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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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sie den üblichen Gewichtsmaßen entsprach. Wie konnte er das Gold nur loswerden? Es an einen Schiffskapitän verkaufen, der auf dem Weg nach Süden war? Das war das übliche Verfahren. Er steckte es in sein allergeheimstes Versteck zu dem Amulett der Schwarzen Burg. Ein nutzloses Vermögen. Er zählte den Rest ab. Achtundzwanzig Silberstücke und einige Leva in Kupferstücken. Genug für seine Mutter und für Sal. Lange nicht genug, um Gilbert abzuschütteln. »Immer noch in der verdammten Geldfalle«, jammerte er.
Sues Schmuck fiel ihm wieder ein. Er grinste böse und brummte: »Das mache ich.« Er steckte sich alles in die Taschen, ging wieder ins Erdgeschoß, zahlte die Diener seiner Mutter aus, gab Lisa Bescheid: »Ich bin für eine Weile unterwegs.« Zuerst stellte er sicher, daß Wallys Familie versorgt war, dann schlenderte er zu Gilberts Haus. Dort schien niemand zu sein. Im Unterschied zu Krage glaubte Gilbert nicht, ein ganzes Heer zur Hand haben zu müssen, aber er hatte mehrere Knochenbrecher. Sie waren alle fort. In Gilberts Büro hielt sich allerdings jemand auf, weil Lampenlicht hinter den Vorhängen zu sehen war. Er lächelte nachdenklich und eilte im Laufschritt zur Lilie zurück. Er ging zu einem Tisch in den Schatten, nahe dem, an dem Raven früher gesessen hatte. Dort saßen zwei ausländische Seeleute. Harte Brocken, das sah man ihnen auch im Dunkeln an. Sie kamen schon seit einiger Zeit hierher. Sie sagten, daß sie und ihre Freunde, die sich ab und zu blicken ließen, ihr Schiff versäumt hatten. Sie warteten auf ein neues. Shed konnte sich nicht daran erinnern, daß je der Name ihres Heimathafens gefallen war. »Wollt ihr Jungens euch etwas Geld verdienen?« fragte er. »Wer will das nicht?« erwiderte einer.
Und der andere: »Woran denkst du denn?« »Ich habe da ein kleines Problem. Ich muß mit jemandem ein Geschäft abwickeln. Es kann gut sein, daß er Ärger macht.«
»Und du willst Rückendeckung haben, ja?« Shed nickte.
Der andere Seemann sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Wer ist es?« »Er heißt Gilbert. Ein Geldverleiher. Schon von ihm gehört?« »Jawoll.«
»Ich bin gerade an seinem Haus vorbeigegangen. Sieht nicht so aus, als ob außer ihm noch jemand dort sei.«
Die Männer wechselten einen Blick. Der Größere sagte: »Ich sage dir was. Ich hol noch ei-
    nen Freund von uns.«
»Ich kann mir keine ganze Armee leisten.« »Kein Problem, wirklich nicht. Ihr beide macht miteinander aus, was du uns zwei bezahlen würdest; er kommt gratis mit. Ich fühl mich einfach wohler, wenn er dabei ist.« »Ein harter Kerl?«
Die beiden grinsten. Einer zwinkerte dem anderen zu. »Ja. So etwas hast du noch nicht ge- sehen.«
»Dann hol ihn.«
Einer ging. Shed feilschte mit dem anderen. Aus schmalen harten Augen beobachtete Lisa sie von der anderen Seite des Raumes. Shed kam zu dem Entschluß, daß sie sich zu rasch und zu tief in seine Angelegenheiten mischte. Der dritte Mann war ein froschgesichtiger Bursche, der kaum fünf Fuß groß war. Shed starr- te ihn stirnrunzelnd an. Der Mann, der ihn geholt hatte, sagte: »Ich hab doch gesagt, er ist ein echt harter Brocken.«
»Ach ja? In Ordnung. Los geht’s.« Mit drei Mann als Begleitung fühlte er sich schon um hundert Prozent besser, obwohl er keine echte Garantie dafür hatte, daß sie ihm auch helfen würden, wenn Gilbert etwas anfangen sollte. Als Shed eintrat, hielten sich zwei Schläger im Vorraum auf. Er sagte zu ihnen: »Ich will Gilbert sprechen.«
»Und wenn er nicht mit dir sprechen will?« Die übliche Routine. Shed wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Einer seiner Begleiter nahm ihm die Sorge ab. »Eine Wahl hat er ja nicht gerade, oder? Falls all das Fett nicht getarnte Muskelmasse ist.« Er holte ein Messer hervor und begann sich die Nägel zu säubern. Sein Verhalten erinnerte Shed so sehr an Raven, daß er erschrocken zusammenfuhr. »Er ist hinten im Büro.« Der fette Schläger wechselte einen Blick mit seinem Gefährten. Shed vermutete, daß einer loslaufen würde, um Hilfe zu holen. Er setzte sich in Bewegung. Sein froschgesichtiger Begleiter sagte: »Ich bleibe hier drau- ßen.«
Shed stieß die Tür zu Gilberts Büro auf. Der Geldverleiher hatte einen Sack Leva auf seinem Tisch und wog die einzelnen Münzen auf einer Feinwaage ab; die minderwertigen sortierte er aus. Wütend blickte er auf. »Verdammt noch mal, was soll das?« »Ein paar Freunde wollten mal mit mir vorbeischauen und sich ansehen, wie du

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