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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Bullock zeigte auf ein Gebüsch entlang der Einfriedungsmauer. »Da sind un- sere Knaben reingegangen.« Er zeigte auf eine Baumgruppe auf der anderen Straßenseite. »Da haben sie ihre Wagen abgestellt. Wir haben einen Zeugen, der sie gesehen hat. Mit Holz beladen, sagt er. Komm mit. Ich zeige es dir.« Er zwängte sich in die Büsche, ging auf alle viere herunter. Ich folgte ihm murrend, weil ich dabei naß wurde. Der Nordwind trug nichts dazu bei, die Lage zu verbessern.
Das Innere der Einfriedung war heruntergekommener als das Äußere. Bullock wies auf meh- rere Dutzend Holzbündel, die neben dem Durchbruch in den Büschen lagen. »Sieht so aus, als ob sie eine Menge weggeschafft hätten.« »Ich denke, daß sie auch eine ganze Menge gebraucht haben, um die Leichen abzudecken. Sie haben es dort oben zusammengeschnitten.« Er zeigte auf Baumgruppen über uns, in Rich- tung Duretile. Die Burg hob sich düster vor Zirruswolken ab, ein grauer Steinhaufen, der nur ein Erdbeben weit vom Zusammenfallen entfernt war. Ich untersuchte die Bündel. Bullocks Mitarbeiter hatten sie hergezerrt und aufgestapelt, was vielleicht nicht das beste Beispiel für gute Ermittlerarbeit war. Für mich sah es so aus, als ob sie über einen Zeitraum von mehreren Wochen geschnitten und gebündelt worden waren. Ei-
    nige Schnittkanten waren verwitterter als andere. Ich wies Bullock darauf hin.
»Hab ich auch schon bemerkt. So wie ich das sehe, hat sich hier jemand regelmäßig Holz geholt. Der Eingang zu den Katakomben wurde zufällig gefunden. Von da an wurden sie gie- rig.«
»Hmmm.« Ich musterte den Holzhaufen. »Meinst du, sie haben es verkauft?« »Nein. Soviel wissen wir. Niemand hat Holz aus der Einfriedung verkauft. Wahrscheinlich eine Familie oder mehrere Nachbarn, die das Holz für sich selbst verwenden.« »Habt ihr die Mietwagen schon überprüft?« »Für wie dumm hältst du die Leute hier? Daß sie für einen Katakombenraub einen Wagen anmieten?«
Ich zuckte die Achseln. »Wir rechnen doch damit, daß einer von ihnen dumm ist, oder?« »Du hast recht«, gab er zu. »Man hätte das überprüfen sollen. Aber es ist schwierig, wenn ich der einzige bin, der den Mumm hat, im Stiefel Beinarbeit zu leisten. Ich hoffe, daß wir woanders Glück haben. Wenn es sein muß, werde ich mich darum kümmern. Wenn nichts Wichtigeres ansteht.«
»Kann ich die Stelle sehen, an der sie eingestiegen sind?« fragte ich. Er wollte es mir abschlagen. Statt dessen sagte er: »Das liegt ziemlich weit weg. Dafür brau- chen wir über eine Stunde. Ich würde lieber weiter in dieser Krage-Sache herumstochern, so- lange sie noch heiß ist.«
Ich zuckte die Achseln. »Dann eben ein anderes Mal.« Wir stiegen in Krages Gebiet hinunter und begannen unseren Streifzug. Bullock hatte immer noch einige Verbindungsleute aus seiner Jugend. Wenn man sie mit ein paar Gersh an- gemessen ermunterte, wurden sie gesprächig. Ich durfte nicht dabei sein. Ich verbrachte die Zeit damit, an einem Bier zu nippen, wobei man mich entweder umschmeichelte oder mich mied, als hätte ich die Pest. Wenn man mich fragte, stritt ich nicht ab, ein Inquisitor zu sein. Bullock setzte sich zu mir. »Vielleicht haben wir doch nichts. Es gibt alle möglichen Ge- rüchte. Eines besagt, daß seine eigenen Leute ihn erledigt hätten. Ein anderes sagt, es wäre die Konkurrenz gewesen. Er setzt seine Nachbarn ein bißchen sehr unter Druck.« Er nahm einen Becher Wein auf Kosten des Hauses an, was ich bei ihm zuvor noch nie gesehen hatte. Ich schrieb es einer gewissen Geistesabwesenheit zu. »Eins können wir jedoch überprüfen. Er war ganz heiß darauf, einen Ausländer zu erledigen, der ihn in aller Öffentlichkeit lächerlich gemacht hat. Einige meinen, daß es eben dieser Aus- länder war, der ihn aufgeschlitzt hat.« Er holte eine Liste hervor und überflog sie. »Ich erwar- te nicht, daß dabei etwas Größeres für uns herausspringt. In der Nacht, als Krage verschwand, gab es etliches an Krach und Gezeter. Natürlich keinen einzigen Augenzeugen.« Er grinste. »Ohrenzeugen sagen, daß es ein ausgedehnter Kampf war. Das läßt mich eher an die Theorie von der Palastrevolte glauben.«
»Was hast du da?«
    »Eine Liste von Leuten, die möglicherweise Holz aus der Einfriedung geschafft haben. Eini-
ge haben sich vielleicht gegenseitig gesehen. Ich dachte, daß ich vielleicht etwas Interessantes entdecke, wenn ich ihre Geschichten miteinander vergleiche.« Er winkte weiteren Wein her- bei.

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