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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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ging zu ihm hinüber. »Und was für schlechte Nachrichten hast du für mich?« »Der verdammte Shed. Ist uns bei der ganzen Verwirrung entwischt.« »Welche Verwirrung?«
»Als die Unterworfenen sich auf die Burg einschossen, hat die ganze Stadt völlig durchge- dreht. Wir haben Shed aus den Augen verloren. Als Goblin ihn endlich wiederfand, befand er sich auf einem Schiff nach Meadenvil. Ich habe versucht, es am Auslaufen zu hindern, aber sie haben nicht angehalten. Ich hab sie zusammengeschossen, schnappte mir dann ein Boot und versuchte sie einzuholen, aber ich kam nicht mehr hinterher.« Ich beschimpfte Pfandleiher, widerstand dem Drang, ihn zu erwürgen, setzte mich hin und begann nachzudenken.
»Was ist eigentlich mit ihm los, Pfand? Wovor hat er Angst?« »Vor allem, Croaker. Vor seinem eigenen Schatten. Ich schätze mal, er hat gedacht, daß wir ihn umbringen würden. Goblin meinte, es wäre mehr gewesen als nur das, aber du weißt ja, er verkompliziert die Dinge gerne.«
»Und auf welche Weise diesmal?«
»Goblin sagt, er will einen glatten Schlußstrich unter den alten Shed ziehen. Die Angst vor uns war die erforderliche Motivation, um sich in Bewegung zu setzen.« »Einen Schlußstrich?«
»Du weißt schon. Fort von der Schuld für all das, was er getan hat. Und von den Strafmaß- nahmen der Inquisitoren. Bullock weiß, daß er bei dem Katakombenbruch dabei war. Sobald er wieder hier wäre, würde Bullock ihm ins Genick springen.«
    Ich starrte auf den dämmerigen Hafen hinaus. Immer noch legten Schiffe ab. Die Piers sahen
nackt aus. Wenn die Ausländer weiter flohen, würden wir sehr unbeliebt werden. Juniper war stark vom Außenhandel abhängig.
»Such Elmo. Sag ihm Bescheid. Sag ihm, daß ich der Meinung bin, daß du Shed folgen soll- test. Such Kingpin und die anderen Jungens und bring sie zurück. Wenn du schon dabei bist, finde auch gleich heraus, was mit Darling und Bullock ist.« Er machte ein Gesicht wie ein Todgeweihter, aber er schwieg. Es gingen schon einige Patzer auf sein Konto. Daß er jetzt von seinen Kameraden getrennt wurde, war eine recht milde Stra- fe. »Jawohl«, sagte er und flitzte davon. Ich widmete mich wieder der anstehenden Aufgabe. Das Durcheinander wich der Ordnung, als die Männer die Arbeiter in Gruppen einteilten. Erde flog durch die Luft. Zuerst ein guter tiefer Graben, damit die Kreaturen aus der Burg Schwierigkeiten mit dem Herauskommen hatten, dann eine Palisade dahinter. Eine Unterworfene blieb in der Luft, kreiste hoch über uns und behielt die Burg im Auge. Aus der Stadt kamen Wagen herangerollt, die Holz und Bauschutt brachten. Weiter unten rissen andere Arbeitsmannschaften Häuser ab, um Baumaterial zu gewinnen. Obwohl es sich um Gebäude handelte, die eigentlich unbewohnbar und für eine Besetzung ungeeignet waren und lange schon abgerissen gehört hätten, lebten doch Menschen darin, die uns nicht dafür lieben würden, daß wir ihre Behausungen vernichteten. Einauge und ein Feldwebel namens Shaky führten einen großen Arbeitstrupp um die Burg herum zum unzugänglichsten Hang und begannen einen Tunnel auszuheben, der einen Teil der Burgmauer über den Steilhang zum Einsturz bringen sollte. Sie versuchten nicht, ihr Vor- haben zu verbergen. Das wäre auch sinnlos gewesen. Die Wesen, mit denen wir es zu tun hat- ten, vermochten jede Täuschung zu durchschauen. Der tatsächliche Mauerdurchbruch war eine schwere Aufgabe. Die Saboteure mußten sich durch viele Meter massiven Felsgesteins hindurchwühlen. Dies Unterfangen war eines von mehreren Täuschungsmanövern, die der Leutnant einsetzen wollte. So wie er jedoch eine Belagerung plant, kann das Täuschungsmanöver von heute zum Hauptvorstoß von morgen werden. Mit einem Arbeitskraftvolumen wie Juniper im Rücken konnte er alle Möglichkeiten voll ausschöpfen. Beim Betrachten der fortschreitenden Belagerungsarbeiten empfand ich einen gewissen Stolz. Ich bin schon seit langer Zeit bei der Schar. Ein so ehrgeiziges Projekt hatten wir noch nie unternommen. Man hatte uns nie die Mittel dafür gegeben. Ich wanderte umher, bis ich den Leutnant entdeckte. »Worum geht es eigentlich?« Niemand sagte mir etwas. »Sie werden einfach bloß festgenagelt, damit sie nicht herauskönnen. Dann springen ihnen die Unterworfenen ins Genick.«
Ich grunzte. Schlicht und einfach. Ich hatte etwas Komplizierteres erwartet. Die Kreaturen in der Burg würden sich wehren. Ich vermute, daß der Dominator schon langsam unruhig wurde und an

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