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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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so deine Geschäfte tätigst.«
»Mir gefällt es nicht, was das über unsere Beziehung aussagt, Shed. Es besagt, daß du mir nicht traust.«
Shed zuckte die Achseln. »Es gehen da ein paar häßliche Gerüchte um. Daß du und Sue
    mich reinlegen wolltet. Um mir die Lilie abzunehmen.«
»Sue, ja? Wo ist sie, Shed?«
»Also gibt’s doch eine Verbindung, oder?« Shed setzte eine betroffene Miene auf. »Ver- dammt sollst du sein. Deswegen hat sie meinen Antrag abgelehnt. Du Schuft. Sie will mich nicht einmal mehr sehen. Der Gorilla an ihrer Tür sagt mir dauernd, sie sei nicht da. Hast du das eingefädelt, Meister Gilbert? Weißt du, ich mag dich eigentlich nicht besonders.« Gilbert warf ihnen einen bösen einäugigen Blick zu. Einen Augenblick lang schien es, als ob er sich seine Chancen ausrechnete. Dann schlenderte der kleine Mann herein, lehnte sich ge- gen die Wand und verzog den breiten Mund zu einem höhnischen Lächeln. Gilbert sagte: »Bist du gekommen, um zu quatschen oder um Geschäfte zu machen. Wenn es ums Geschäft geht, dann los. Ich will diese Typen hier raus haben. Die Gegend bekommt sonst noch einen schlechten Ruf.«
Shed holte einen Lederbeutel hervor. »Den schlechten Ruf hast du, Gilbert. Ich habe Leute sagen hören, daß sie mit dir keine Geschäfte mehr machen werden. Sie sind der Ansicht, daß es nicht recht ist, wenn du versuchst, Leute um ihren Grund und Boden zu betrügen.« »Halt die Klappe und gib mir Geld, Shed. Wenn du bloß jammern willst, dann verschwin- de.«
»Dafür, daß es vier zu eins gegen ihn steht, riskiert er eine mächtig große Lippe«, sagte einer der Männer. Einer seiner Kameraden ermahnte ihn in einer anderen Sprache. Gilbert starrte sie auf eine Weise an, die zeigen sollte, daß er sich ihre Gesichter einprägte. Der kleine Mann grinste ihm zu und winkte ihn mit dem Finger heran. Gilbert kam zu dem Schluß, daß es noch warten konnte.
Shed zählte ihm die Münzen hin. Gilberts Augen weiteten sich, als der Stapel wuchs. Shed sagte: »Ich habe dir doch gesagt, daß ich an einem Geschäft dran bin.« Er warf Sues Schmuck dazu.
Einer seiner Gefährten hob den Armreif auf und besah ihn sich näher. »Wieviel schuldest du diesem Typen?«
Gilbert stieß eine Zahl hervor, die Shed für übertrieben hielt. »Du gibst ihm zuviel, Shed«, stellte der Seemann fest. »Ich will bloß die Beleihung dieses Schakals auf meine Kneipe loswerden.« Erstarrt und aschfahl starrte Gilbert auf den Schmuck. Er befeuchtete sich die Lippen und griff nach einem Ring. Seine Hand zitterte. Shed verspürte eine Mischung aus Angst und boshafter Freude. Gilbert kannte diesen Ring. Vielleicht war er ab jetzt ein bißchen vorsichtig, wenn es darum ging, Marron Shed das Leben schwerzumachen. Oder er kam vielleicht auf die Idee, ein paar Kehlen durchschneiden zu müssen. Gilbert hatte einige der gleichen Ego-Probleme, unter denen auch Krage gelitten hat- te.
»Das sollte eigentlich mehr als genug sein, Meister Gilbert. Auch für den großen Kredit. So-
    gar mit den Extrazinspunkten. Ich will meinen Leihschein zurückhaben.«
Wie betäubt holte Gilbert das Papier aus einem Kasten auf dem Regal hinter ihm. Er wandte den Blick nicht von dem Ring.
Shed vernichtete die Beleihungsnotiz sofort. »Kann es sein, daß ich dir doch noch etwas schuldig bin, Meister Gilbert? Ja, ich denke schon. Nun, ich werde mein Bestes tun, damit du all das bekommst, was dir zusteht.«
Gilbert kniff wütend sein Auge zu. Shed glaubte einen Hauch von Furcht in seinem Blick zu sehen. Das gefiel ihm. Vor Marron Shed hatte sonst niemand Angst, nur Asa, und der zählte nicht.
Besser, er verschwand jetzt, bevor er sein Glück überbeanspruchte. »Danke, Meister Gilbert. Wir sehen uns bald wieder.«
Als er durch den Vorraum ging, stellte er erstaunt fest, daß Gilberts Männer vor sich hin schnarchten. Der Mann mit dem Froschgesicht grinste. Draußen entlohnte Shed seine Bewa- cher. »Er hat nicht so viel Ärger gemacht, wie ich erwartet habe.« »Du hattest ja auch uns dabei«, sagte der kleine Mann. »Komm, wir gehen zu dir und trin- ken ein Bier.«
»Er sah aus, als hätte er einen Schock erlitten«, stellte einer der anderen fest. Der kleine Mann fragte: »Wie bist du überhaupt bei einem Geldverleiher so tief in die Krei- de geraten?«
»Ein Weib. Ich dachte, daß ich sie heiraten würde. Sie hat mich aber bloß ausgenommen. Schließlich bin ich aufgewacht.«
Seine Gefährten schüttelten die Köpfe. Einer sagte: »Weiber. Paß bei

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