieses Geld sollte besser eine kennen. Das ist eine große Sache, Krage. Kein Schaun-wir-mal-und-spielen-wir-uns-auf. Kein freund- schaftliches Gedrängel. Das hier ziehen wir voll durch. Wenn jemand mit etwas hinterm Berg hält, fällt er mit dem Typen auf die Nase. Denk daran, daß Bullock das gesagt hat.« Eine Sekunde lang machte Bullock Eindruck. Die Nachricht kam an. Dann setzte Krage wie- der seine steinerne Miene auf. »Ihr schnüffelt am falschen Baum, Inquisitor.« »Ich sag’s dir nur, damit du Bescheid weißt.« »Was hat der Kerl angestellt?«
»Sich jemanden vorgenommen, mit dem man das nicht macht.« Krages Augenbrauen rutschten in die Höhe. Er machte ein verdutztes Gesicht. Ihm fiel nie- mand ein, auf den diese Beschreibung paßte. »Wen denn?« »Äh-ähh. Deine Jungens sollen bloß kein altes Geld annehmen, ohne daß du die Quelle überprüfst und mir Bescheid gibst. Kapiert?« »Alles gesagt, Inquisitor?«
»Ja.«
»Solltet Ihr dann nicht gehen?«
Wir gingen. Ich kannte die Spielregeln nicht, wußte also nicht, wie die Hiesigen diesen Aus- tausch bepunkteten. Ich hielt ihn für verdammt knapp. Draußen fragte ich: »Hätte er es uns gesagt, wenn man ihn in alten Münzen bezahlt hätte?« »Nein. Zumindest nicht, bevor er sich das nicht näher angesehen hätte. Aber er hat kein altes Geld gesehen.«
Ich fragte mich, warum er das dachte. Ihn fragte ich nicht. Dies waren seine Leute. »Viel- leicht weiß er was. Ein paarmal dachte ich, ich hätte in seinem Blick etwas glitzern sehen.« »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wir lassen ihn schmoren.« »Wenn du ihm vielleicht den Grund gesagt hättest…« »Nein! Das darf nicht nach draußen dringen. Nicht einmal gerüchteweise. Wenn die Leute denken, daß wir ihre Toten oder sie selbst nach ihrem Abgang nicht beschützen können, wür- de die Hölle losbrechen.« Er machte eine hackende Handbewegung. »So sähe es dann aus mit Juniper. Knirsch.« Wir gingen weiter. Er brummte: »Die Hölle würde losbrechen.« Und einen halben Straßenzug weiter: »Deswegen müssen wir diese Kerle erwischen. Nicht so sehr, um sie zu bestrafen, sondern um ihnen das Maul zu stopfen.« »Ich verstehe.« Wir gingen langsam wieder in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
    Wir wollten weiter die Kneipen abgrasen und einen Geldverleiher namens Gilbert aufsuchen,
sobald wir sein Gebiet erreichten. »Hey?« Bullock blieb stehen. »Was?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich dachte, ich hätte ein Gespenst gesehen. Einen Kerl weiter die Straße hinauf… Der ging wie jemand, den ich mal kannte.« »Vielleicht war er es ja.«
»Nee. Lange her und weit weg. Ist schon lange tot. Liegt wohl daran, daß ich vor kurzem an ihn gedacht habe.«
»Ich denke mal, daß wir noch Zeit für ein halbes Dutzend Besuche haben. Dann gehen wir wieder nach oben. Will hier nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr herumhängen.« Ich sah ihn an und hob eine Augenbraue. »Verdammt, Mann, wenn die Sonne untergeht, dann wird es hier unten manchmal gefähr- lich.« Er lachte leise und schenkte mir ein seltsames Lächeln. Es kam von Herzen.
Einen Augenblick lang mochte ich ihn.

FÜNFZEHNTES KAPITEL
Juniper: Tod eines Gangsters
    Shed hatte lange und heftige Auseinandersetzungen mit seiner Mutter. Sie klagte ihn zwar nicht direkt an, aber sie ließ auch wenig Zweifel daran,

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