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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Jedes Verwaltungsgebäude, jedes Waffenlager, jede Befestigungsanlage, sogar das Hauptquartier der Wächter in der Einfriedung. Und das Leben ging seinen gewohnten Gang. Die einzigen geringfügigen Schwierigkeiten ergaben sich, als Rebellenflüchtlinge einen Aufstand anzuzetteln versuchten und – sehr zutreffend -den Herzog beschuldigten, die Lady nach Juniper gebracht zu haben. Den Menschen von Juniper war das ziemlich egal. Im Stiefel gab es allerdings Probleme. Elmo wollte das Elendsviertel aufräumen. Einige Slumbewohner wollten nicht aufgeräumt werden. Er schickte Candys Truppen zu Einsätzen los, bei denen die Organisationen der Verbrechensfürsten gewaltsam zerschlagen wurden. Ich sah die Notwendigkeit dafür nicht ein, aber klügere Köpfe als ich hegten die Befürchtung, daß die Banden zu Keimzellen eines zukünftigen Widerstandes werden konnten. Alles, was dieses
    Potential besaß, mußte sofort zermalmt werden. Ich denke, daß man sich auch der Hoffnung
hingab, daß dieses Vorgehen allgemeinen Beifall finden würde. Am dritten Tag nach dem Eintreffen der Schar brachte Elmo den Leutnant in mein Haus am Hügel. »Wie geht es voran?« fragte ich. Seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war der Leutnant furchtbar gealtert. Die Reise nach Westen war schlimm gewesen. »Die Stadt ist gesichert«, sagte er. »Ist ein echter Misthaufen, nicht wahr?« »Das kann man wohl sagen. Der reinste Schweinestall.« »Was gibt’s?«
Elmo sagte: »Er muß sich das Zielobjekt ansehen.« Ich hob eine Braue.
Der Leutnant sagte: »Der Hinker sagt, daß wir diesen Ort erstürmen werden. Ich weiß nicht, wann. Der Hauptmann will, daß ich mir die Sache ansehe.« »Na, das wird mal lustig«, brummte ich. »Mit einem Überraschungsangriff wird’s jedenfalls nichts.« Ich zog mir den Mantel über. Auf den Hängen war es kalt. Als ich den Leutnant hin- aufführte, kamen Elmo und Einauge mit. Tief in Gedanken musterte er die Burg. Schließlich sagte er: »Mir gefällt das nicht. Nicht ein bißchen.« Er spürte das kalte Grauen dieses Ortes. »Ich habe einen Mann, der drinnen gewesen ist«, sagte ich. »Aber laß das die Unterworfe- nen nicht wissen. Eigentlich soll er tot sein.« »Was wird er mir sagen können?«
»Nicht viel. Er ist nur nachts dort gewesen, in einem Hof hinter dem Tor.« »Mm-hmm. Die Unterworfenen haben auch ein Mädchen oben in Duretile. Ich habe mich mit ihr unterhalten. Sie konnte mir nichts sagen. War nur einmal dort und hatte damals zuviel Angst, um sich umzusehen.«
»Sie lebt noch?«
»Ja. Das ist die, die ihr eingefangen habt? Ja. Sie lebt. Offenbar auf Befehl der Lady. Eine fiese kleine Hexe. Laßt uns mal einen Gang drumherum machen.« Wir erreichten den Hang auf der anderen Seite, wo das Gelände schwierig wurde und Ein- auge beinahe ständig zeterte. Der Leutnant verlieh dem Offensichtlichen Ausdruck. »Von hier aus kommen wir da nicht ran. Nicht ohne die Hilfe der Unterworfenen.« »Wir brauchen eine Menge Hilfe, um überhaupt aus irgendeiner Richtung herankommen zu können.«
Er sah mich fragend an.
Ich berichtete ihm von Feders Schwierigkeiten in der Nacht, als wir Shed und seine Schankmaid eingefangen hatten.
    »Seitdem noch was?«
»Nix. Vorher auch nicht. Mein Informant hatte auch nichts Ungewöhnliches gesehen. Aber, verdammt noch mal, das Ding steht mit dem Gräberland in Verbindung. Der Dominator steckt dahinter. Du weißt doch, daß das kein Zuckerschlecken werden wird. Die wissen, daß sich hier draußen Ärger zusammenbraut.«
Einauge gab ein leises Aufquieken von sich. »Was ist?« fauchte der Leutnant. Einauge streckte eine Hand aus. Wir blickten die Mauer hinauf, die gute sechzig Fuß über uns in die Höhe ragte. Ich konnte nichts entdecken. Ebensowenig der Leutnant. »Was ist?« fragte er noch einmal.
»Etwas hat uns beobachtet. Ein ziemlich fieses Geschöpf.« »Ich hab es auch gesehen«, meldete sich Elmo zu Wort. »Lang, dürr, ein Typ mit gelber Haut und Augen wie eine Schlange.« Ich betrachtete nachdenklich die Mauer. »Wie hast du das von hier aus sehen können?« Elmo erschauerte und zuckte die Achseln. »Ich konnte es eben. Und es hat mir nicht gefal- len. Der sah aus, als ob er mich beißen wollte.« Wir kämpften uns durch Gebüsch und über Geröll, behielten mit dem einen Auge die Burg im Blick und mit dem anderen den Hang. El- mo brummte: »Ein hungriger Blick. Das war es.« Wir erreichten den Felsgrat westlich der Burg. Der Leutnant blieb stehen. »Wie dicht kann

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