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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Schwarzen Schar machten der Mannschaft Beine. Er verzog sich wieder in sein Versteck. Nach den Verlusten, die diese Männer erlitten hat- ten, würden sie ihn lieber ausliefern, als noch weitere hinzunehmen. Falls sie erkannten, daß er es war, den Pfandleiher haben wollte. Wie war der Mann ihm auf die Spur gekommen? Zauberei. Natürlich. Das mußte es sein. Bedeutete das, daß sie ihn überall aufspüren konnten?

FÜNFUNDDREISSIGSTES KAPITEL
Juniper: Schlechte Neuigkeiten
    Der Rabatz war vorbei. Eigentlich war es ein recht spannendes Schauspiel gewesen, aber nicht ganz so beeindruckend wie einige andere, die ich schon gesehen hatte. Die Schlacht auf der Zährenstiege. Die Kämpfe um Charm. Das hier war alles nur eine farbenprächtige Schau gewesen und erschütterte die Leute von Juniper viel mehr als uns oder die Bewohner der Schwarzen Burg. Sie fügten uns keinen Schaden zu. Und das Schlimmste, was ihnen zugesto- ßen war, waren die Todesfälle vor ihrem Tor. Das Feuer in der Burg hatte keinen echten Schaden angerichtet.
Eine ziemlich verrußte Wisper parkte ihren Teppich vor meinem Hauptquartier und kam hereingestampft. Sie sah zerzaust aus, schien aber unverletzt zu sein. »Was hat das ausge- löst?« fragte sie.
Der Leutnant gab eine Erklärung ab.
»Sie kriegen allmählich Angst«, sagte sie. »Vielleicht sind sie sogar verzweifelt. Haben sie versucht, euch fortzuscheuchen oder gefangenzunehmen?« »Ganz bestimmt gefangenzunehmen«, sagte ich. »Bevor sie herauskamen, hatten sie uns mit einer Art Schlafzauber belegt.« Einauge steuerte ein Nicken zu meiner Aussage bei. »Warum ist es ihnen nicht gelungen?«
»Einauge hat den Zauberbann gebrochen. Hat den Spieß umgedreht. Wir haben drei von ih- nen getötet.«
»Ah ja! Kein Wunder, daß sie wütend waren. Ihr habt einen mitgebracht?« »Ich dachte, wir verstehen sie vielleicht besser, wenn ich einen aufschneide, um festzustel- len, woraus er eigentlich besteht.«
Wisper versackte in ihrer Trance und hielt Zwiesprache mit unser aller Gebieterin. Sie tauchte wieder hoch. »Eine gute Idee. Aber das Aufschneiden besorgen Feder und ich. Wo ist die Leiche? Ich nehme sie gleich nach Duretile mit.« Ich zeigte auf die Leiche, die für alle sichtbar dalag. Sie ließ sie von zwei Männern zu ihrem Teppich bringen. Ich brummte: »Man traut uns ja wohl rein gar nichts mehr zu.« Wisper hörte mich. Sie gab keinen Kommentar ab.
Sobald die Leiche verladen war, sagte sie zu dem Leutnant: »Beginnt sofort mit den vorläu- figen Belagerungsarbeiten. Einen Graben um die Burg. Hinker wird dir dabei helfen. Wahr- scheinlich werden die Kreaturen des Dominators ausbrechen oder Gefangene machen wollen. Laß das nicht zu. Ein Dutzend Gefangene würde es ihnen ermöglichen, den Weg zu öffnen. Ihr würdet euch dem Dominator gegenübersehen. Er wäre nicht sehr freundlich.« »Isses wahr.« Der Leutnant kann sich als hartgesottener Hurensohn geben, wenn ihm danach ist. In solchen Augenblicken konnte ihn nicht einmal die Lady einschüchtern.
    »Warum verschwindet Ihr nicht? Kümmert Euch um Eure Arbeit, und ich kümmere mich
um meine.«
Seine Bemerkungen waren zwar nicht gerade passend, aber er hatte von Unterworfenen im allgemeinen die Schnauze voll. Er war monatelang mit dem Hinker marschiert, und der Hin- ker hielt sich für einen Heerführer. Er war dem Leutnant und dem Hauptmann schwer auf die Nerven gegangen. Und vielleicht war das auch der Grund für die Reibereien zwischen der Schar und den Unterworfenen. Auch der Hauptmann hatte seine Grenzen, obgleich er diplo- matischer vorging als der Leutnant. Wenn ihm irgendwelche Befehle nicht paßten, ignorierte er sie.
Bei einem Spaziergang sah ich mir die Grabarbeiten um die Schwarze Burg an. Zwangsre- krutierte Arbeiter aus dem Stiefel kamen mit Schaufeln über der Schulter und Angst im Blick den Hügel hinauf. Unsere Männer legten ihre Werkzeuge beiseite und übernahmen Aufpas- ser- und Aufseherfunktionen. Ab und zu murrte die Schwarze Burg los und versuchte sich kraftlos einzumischen wie ein Vulkan, der leise vor sich hin grummelt, nachdem er sein Pul- ver verschossen hat. Manchmal stoben die Arbeiter auseinander und mußten dann wieder zu- sammengetrieben werden. Von dem guten Eindruck, den wir zuvor mühsam aufgebaut hatten, ging eine Menge wieder flöten.
Ein betreten, aber auch zornig dreinblickender Pfandleiher suchte nach mir mit ernster Mie- ne, die durch das Nachmittagslicht noch verstärkt wurde. Ich setzte mich ab und

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